Barca sucht Schuld bei Deutschen

SID
Die katalanische Presse fand die Sündenböcke in Wolfgang Stark (l.) und Michael Ballack
© Getty

Die Sündenböcke kamen aus Deutschland - das war zumindest die Ansicht des aufgebrachten Josep Guardiola und der katalanischen Presse.

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Der wütende Trainer des FC Barcelona sowie die regionalen Zeitungen machten nach dem 0:0 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League zwischen dem 18-maligen spanischen Meister und dem dreimaligen englischen Champion FC Chelsea das Zusammenwirken von Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) mit seinem Landsmann Michael Ballack als eine Hauptursache für das magere Ergebnis aus.

Nach Ansicht Guardiolas hätte Stark den als Zerstörer im Chelsea-Mittelfeld agierenden Ballack im Anschluss an ein Foul gegen Barcelonas Europameister Andres Iniesta kurz vor Ende der Partie mit einer Gelb-Roten Karte des Feldes verweisen müssen.

Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft hatte bereits in der ersten Hälfte nach einem harten Einsteigen die Gelbe Karte gesehen.

Stark verweigerte Elfmeter

"Der Vorfall mit Andres war skandalös. Er war auf dem Weg in den Strafraum und Richtung Tor. Es war eine klare Gelbe Karte. Insgesamt kann es nicht sein, dass das Team, das versucht nach vorne zu spielen, genauso viele Gelbe Karten bekommt, wie die Mannschaft, die nur Foul spielt", schimpfte Guardiola, dessen Starensemble sich vor 93.000 Zuschauern im Gegensatz zum 4:0 im Viertelfinale gegen den deutschen Meister Bayern München zu selten gegen die extrem defensiv agierenden Gäste durchsetzen konnte.

Zudem verweigerte Stark den Katalanen, die am Samstag (20.00 Uhr/live bei Premiere) in der Primera Division beim Erzrivalen Real Madrid antreten müssen, in der 74. Minute einen Strafstoß.

In der Szene hatte Chelsea-Verteidiger Jose Bosingwa den Franzosen Thierry Henry gehalten. "Da muss man ehrlich sein. Da hätte man Elfmeter geben können", sagte sogar Chelsea-Teammanager Guus Hiddink.

Katalanische Medien mit Komplott-Vorwürfen

Die katalanischen Medien vermuteten bereits ein Komplott der beiden Deutschen auf dem Platz. Vor allem die Zeitung "Sport" nahm kein Blatt vor den Mund.

"Mit der nicht gegebenen zweiten Gelben Karte gegen seinen Landsmann Michael Ballack trieb Stark seine schwache Vorstellung auf die Spitze", schrieb das Blatt, und legte sogar noch nach.

"Stark wird nach seiner Vorstellung, die von der absurden Theorie geprägt war, die Zahl der Gelben Karten durch ausgeprochene Ermahnungen zu reduzieren, nicht in Vergessenheit geraten", meinte die Zeitung: "Die Chelsea-Spieler konnten foulen wie sie wollten, ohne dafür bestraft zu werden. Höhepunkt war der nicht gegebene Strafstoß nach einem Foul an Henry."

Puyol in London gesperrt

Auch an den Personalproblemen der Spanier hatte Stark seinen Anteil. Guardiola muss im Rückspiel am kommenden Mittwoch in London auf seine Abwerroutiniers Rafael Marquez und Carles Puyol verzichten.

Während Marquez ohne Einwirkung eines Gegenspielers eine Außenmeniskus-Verletzung im linken Knie erlitt und für den Rest der Saison ausfällt, muss der vom deutschen Unparteiischen verwarnte Puyol eine Gelbsperre absitzen. Eine Gelbsperre droht auch Ballack im Fall des Finaleinzugs.

Sollte der 32-Jährige, der in der fünften Minute der Nachspielzeit angeschagen ausgewechselt wurde und zuvor mit 11,3 Kilometern die größte Laufleistung innerhalb seines Teams abgeliefert hatte, im Rückspiel erneut verwarnt werden, müsste der Mittelfeldstar wie bei der WM 2002 im Endspiel zuschauen. Das wäre vor allem für die Defensive der Engländer ein Verlust.

Beckenbauer nur bedingt zufrieden mit Ballack

Ballack, der durch das torlose Remis seinem ersten internationalen Titelgewinn ein großes Stück näher gerückt ist, beschränkte sich in Barcelona fast ausschließlich auf die Abwehrarbeit und hatte lediglich kurz nach der Pause eine Kopfballchance (48.).

Franz Beckenbauer konnte der Rolle des Deutschen, der in der laufenden Saison der Königsklasse noch nicht getroffen hat, nur bedingt positive Seiten abgewinnen.

"Es war nicht unbedingt sein Spiel. Er hat seine Stärken normal in der Offensive. Aber dazu hatte er keine Chance, weil er viel zu viel mit der Abwehrarbeit beschäftigt war. Da hat er aber ordentlich gespielt", erklärte der Experte von "Premiere".

Cech mit Top-Vorstellung

Während Ballack eine weitgehend unauffälige Vorstellung bot, spielte sich Chelsea-Torwart Petr Cech in den Vordergrund. Der Tscheche sorgte mit zahlreichen Paraden dafür, dass der Finalist des Vorjahres wieder vom Endspiel träumen darf.

Auch Beckenbauer ("Er war überragend") und die englische Zeitung The Independent ("Cech lässt das Camp Nou verstummen") waren dieser Ansicht.

Kein gutes Haar ließ Beckenbauer dagegen an Barcelonas blassem Superstar Lionel Messi: "Er hat total unter Wert gespielt."

Barcelona - Chelsea: Daten & Fakten