HSV ringt Bayern ein Remis ab

Von Stefan Rommel
Lewis Holtby setzt sich im Kopfballduell durch
© Getty

Der Hamburger SV hat beim Debüt des neuen Trainers Joe Zinnbauer einen Teilerfolg gegen Bayern München erzielt. Am 4. Spieltag kam der HSV zu einem beachtlichen 0:0 und verlässt damit den letzten Platz der Tabelle.

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57.000 Zuschauern in Hamburg sahen eine umkämpfte, aber spielerisch mittelmäßige Partie, in der der HSV kämpferisch zu überzeugen wusste und den Bayern schon die zweiten Punktverluste in der noch jungen Saison beibrachte.

Das Remis war der erste Teilerfolg der Hamburger nach zuletzt fünf Niederlagen am Stück mit 4:24 Toren. Dazu stoppte der HSV auch seine Serie mit zuletzt drei Heimniederlagen mit jeweils drei Toren Unterschied.

Allerdings bleibt die Mannschaft auch als einzige Mannschaft der Liga selbst nach vier Spieltagen weiter ohne eigenen Torerfolg.

Reaktionen:

Josef Zinnbauer (Trainer Hamburger SV): "Wir können natürlich mit diesem 0:0 sehr gut leben. Nach dieser Leistung haben sich die Spieler den Beifall der Fans verdient. Ich denke, alle Zuschauer sind zufrieden nach Hause gegangen. In unserer Situation ist dieses Unentschieden sehr wertvoll."

Pep Guardiola (Trainer Bayern München): "Es war nicht ganz leicht, nach dem Champions-League-Spiel gegen Manchester City gut in die Partie zu kommen. In der zweiten Halbzeit wurde es ein bisschen besser, leider haben wir unsere Chancen nicht genutzt. Wir müssen jetzt immer weiterarbeiten, bis Dezember liegt eine schwere Zeit vor uns."

Vor dem Anpfiff: Zinnbauer stellt auf zwei Positionen um. Für Cleber rückt der zuletzt auf die Bank versetzte Westermann ins Team und bildet mit Djourou die Innenverteidigung. Holtby rückt vom defensiven Mittelfeld eine Linie nach vorne und gibt den Regisseur auf der Zehn. Arslan kommt dafür etwas weiter hinten ins Mittelfeld. Green zunächst nur auf der Bank. Im Tor vertraut auch Zinnbauer auf Drobny. Adler sitzt draußen.

Die Bayern rotieren kräftig: Alonso, Götze und Lewandowski sitzen zunächst nur auf der Bank. Dafür rücken Hojbjerg, Shaqiri und Pizarro in die Startelf. Eigentlich sollte auch Robben starten, der verletzt sich aber beim Aufwärmen. Also beginnt doch Müller.

SPOX-Spielfilm:

19.: Erste Chance des Spiels: Rafinha flankt von rechts zur Mitte. Pizarro ist schneller am Ball als Westermann, knallt aber aus elf Metern volley drüber.

33: Shaqiri mit einem einfachen Trick im Mittelfeld, verschafft sich so mal Platz. Der Ball landet über Umwege bei Bernat, der aus 22 Metern abzieht. Drobny mit einigen Problemen, wehrt den Ball aber mit den Fäusten ab.

48.: Dante wie schon ein paar Mal in der ersten Halbzeit zu langsam für Müller. Der enteilt, Neuer kommt raus, aber nicht an den Ball. Müller spitzelt aus 20 Metern aufs Tor, der Ball kullert aber knapp links vorbei.

53.: Shaqiri setzt sich rechts durch und flankt von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr. Lahm grätscht in den Ball und schießt mit links aus elf Metern aufs Tor. Aber genau auf Drobny, der mit den Beinen abwehrt.

67.: Westermann will aus dem Halbfeld auf Lasogga flanken, dabei rutscht ihm der Ball vom Fuß - und senkt sich gefährlich aufs Tor. Neuer läuft zurück und hat das Ding kurz vor der Linie.

74.: Müller nach einem Rückpass am Sechzehner völlig frei. Volleyschuss, noch abgefälscht. Der Ball zischt hauchdünn rechts vorbei.

