"Weil wir das Spiel unseres Lebens machen"

Von Interview: Florian Regelmann
Alexander Hleb ist bis Saisonende vom FC Barcelona an den VfB Stuttgart ausgeliehen
© Imago

Alexander Hleb wurde 2009 Champions-League-Sieger, Meister und Pokalsieger mit dem FC Barcelona, jetzt kehrt er mit dem VfB Stuttgart ins Camp Nou zurück (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER, auf SAT.1 und SKY). Bei SPOX spricht der Weißrusse über eine mögliche Sensation im Achtelfinal-Rückspiel, sein Verhältnis zu Coach Christian Gross und seine Zukunft nach der Saison.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Das Spiel in Barcelona ist auch eine Rückkehr für Sie. Mit welchem Gefühl gehen Sie in das Spiel?

Alexander Hleb: Ich freue mich sehr darauf, auf das Stadion und die tolle Atmosphäre. Es ist das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League und ich möchte mit dem VfB alles versuchen, um diese Partie zu einer ganz besonderen zu machen.

SPOX: Auch wenn vor allem die erste Halbzeit im Hinspiel stark war, nach dem 1:1 gibt dem VfB in aller Welt praktisch niemand mehr eine Chance. Wie sehen Sie das?

Hleb: Die Chance auf das Weiterkommen ist nach wie vor sehr gering, doch sie ist da. Im Hinspiel haben wir mit einer starken Leistung gezeigt, dass wir durchaus Paroli bieten können, auch wenn das sicher nicht in jedem Vergleich mit Barca möglich ist. Der Glaube an eine Überraschung ist da.

SPOX: Christian Gross hat gesagt, dass die Mannschaft ein perfektes Spiel machen muss. Wie muss so ein perfektes Spiel aussehen?

Hleb: Im Hinspiel sind wir dem schon sehr nahe gekommen. Wichtig wird sein, dass wir defensiv sehr gut stehen und trotzdem auch unsere Chance in der Offensive suchen. Barca spielt vor allem zu Hause unheimlich druckvoll, da kann man nicht nur verteidigen. Doch zu einem perfekten Spiel gehört auch, keine Fehler zu machen.

SPOX: Wenn Sie einen Grund nennen müssen, warum der VfB weiter kommt, welcher wäre das?

Hleb: Weil niemand mit uns rechnet und wir das Spiel unseres Lebens abliefern werden.

SPOX: Okay, das klingt gut. Ein Punkt, der aber eventuell auch noch gegen eine Sensation spricht, ist die Größe des Platzes. Wie bedeutend ist die riesige Fläche, die Barca im eigenen Stadion zur Verfügung hat?

Hleb: Ich möchte die Spielfeldgröße im Camp Nou nicht überbewerten, aber sie kommt dem Spiel von Barca schon entgegen. Sie kommen über viel Ballbesitz und nutzen die gesamte Spielfeldbreite aus. Da ist es schwer, den Gegenspieler immer schnell zu doppeln und die Räume richtig eng zu halten. Wir müssen kompakt stehen und gut verschieben, und das erfordert eine hohe Konzentration und läuferischen Aufwand.

SPOX: Ganz entscheidend wird hierfür das Duell im zentralen Mittelfeld sein. Wie können es Khedira und Träsch gegen Xavi und Iniesta schaffen, das Barca-Spiel zu stören, gerade auf dem großen Raum?

Hleb: Es reicht gegen Barca nicht, nur das Duell im zentralen Mittelfeld gegen Xavi und Iniesta zu gewinnen. Sollte das gelingen, kann trotzdem ein Messi, Ibrahimovic oder Henry das Spiel entscheiden. Da verfügen sie einfach über eine sehr hohe individuelle Klasse. Wir müssen uns auf dem ganzen Platz gegenseitig helfen und unterstützen, über 90 Minuten marschieren und voll dagegenhalten. Um unsere minimale Chance zu nutzen, werden wir alles geben.

SPOX: Es gab zuletzt eine Phase, in der Sie pro Spiel immer nur um die 60 Minuten alles geben durften. Dann hat Sie der Trainer jedes Mal ausgewechselt. Haben Sie mit ein bisschen Abstand mehr Verständnis für den Trainer?

Hleb: Ich möchte spielen und der Mannschaft helfen, und das natürlich über 90 Minuten. Ich bin nicht glücklich, wenn ich frühzeitig ausgewechselt werde, doch ich akzeptiere die Entscheidungen des Trainers. Mein Verständnis für diese Maßnahme ist da, denn ich weiß, dass es um den Erfolg der Mannschaft und des Vereins geht.

SPOX: Inzwischen spielen Sie auch deutlich länger, was hat sich geändert?

Hleb: Dass ich zuletzt länger gespielt habe, liegt an meinen gezeigten Leistungen. Nach der für mich enttäuschenden Hinrunde bin ich jetzt auf dem richtigen Weg und liefere gute Spiele ab. Aber ich kann noch besser.

SPOX: Es war wohl keine Liebe auf den ersten Blick mit Christian Gross, aber kann es vielleicht Liebe auf den zweiten Blick sein? Hat sich das Verhältnis gebessert?

Hleb: Wir haben ein normales Trainer-Spieler-Verhältnis. Vor kurzem haben wir ein längeres Gespräch geführt, in dem er mir noch einmal klar gesagt hat, was er von mir verlangt und erwartet. Ich denke, dass die letzten Spiele gezeigt haben, dass ich das umsetze.

SPOX: Sie sprechen seine hohen Erwartungen an Sie an. Christian Gross meinte, dass er von Ihnen eine hohe Präsenz im Sechzehner erwarte und dass Sie das Spiel mit kurzen Ballkontakten beschleunigen sollen. Können Sie sich gerade in dieser Hinsicht noch steigern?

Hleb: Natürlich kann ich mich noch steigern, und das ist auch mein Ziel. Daran arbeite ich in jeder Trainingseinheit.

SPOX: Es gilt als sicher, dass Sie den VfB nach der Saison wieder verlassen. Was sind Ihre Optionen?

Hleb: Ganz ehrlich, ich befasse mich momentan nicht damit. Ich habe noch Vertrag in Barcelona und bin bis Saisonende an den VfB Stuttgart ausgeliehen. Alles andere ist für mich nebensächlich. Ich lege meine ganze Konzentration und Kraft in die nächsten Spiele mit dem VfB und hoffe, dass wir noch für Überraschungen sorgen können.

SPOX: Dennoch noch eine Nachfrage: In welchem Abschnitt Ihrer Karriere sehen Sie sich, wo soll es in den nächsten Jahren hingehen?

Hleb: Ich sehe mich nicht in einem bestimmten Karriereabschnitt. Solange ich Spaß am Fußball habe, möchte ich natürlich spielen. Noch weiß ich nicht, wo es in den nächsten Jahren hingehen soll. Es soll aber auf jeden Fall ein Verein sein, der möglichst immer in der Champions League dabei ist.

Alexander Hleb im Steckbrief