Fergies neue Babies

Von Andreas Lehner
Darron Gibson (2.v.l.) feiert seinen ersten Premier-League-Treffer für ManUnited gegen Hull City
© Getty

Bei Manchester United zieht Sir Alex Ferguson im Schatten der großen Stars eine neue Generation heran. Vor allem im Carling Cup kommen die Talente zum Einsatz. Aber durch die vorzeitige Qualifikation Uniteds fürs Achtelfinale in der Champions League dürfen die Youngster auch die Luft der Königsklasse schnuppern. Vor dem Spiel gegen Wolfsburg (Di., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) stellt SPOX Gibson, Macheda und Co. vor.

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Rafael, 19, Verteidiger/Fabio, 19, Verteidiger: Die brasilianischen Zwillinge kamen Anfang 2008 nach England und sind laut der "Times" "die brasilianische Antwort auf die Neville-Brüder". Vor allem Rafael hat schon mehrmals gezeigt, dass er der legitime Nachfolger von Gary Neville ist. In der vergangenen Saison brachte er es schon auf 16 Premier-League-Einsätze.

Der Rechtsverteidger feierte sein Debüt im August 2008 in einem Freundschaftsspiel gegen Peterborough. Ferguson bezeichnete die Leistung des damals 18-Jährigen als "Sensation". Bei United schätzen sie besonders seine Offensivqualitäten. "Sein Enthusiasmus und seine Abenteuerlust sind die typischen Eigenschaften eines ManUnited-Spielers", sagt Ferguson.

Fabios Eigenschaften weichen nicht stark von denen seines Bruders ab. Allerdings ist er in seiner Entwicklung noch nicht ganz so weit und hat auf der Position des Linksverteidigers mit Fabrice Evra den stärkeren Konkurrenten vor sich.

Die Flügelzange Rafael/Fabio könnte sich aber auf Dauer bei United etablieren. "Sie erinnern mich an zwei kleine Whippets (britische Windhundrasse, Anm. d. Red)", sagte Les Kershaw, der ehemalige Nachwuchskoordinator von United. "Was mich besonders beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie sie nach Tacklings wieder aufgestanden sind und sofort wieder weitergemacht haben. Sie waren wie Gummibälle."

Jonny Evans, 21, Verteidiger: Der Routinier unter den Youngster. Der Nordire hat sich mittlerweile zu einer festen Größe im Team von Sir Alex entwickelt - zumindest als erster Backup in der Innenverteidigung, falls Rio Ferdinand oder Nemanja Vidic ausfallen. Evans ist körperlich noch nicht ganz so robust wie die beiden Starspieler, aber trotzdem enorm stark im Zweikampf.

In der Spieleröffnung hat er vielleicht sogar leichte Vorteile. Für Evans' Entwicklung war vor allem das Leihgeschäft mit Sunderland sehr hilfreich, wo er unter der United-Legende Roy Keane trainierte.

"Es ist einfach wunderbar, ihn spielen zu sehen", schwärmt Ferguson. "Für einen jungen Spieler ist eine Spielantizipation und seine Ballbehandlung einfach großartig." Für den Manager ist Evans "die Zukunft" von United. Negativer Höhepunkt seiner bisherigen Karriere: eine Anklage wegen Vergewaltigung nach der Weihnachtsfeier von United 2007. Die Anschuldigungen stellten sich aber schnell als haltlos heraus.

Ritchie De Laet, 21, Verteidiger: "Ich treffe Spieler wie Rooney, Ronaldo, Berbatow. Das ist doch unglaublich, oder? Ich hoffe, dass mir jemand die Aufgabe abnehmen wird, mich diesen Stars vorzustellen." Mit diesem Satz begann De Laet seine Karriere bei den Red Devils.

Und noch immer dürfte er sich fragen, wie er denn eigentlich zu United gekommen ist. Nach seinem Wechsel von Antwerpen zu Stoke City kam er in der englischen zweiten Liga zu keinem einzigen Einsatz. Nach einem kurzen Leihgeschäft mit dem walisischen Klub Wrexham nahm in auf einmal Manchester United unter Vertrag.

De Laets Vater soll total geschockt gewesen sein, als er davon hörte. Er musste seinen Arbeitsplatz verlassen und sich erstmal hinlegen, um die Nachricht zu verdauen. Die verrückteste Geschichte rankt sich aber um sein Debüt bei den Red Devils.

United-Fan Andrew Marshall hatte bei Wikipedia angekündigt, sich zu erschießen, falls De Laet jemals im United-Trikot auflaufen darf. Am letzten Spieltag der Saison 2008/09 gegen Hull war dies der Fall. Zum Glück ist Marshall noch am Leben und De Laet mittlerweile sogar belgischer Nationalspieler.

Darron Gibson, 22, Mittelfeld: Seit 2005 gehört der irische Nationalspieler zum erweiterten Kader der Red Devils, konnte sich nach zwei Leihgeschäften mit Royal Antwerpen und Wolverhampton erst in der vergangenen Saison wirklich in den Vordergrund spielen.

