Gladbach schießt sich aus der Krise

Granit Xhaka (r.) erzielte seinen ersten Saisontreffer für Mönchengladbach
© Getty

Borussia Mönchengladbach hat die erste Partie unter Interims-Trainer Andre Schubert mit 4:2 (4:0) gegen den FC Augsburg gewonnen. Die Fohlen verlassen damit den letzten Tabellenplatz und beenden ihre Serie von fünf Pflichtspiel-Pleiten in Folge.

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In einer unglaublichen Anfangsphase spielte Borussia Mönchengladbach den FC Augsburg vor 40.511 Zuschauern im Borussia-Park an die Wand und ging durch Treffer von Fabian Johnson (5.), Granit Xhaka (17.), Lars Stindl (19.) und Mamoud Dahoud (21.) mit 4:0 in Front. Eine schnellere Vier-Tore-Führung gelang den Fohlen nur einmal in ihrer Vereinsgeschichte (1981 gegen Bayer Uerdingen).

In der zweiten Halbzeit kam Augsburg durch zwei Elfmeter-Treffer durch Paul Verhaegh (51., 74.) auf 2:4 heran. Mönchengladbach hat damit bereits vier Elfmeter in dieser Saison verursacht, dazu kommen drei in der Champions League.

Reaktionen:

Andre Schubert (Interimstrainer Mönchengladbach): "Wir sind froh, dass wir drei Punkte geholt haben. Das war nach den letzten Wochen sehr wichtig. Die Jungs haben das Herz in die Hand genommen. Ich freue mich vor allem, dass die Mannschaft sich belohnt hat. Nach all den Wochen, in denen man auch Selbstzweifel hatte, ist die Mannschaft sehr gut mit der Situation umgegangen."

Markus Weinzierl (Trainer Augsburg): "Wir haben eine katastrophale Anfangsphase erwischt. Wenn man nach 20 Minuten 0:4 hinten liegt, ist das Spiel fast entschieden. Dass wir so viele Fehler machen, habe ich noch nicht erlebt. Ich gehe davon aus, dass das eine Eintagsfliege war. In der zweiten Halbzeit haben wir Moral gezeigt, aber da war es zu spät."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Gladbach ändert Imteims-Trainer Schubert die Startaufstellung im Vergleich zum 0:1 in Köln auf fünf Positionen: Für den verletzten Jantschke (Unterschenkelprellung) , Traore, Drmic, Hazard und Brouwers, beginnen heute Korb, Stindl und die genesen Johnson, Dominguez und Herrmann.

Gegenüber Weinzierl stellt auf zwei Positionen um, für Werner (muskuläre Probleme) und Altintop (Bank) spielen heute Baier und Ji von Beginn an. Da neben Ji auch Hong und Koo starten, stehen erstmals in der Geschichte der Bundesliga drei Südkoreaner in einer Startelf.

2.: Erste Riesen-Chance für die Fohlen. Dahoud verlagert auf den rechts startenden Herrmann, der bis zur Grundlinie geht und den Pass erwidert. Frei vor Hitz verzögert Dahoud allerdings zu lange und scheitert dann aus spitzem Winkel an Hitz.

5., 1:0, Johnson: Korb und Stindl kombinieren sich über den rechten Flügel und finden Raffael im Zentrum. Der abgeblockte Schuss des Brasilianers wird zur Vorlage für Johnson, der aus zehn Metern linker Position flach verwandelt.

17., 2:0, Xhaka: Raffael zieht einen Freistoß aus dem linken Halbfeld mit Schnitt zum Tor. Zentral löst sich Xhaka und köpft aus sechs Metern ein. Hitz kann nicht mehr reagieren.

19., 3:0, Stindl: Gladbach hört einfach nicht auf und spielt hier ganz groß auf. Diesmal steckt Raffael am linken Strafraumeck zu Stindl durch. Der Neuzugang guckt kurz und schlenzt das Leder unhaltbar in den rechten Winkel.

21., 4:0, Dahoud: Klavan verliert das Leder an Herrmann, der sofort zu Dahoud weiterleitet. Der Youngster läuft noch ein paar Meter und schweißt die Kugel aus 23 Metern links unten rein.

