Schalke 04 raus mit Applaus

SID
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© Getty

Barcelona - Noch lange nach dem Schlusspfiff verweilten die Profis des FC Schalke 04 auf dem Rasen. Es schien, als wollten sie das riesige Camp Nou am liebsten gar nicht verlassen.

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"Schöner Rasen, tolles Stadion, super Atmosphäre - und ich finde, wir haben unser bestes Saisonspiel gemacht. Es war richtig schön da unten", beschrieb Kapitän Marcelo Bordon die "komische" Stimmung, die eigentlich nicht so recht zum gerade erlebten Aus in der lukrativen Champions League passte.

Ganz oben auf den Rängen spendeten rund 7 000 Schalke-Fans Beifall. "Wir woll'n die Mannschaft sehn", sangen sie fröhlich.

Trotz aller Enttäuschung über das 0:1 gegen den FC Barcelona und dem K.o. im Viertelfinale der europäischen Fußball-Königsklasse - am Ende überwog doch ein Gefühl der Zufriedenheit. Raus mit Applaus, und auf ein Neues im kommenden Jahr war das Motto.

"Wir haben Barcelona in der ersten halben Stunde an die Wand gespielt, aber leider kein Tor gemacht", befand Jermaine Jones nach der Partie vor 72 113 Besuchern beim katalanischen Weltclub. Nicht nur er hat Blut geleckt: "Solche Spiele wollen wir nächste Saison unbedingt wieder erleben."

Slomka zwiegespalten

Etwas gedankenverloren schlenderte Mirko Slomka über den Rasen. Der Trainer wusste auch nicht so recht, ob er seinen Spielern zu der beachtlichen Leistung gratulieren, oder traurig über das Ende der wundersamen Reise sein sollte. Der 40-Jährige, seit Wochen in der Kritik, fand dann aber die richtigen Worte.

"Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, hatten in der ersten Hälfte flüssige Kombinationen. Das 0:1 kurz vor der Halbzeit war dann ein richtiger Nackenschlag", meinte Slomka. "Unter dem Strich haben wir zweimal 0:1 gegen ein europäisches Top-Team verloren. Aber es fehlt uns leider noch ein wenig die Erfahrung in der Champions League. Schade."

Trotz aller Spekulationen um seine vorzeitige Ablösung zum Saisonende geht er zuversichtlich "davon aus, dass ich meinen Vertrag bis 2009 erfülle."

Sensation wäre möglich gewesen

Es sei "keine Schande" gegen Barcelona auszuscheiden, meinte "Premiere"-Experte Franz Beckenbauer. Aber auch der "Kaiser" sah, dass sogar eine Sensation möglich gewesen wäre. Dazu hätte man allerdings ein Tor erzielen müssen. Doch die Abschlussschwäche zieht sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit. Und sie verhinderte letztlich das königsblaue Wunder. Denn weder Jones, Gerald Asamoah, Halil Altintop noch Kevin Kuranyi vermochten bei guten Chancen den Ball im "Barca"-Tor unterzubringen.

Beckenbauer: "Es waren manchmal nur Zentimeter. Wenn man die ganze Saison sieht, brauchen sie eben sehr viele Torchancen. Eine gewisse Kaltschnäuzigkeit fehlt."

Dem 18-maligen spanischen Meister dagegen genügten zwei Chancen, um den entscheidenden Treffer anzubringen. Yaya Touré (43.) traf nach unglücklichen Abwehrversuchen von Bordon und Mladen Krstajic zum Sieg - und sicherte Trainer Frank Rijkaard vorerst den Arbeitsplatz. "Das ist eben der kleine Unterschied", beschrieb Slomka jene Effektivität, die den Schalkern fehlt. Und genau hier will man den Hebel ansetzen.

Verstärkung in allen Bereichen geplant

Manager Andreas Müller ist klar, dass ein richtig guter Stürmer fehlt - Kuranyis Fleiß und Bemühen in allen Ehren. Unter dem Strich stehen in zehn Champions-League-Partien magere sechs erzielte Tore.

Müller: "Aber Stürmer, die aus jeder Situation ein Tor machen, kosten zwischen 20 und 40 Millionen Euro." Gleichwohl denkt der Manager intensiv über Verstärkungen zur neuen Saison nach. "Das betrifft alle Bereiche. Es ist doch klar, dass wir das Team, das wieder viel dazu gelernt hat, punktuell weiter verstärken wollen und müssen."

Das Problem bestehe in dem "schwierigen Spagat, mehr Qualität hinzuzubekommen und die Finanzen im Griff zu behalten". Trotz der Einnahmen von rund 40 Millionen Euro kann Schalke noch keine Transfers wie die europäischen Spitzenvereine stemmen.

"Wir dürfen nicht mit dem Kopf durch die Wand, sondern müssen wie in den letzten Jahren Schritt für Schritt weiter nach oben kommen", sagte Müller. Er ist Realist: "Ich bin zufrieden mit der Elf. Sie hat eine sehr gute Saison in der Champions League gespielt, hat bravourös gekämpft. Aber zu den absoluten Top-Clubs fehlt uns noch ein Stück. Im Viertelfinale sind wir auf einem Niveau angekommen, wo die Luft sehr dünn ist."