Er war eine feste Größe des Teams, das den Carling-Cup holte. Mit seiner Spielkontrolle und Passsicherheit war er ein nahezu gleichwertiger Ersatz für Michael Carrick. Auch in dieser Saison läuft es in diesem Wettbewerb schon wieder ganz gut. Das Spiel gegen die Tottenham Hotspur entschied Gibson mit einem Doppelpack. "Darron ist einer der Spieler, der großartige Tore von außerhalb des Strafraums erzielen kann. Er hat eine enorme Schusskraft", sagte Ferguson hinterher.

Für Gibson ist der Ligapokal das Sprungbrett in die erste Mannschaft. "Ich würde sagen, dass wir großen Druck haben, weil wir beweisen müssen, dass wir in der Premier League bestehen können", meinte Gibson. Und am Wochenende zeigte er gegen West Ham, dass es auch in der Liga mit Toren klappt.

Federico Macheda, 18, Stürmer: Das vielleicht größte Juwel im Manchester-Kader. Der Italiener wechselte 2007 von der Jugend von Lazio Rom in die Nachwuchsabteilung der Red Devils. Ein sehr umstrittener Wechsel des damals 15-Jährigen. Sein Durchbruch gelang ihm in der Schlussphase der vergangenen Saison.

Ferguson brachte ihn am 31. und 32. Spieltag kurz vor Schluss und Macheda erzielte in beiden Spielen jeweils den Siegtreffer und sicherte zwei entscheidende Erfolge im Kampf um die Meisterschaft. Bei der anschließenden Meisterfeier musste er aber frühzeitig abbrechen.

Da er noch nicht volljährig war, wurde ihm der Eintritt in einen Nachtclub verweigert und die Party ging ohne ihn weiter. Nach seinem furiosen Aufstieg hält ihn Ferguson in dieser Saison an der kurzen Leine.

In der Liga ist Macheda noch ohne Einsatzminute. Bei United wissen sie aber, was sie am Italiener haben und verlängerten unlängst seinen Vertrag bis 2014. Macheda ist körperlich robust, schnell und abschlussstark. Außerdem hat er "die Handlungsschnelligkeit und diesen Instinkt, der große Torjäger auszeichnet" so Ferguson.

Gabriel Obertan, 20, Stürmer: In Frankreich waren alle sehr überrascht, dass er vor dieser Saison von Girondins Bordeaux zu United wechselte. Aber Ferguson wollte ihn schon länger und hat ihn bei seiner Ankunft sehr gelobt, was die Franzosen schon wieder etwas verwunderte.

"Der Wechsel hat mich auch überrascht. Das ist eine unverhoffte Chance für ihn, sich in einem der besten Klubs der Welt weiter zu entwickeln. Manchester war schon lange hinter ihm her. Sie haben sicherlich die Hoffnung, ihn zu entwickeln, was bei Bordeaux und Lorient nicht gelungen ist", sagte Bordeaux-Trainer Laurent Blanc. Der Stürmer stammt aus der Jugend der Bordelais und wurde zwischenzeitlich an Lorient ausgeliehen. "Er hat sicherlich Talent, aber auch einige Lücken", meinte deren Coach Christian Gourcuff.

Auch Obertan selbst war von der Möglichkeit, bei ManUnited zu spielen, fasziniert. "Ich bin sehr aufgeregt hier zu sein. Ich freue mich darauf zu zeigen, was ich kann."

Zu Beginn hatte er aber andere Aufgaben. Da er wegen einer Rückenverletzung nicht spielen konnte, soll er auf dem Trainingscenter in Carrington den Rasen gemäht, die Rosen gegossen, Büsche getrimmt und die Autos der Mitarbeiter gewaschen haben.

Danny Welbeck, 19, Stürmer: Ein echter Manchester Junge. Welbeck durchlief die Jugendabteilung von United und schaffte schnell den Sprung in den Kader der Profis. Wie Gibson stand er vergangene Saison in den meisten Carling-Cup-Spielen auf dem Platz. Welbeck ist ein körperlich starker und schneller Spieler. Ferguson verglich ihn schon mit dem ehemaligen Arsenal-Stürmer Nwankwo Kanu.

"Er kann einige wunderbare Dinge mit dem Ball. Außerdem kommt er von hier, was doppelt schön ist", sagte Ferguson. Welbeck kam auch schon für die englische U 21 zum Einsatz und wurde darüber hinaus vom ghanaischen Verband umworben, da seine Eltern aus dem afrikanischen Land kommen.

Ferguson war zwar zuletzt etwas verschnupft, dass er so oft bei den Auswahlteams ist, dass "ich gar nicht mehr weiß, ob das unser oder deren Spieler ist", sagt ihm aber eine große Zukunft voraus. So legte er dem englischen Nationaltrainer Fabio Capello schon mal nahe, Welbeck mit zur Weltmeisterschaft zu nehmen.

Der Kader von Manchester United