Mainz ringt Wölfe nieder - Draxler fliegt

Julian Draxler sah bereits in der 13. Minute die Rote Karte
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat sein Auswärtsspiel am 12. Spieltag der Bundesliga beim 1. FSV Mainz 05 mit 0:2 (0:1) verloren. Julian Draxler sah bereits in der Anfangsphase die Rote Karte.

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Vor 26.331 Zuschauern in der Coface Arena dezimierte sich der VfL bereits nach nicht einmal 13 Minuten selbst, als Julian Draxler nach überhartem Einsteigen gegen Gonzalo Jara die Rote Karte sah, ehe Pablo De Blasis die Nullfünfer nach einem Patzer von Diego Benaglio in Führung brachte (31.).

Nach der Pause waren die Gastgeber klar spielbestimmend, vergaben aber zunächst eine Reihe von Möglichkeiten. Erst in der Schlussphase gelang Yunus Malli das entscheidende 2:0 für den FSV (75.).

Nach zuletzt drei Heimniederlagen in Folge beendeten die Mainzer damit ihre Negativ-Serie. Zudem behielten die Rheinhessen erstmals seit neun Spielen wieder eine Weiße Weste. VfL-Keeper Diego Benaglio zog mit seinem 233. Bundesliga-Einsatz mit Marcel Schäfer (ohne Einsatz im Kader) als Wolfsburger Rekordspieler gleich.

Die Reaktionen:

Martin Schmidt (Trainer Mainz 05): "Wir können uns seit langer Zeit wieder über einen Heimsieg freuen. Die Rote Karte hat uns sicher in die Karten gespielt. Wir wollten geduldig bleiben und nicht blind nach vorne rennen. Jetzt heißt es aber, schön den Kopf unten zu halten und nicht abzuheben."

Dieter Hecking (Trainer Wolfsburg): "Wir leisten uns unnötige Fehler. Es gilt, vor der eigenen Tür zu kehren. Die Konzentration ist momentan nicht so, wie sie sein muss. Da muss sich jeder hinterfragen. Wir müssen schleunigst die Kurve kriegen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei 05 gibt es im Vergleich zum 3:3 in Augsburg nur eine Änderung: Brosinski beginnt hinten rechts für den angeschlagenen Bell, Balogun rückt dafür ins Zentrum neben Bungert.

Dieter Hecking wechselt im Vergleich zum 0:2 bei PSV Eindhoven dagegen auf fünf Positionen. Wieder in der Startelf stehen Dante, Vieirinha, Träsch und Draxler. Auch Bendtner darf wie schon im letzten Ligaspiel gegen Leverkusen von Beginn an ran. Dafür sitzen Klose, Jung, Guilavogui, Schürrle und Dost erst einmal draußen.

11.: Erste Großchance der Partie: Latza bringt eine Ecke von links an den zweiten Pfosten, wo Arnold vor De Blasis zur Stelle ist, das Leder aber per Querschläger in Richtung eigenes Tor befördert. Benaglio schaut nur hinterher, die Kugel rauscht aber Zentimeter über den Querbalken.

13., Rote Karte, Draxler: Draxler will den Ball mit dem langen Bein aus der Luft holen, hat nur Augen für den Ball und übersieht den Mainzer Jara, der den Fuß des Nationalspielers an den Kopf bekommt. Schiedsrichter Siebert zückt sofort Rot: Sehr harte Entscheidung, die aber vertretbar ist. Die Aktion sah hart aus, Absicht war Draxler dennoch in keinster Weise zu unterstellen. Jaras Gesundheit gefährdete er trotzdem.

31., 1:0, De Blasis: Muto gewinnt den Ball im Mittelfeld und schaltet schnell um. Der Japaner schickt links Jairo steil, der den Ball in die Mitte bringt. Benaglio segelt durch den Strafraum, sieht bei seinem missglückten Abwehrversuch, bei dem ihm der Ball durch die Hände rutscht, aber nicht gut aus. Am langen Pfosten muss De Blasis nur noch den Fuß hinhalten und einschieben.

47.: Brosinski flankt von rechts an den zweiten Pfosten. Jairo hält den Ball im Spiel und bedient Malli am Elfmeterpunkt. Der Türke steht mit dem Rücken zum Tor und probiert's aus der Drehung mit rechts - Naldo ist eng dran und blockt den Flachschuss gerade noch.