88.: Djourou nach einem langen Ball mit dem Stockfehler, haut am Ball vorbei. Müller ist frei durch, knallt den Ball aber aus 16 Metern knapp drüber.

Fazit: Der HSV verdiente sich den einen Punkt durch eine leidenschaftliche und konzentrierte Leistung. Die Bayern auch im vierten BL-Spiel immer noch nicht mit der Selbstverständlichkeit, die man von ihnen gewohnt ist. Guardiolas Rochaden taten ihr Übriges.

Der Star des Spiels: Jaroslav Drobny behielt auch in den Phasen Münchener Dominanz den Überblick und hielt, was auf sein Tor kam. Besonders aber überzeugte der Routinier durch seine Ruhe, nahm zur richtigen Zeit auch mal das Tempo raus und dirigierte seine Vorderleute lautstark.

Der Flop des Spiels: Dante fiel besonders in der ersten Halbzeit durch einige leichtsinnige Dribblings auf, drehte sich immer wieder in einen Zweikampf, anstatt den Ball einfach auf Neuer oder eine Seite wegzuspielen. Dazu gegen Müller, Stieber und Holtby in den Laufduellen klar unterlegen.

Der Schiedsrichter: Christian Dingert hatte von der ersten Minute an eine umkämpfte Partie zu leiten und machte seine Sache gut. Dem Unparteiischen unterliefen kaum gravierende Fehler, die Gelbe Karte gegen Müller war einen Tick zu hart. Bei Neuers Handspiel verließ er sich auf die Regel und definierte Neuer weit außerhalb des Strafraums als Feldspieler. Vertretbar. Ansonsten mit einer ruhigen Ansprache an die Spieler.

Das fiel auf:

  • Der HSV mit einer mutigen Ausrichtung, zog Arslan teilweise deutlich vor Behrami höher ins Mittelfeld und holte die Bayern so mit vier oder fünf Spielern tief in der Münchener Hälfte postiert sehr früh ab. Behrami blieb als einziger klarer Sechser dafür nahe an der Viererkette. Arslan hatte immer ein Auge auf Lahm, sobald der Bayern-Kapitän der Mittellinie nahe kam, war Arslan da. Die Außenverteidiger rückten weit ins Zentrum ein und machten so den Raum für die Kombinationen der Gäste klein.
  • Der HSV generell sehr aggressiv im Zweikampf. Zur Pause standen 13 Foulspiele, die meisten waren kleinere Vergehen, die keine persönlichen Strafen nach sich zogen, dem Gegner aber immer wieder den Spielfluss raubten. Am Ende gewannen die Gastgeber 54 Prozent ihrer Duelle.
  • Den Bayern fehlten ungeachtet dessen bis tief in die erste Halbzeit die Ideen aus dem Mittelfeld. Es gab kaum Spielverlagerungen, durch die Mitte konnten sich die Münchener auch nur selten mal schnell durchkombinieren. Am auffälligsten waren noch die Außenverteidiger Rafinha und Bernat, die gut anschoben. Erst als Pizarro eine etwas tiefere Position einnahm, kam etwas mehr Spielfluss durchs Zentrum zustande.
  • Das Problem des HSV blieb das Offensivspiel. Die Gastgeber schafften es nicht, nach ihren (tiefen) Ballgewinnen geschlossen und entschlossen nachzurücken und waren spätestens beim dritten Pass dann zu ungenau. In der ersten Halbzeit kam deshalb kein einziger Torschuss des HSV zustande.
  • Durch die Einwechslung von Alonso für den schwachen Hojbjerg gaben die Gäste das Signal zu mehr Offensive. Alonso spielte vor der Abwehr, Lahm rückte weiter nach vorne auf. Kurze Zeit später ging Lahm dann nach Götzes Einwechslung rechts in die Viererkette. Guardiola versuchte es fortan in einer Art 4-2-4.
  • Der HSV leistete sich anders als in den Spielen nur einen groben individuellen Aussetzer (Djourou kurz vor dem Ende) und stemmte sich der bayerischen Offensive beharrlich entgegen. Das darf als ein erster Fortschritt gelten.

Hamburg - Bayern: Die Statistik zum Spiel