51., 4:1, Verhaegh (FE): Wendt geht mit Ji ins Kopfballduell und hat den Arm leicht draußen. Siebert entscheidet auf Strafstoß, den Verhaegh wie gegen Hannover unten links versenkt. Sommer hat die Ecke, kommt aber nicht mehr richtig dran.

69.: Dahoud geht an zwei Gegenspielern vorbei und bedient Stindl. Der Torschütze zum 3:0 legt auf Traore ab, der aus 14 Metern rechter Position an Hitz scheitert.

74., 4:2, Verhaegh (FE): Xhaka geht gegen Koo etwas zu ungestüm in den Zweikampf - wieder gibt es Elfmeter, wieder verwandelt der Niederländer unten links.

84.: Zweimal Aluminium für die Gastgeber. Erst scheitert Traore aus der Distanz am rechten Pfosten, dann trifft Raffael aus 18 Metern nur die Latte.

Fazit: Verdienter Sieg der Fohlen, die sich dank einer furiosen Anfangsphase rehabilitieren. Augsburg hielt in der zweiten Halbzeit gut dagegen, kam aber nie wirklich ran.

Star des Spiels: Raffael. In den letzten Wochen war er noch Sinnbild der Gladbacher Misere, dieses Mal mit Abstand bester Mann auf dem Feld. Bereitete drei Treffer direkt vor und hatte auch vor dem 1:0 seine Füße im Spiel.

Der Flop des Spiels: Jeong-Ho Hong. Wie Nebenmann Klavan völlig überfordert mit den schnellen, umtriebigen Offensivspielern der Gastgeber. Verlor nicht nur 56,5 Prozent seiner Zweikämpfe, sondern auch entscheidende Duelle, die zu Gegentreffern führten.

Der Schiedsrichter: Daniel Siebert. Verlor nach einer guten ersten Halbzeit vor allem in Bezug auf die Vergabe der Gelben Karten zusehends seine Linie. Wenn er Wendts Einsatz gegen Ji als Strafstoß wertet, muss er ihm auch Gelb zeigen. Außerdem hätte er Verhaegh nach dessen hohem Bein in der 56. Minute mit Gelb-Rot vom Platz stellen müssen. Die Verwarnung gegen Stindl, der nur mäßig protestierte, war überzogen. Den zweiten Elfmeter für den FCA erkannte er richtig.

Das fiel auf:

  • Was auch immer Andre Schubert mit den Köpfen dieser Mannschaft gemacht hat - es war goldrichtig. Als hätte es die letzten Wochen nicht gegeben, ging die Borussia mit einem enorm druckvollen und selbstbewussten Auftreten in die Partie und übertölpelte Augsburg damit völlig.
  • Mindestens vier Borussen pressten beim gegnerischen Aufbauspiel energisch gegen den Ball. Während Dominguez die Viererkette fast 40 Meter vor dem eigenen Tor organisierte, rückten beide offensiven Flügelspieler und im Wechsel Xhaka und Dahoud bis zum Gegnerischen Sechzehner vor.
  • Augsburg fand überhaupt kein Mittel gegen das forsche Auftreten der Fohlen und leistete sich zahlreiche Ballverluste und Fehler im Vortrag, die Gladbach blitzschnell ausspielte und in Treffer ummünzte.
  • Raffael tat es sichtlich gut, mit Stindl einen spielstarken Mann an seiner Seite zu haben, der auf gleicher Höhe agierte. Klavan und Hong mussten so oft ins Eins-gegen-eins, wo sie den quirligen Brasilianer nicht in den Griff bekamen.
  • Der FCA kam besser aus der Kabine und dominierte die ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte. Gladbach haderte mit dem Schiedsrichter und vergaß dabei das eigene Spiel. Mit der Hereinnahme von Hahn und Traore sorgte Schubert für Entlastung und weiteres Tempo gegen die beiden gelb-vorbelasteten Außenverteidiger Augsburgs. Einziges Manko: Gladbach spielte seine zahlreichen Konterchancen nicht zielführend aus.

Gladbach - Augsburg: Die Statistik zum Spiel