68.: Muto hat nach einem langen Ball aus der Mainzer Abwehr viel Platz auf der rechten Seite. Malli läuft ein und bekommt den Ball perfekt in den Lauf gespielt, Träsch ist eng dran und verhindert das sichere 2:0.

75., 2:0, Malli: Das längst überfällige 2:0 der Nullfünfer! Mainz kontert über Muto, der Malli auf halbrechts im richtigen Moment bedient. Der Türke lässt sich vom Rempler von Rodriguez nicht aus dem Gleichgewicht bringen und setzt das Leder aus 18 Metern aus der Drehung perfekt links unten an den Innenpfosten und von dort ins Tor.

Fazit: Hochverdienter Sieg aufopferungsvoll kämpfender Mainzer, die vor allem in der zweiten Halbzeit klar spielbestimmend waren. Der VfL zeigte sich einmal mehr ideenlos und phasenweise lethargisch. Draxlers Rote Karte tat ihr Übriges.

Der Star des Spiels: Pablo De Blasis. Fast alle Mainzer Angriffe liefen über die Außen, die meisten davon über den quirligen und immer aktiven Argentinier. Erzielte das 1:0 selbst, ansonsten leitete er eine Vielzahl von Chancen ein. Auch stark: Muto.

Der Flop des Spiels: Diego Benaglio. Erwischte bei seinem Rekord-Einsatz keinen guten Tag. Ermöglichte durch seinen Patzer das etwas überraschende 1:0, zeigte zudem einige weitere Unsicherheiten bei scharfen Hereingaben von außen. Auch schwach: Gustavo. Draxlers Rote Karte leitete zudem die VfL-Niederlage ein.

Der Schiedsrichter: Daniel Siebert. Pfiff von Anfang an sehr kleinlich, das aber konsequent. Rot gegen Draxler war eine sehr harte Entscheidung, jedoch eine vertretbare. Behielt in einer hart geführten Partie ansonsten die Übersicht.

Das fiel auf:

  • Der VfL agierte nicht wie häufig in dieser Saison im 4-2-3-1, sondern im deutlich erkennbaren 4-1-4-1 mit Gustavo als alleinigem Sechser. Draxler und Arnold bildeten das offensive Mittelfeld-Duo im Zentrum, meist ließ sich einer von beiden aber fallen, um dem anderen mehr Räume zu schaffen. Die Mainzer waren darauf aber offenbar vorbereitet: Latza und Jara stellten die Räume gut zu.
  • Mit der Roten Karte gegen Draxler änderte Hecking die taktische Formation nicht. Gustavo blieb auf der Sechs, Arnold eine Reihe weiter vorne. Gegen den Ball rückte Arnold aber deutlich weiter zurück, um das Zentrum zu verdichten. Bendtner agierte an vorderster Front allein auf weiter Flur.
  • Die Nullfünfer erwarteten den VfL von Beginn an etwa auf Höhe der Mittellinie. Aus einer dicht gestaffelten und gut organisierten Defensive heraus lautete die Devise im 4-4-2-System durchweg Kontern. Das gelang auch immer wieder vielversprechend. Häufig kam jedoch der letzte Pass von Malli oder Latza nicht genau genug.
  • In der Phase rund um das Führungstor trauten sich die Rheinhessen häufiger aus der eigenen Hälfte und übernahmen in Überzahl selbst die Initiative. Vor allem die Verlagerung auf die Außenbahnen funktionierte nach schnellem Umschalten gut. Träsch und auch Rodriguez waren oftmals zu hoch aufgerückt, um rechtzeitig hinterher zu kommen.
  • Hecking reagierte in der Halbzeit und brachte Guilavogui für den wirkungsschwachen Gustavo, der immer einen Tick zu spät war und es nicht schaffte, dem Zentrum Ordnung und Struktur zu verleihen - weder in Ballbesitz, noch gegen den Ball. Doch auch das half nichts. Die Nullfünfer waren weiter spielbestimmend und machten die Schwachstelle des VfL vielmehr auf den Außenbahnen aus, von wo aus der FSV zu mehreren Chancen kam.
  • In Sachen Wille und Einsatz waren die Gastgeber den Wölfen deutlich überlegen. Die Nullfünfer schafften es fast immer, den ballführenden VfL-Spieler zu doppeln, sodass die Gäste kaum geordnet aus der eigenen Hälfte kamen. Im Gegensatz dazu agierte Wolfsburg in vielen Zweikämpfen nachlässig und behäbig.

Mainz - Wolfsburg: Die Statistik zum Spiel