Galaktischer Alex

Von Florian Bogner
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© Imago

Juventus Turin sorgte am 4. Spieltag der Champions League mit dem Sieg im Santiago Bernabeu gegen Real Madrid erneut für ein Ausrufezeichen. Hauptverantwortlich für den Triumph war Alessandro Del Piero, der bei seiner Auswechslung vom spanischen Publikum gefeiert wurde. Und das obwohl er den spanischen Rekordmeister mit seinen beiden Treffern endgültig in die Krise stürzte.

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Dass Alessandro Del Piero wirklich erst 33 Jahre alt sein soll, glaubt man immer erst beim zweiten Blick aufs Datenblatt. Schließlich stand der Evergreen von Juventus Turin schon 1995 im Aufgebot der alten Dame, als man Borussia Dortmund im Halbfinale des UEFA-Cups rausschmiss und Jürgen Kohler noch schnauzbärtig die Strafräume der Serie A umpflügte.

13 Jahre ist das her und Del Piero ist in den letzten Jahren oftmals schon zum alten Eisen gezählt worden. Zu alt, zu langsam, zu verbraucht. Von wegen. Am Mittwochabend hatte der 33-jährige Weltmeister und Champions-League-Sieger seine ganz persönliche Sternstunde.

Del Piero vom Applaus überwältigt

Beim 2:0-Sieg seiner Juve im Santiago Bernabeu von Real Madrid erzielte der Stürmer beide Tore, zwei Geniestreiche voller Finesse, die sogar dem Madrider Publikum Respekt abverlangten. Als ihm Trainer Claudio Ranieri in der Schlussminute die Auswechslung gönnte, hob es das Sonnenblumenkerne kauende Publikum aus den Sitzen.

Die Spanier ließen schallenden Beifall von den Rängen regnen. Eine Ehre, die bisher nur den ganz großen des Sports - Maradona oder Ronaldinho etwa - zu Teil wurde. "Das war unglaublich, ich werde es nie vergessen", stammelte ein sichtlich ergriffener Del Piero später.

"Dieser Sieg wird mir nicht nur wegen meiner beiden Tore in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen dem wunderbaren Geschenk, dass mir das Publikum gemacht hat. Danke, Madrid", entfuhr es dem Ex-Nationalspieler. Del Piero war in Madrid wahrlich sein Meisterstück gelungen.

Schuster bemängelt Effektivität

Ein gutes Stück von Meisterhaftigkeit entfernt ist derzeit Real Madrid. Drei Niederlagen in fünf Pflichtspielen und immer wieder diese schnöden Italiener. Im letzten Jahr verlor Real im Achtelfinale der Königsklasse gegen den AS Rom zweimal mit 1:2, in dieser Saison gab es gegen die alte Dame ebenfalls zwei Pleiten.

Trainer Bernd Schuster meinte zwar: "Das Ergebnis spiegelt nicht das wider, was wir auf dem Platz gesehen haben", musste aber auch eingestehen: "Die Effektivität von Juventus hat uns heute gefehlt. Das schmerzt uns sehr."

Juventus spielt sehr italienisch

In der Tat war das sehr "italienisch" (Juve-Coach Claudio Ranieri), was Turin in Madrid anbot. Hinten Beton anrühren, vorne Del Piero. Das reichte, um die Schuster-Truppe, die hilflos anrannte, zu entnerven.

"Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Taktisch haben wir eine fantastische Leistung gezeigt. Man darf nicht vergessen, dass Juve eine starke Mannschaft hat. Es ist schwierig, sich gegen Turin viele Torchancen zu erarbeiten", verteidigte Schuster die Niederlage.

"Wir haben mit Leidenschaft gespielt - am Ende haben uns nur Nuancen gefehlt. Ich kann nicht mehr verlangen", sagte der Deutsche. Seine Spieler waren hingegen ähnlich ratlos. "Wir stecken einfach in einer Scheißphase", meinte Gabriel Heinze mit einem Achselzucken und der wiedergenesene Guti forderte schmucklos: "Wir müssen auf und abseits des Platzes wieder eine Einheit sein."

Real-Fans fordern Calderons Rücktritt

Weniger besonnen waren die Real-Fans nach der Partie. Ein Teil der Zuschauer forderte per Sprechchor den Kopf von Präsident Ramon Calderon.

"Es ist doch ganz normal, dass die Zuschauer protestieren, wenn die Mannschaft nicht gut spielt. Klar, dass es nicht zufrieden ist - das soll ja auch so sein", wiegelte Sportdirektor Predrag Mijatovic ab.

Del Piero freilich dürften die Querelen in Madrid herzlich egal sein. Nach zwei Jahren Abstinenz in der Champions League hat Juve vorzeitig das Achtelfinale erreicht. Und Del Piero, der alternde Star, wurde am Tag danach in den heimischen Gazzetten als "König von Madrid" (Gazzetta dello Sport), als "Legende" (Corriere dello Sport) und "Galaktischer Alex" (Tuttosport) gefeiert.

Juves und Reals Gruppe H im Überblick