Wie im Pokalfinale 2012

Von Andreas Lehner
Robert Lewandowski im Duell mit Bayerns Jerome Boateng
© getty

Borussia Dortmund hat den ersten Titel der Saison gewonnen. Im Supercup setzte sich der BVB mit 4:2 (1:0) gegen den Triple-Sieger FC Bayern München durch.

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Vor 80.645 Zuschauern im ausverkauften Signal-Iduna-Park ging der BVB schnell durch Marco Reus in Führung (6.). Den Ausgleich durch Arjen Robben (54.) konterten die Dortmunder mit einem Doppelschlag innerhalb von 90 Sekunden durch ein Eigentor von Daniel van Buyten (56.) und Ilkay Gündogan (57.).

Der erneute Treffer von Robben (64.) machte den Bayern nochmal Hoffnung, doch mit seinem zweiten Tor machte Reus alles klar (86.).

Durch den vierten offiziellen Supercup-Gewinn zogen die Dortmunder mit dem bisher alleinigen Rekordgewinner München gleich. Zudem erhalten die Schwarz-gelben 1,25 Millionen Euro plus Überschussbeteiligung und den 5,5 Kilo schweren Pokal. Die Bayern erhalten mindestens 750.000 Euro.

Die Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Das Coole am Supercup ist, dass sich der Verlierer nicht so aufregt und der Sieger sich freut. Das Spiel war klasse. Beide Mannschaften gingen nach wenigen Wochen Vorbereitung rauf und runter, als gäbe es kein Morgen. Das war beeindruckend. Gewonnen zu haben, ist schon geil. Unsere Konkurrenz aber sind 16 andere Mannschaften. Wir wollen uns nicht ständig mit den Bayern messen. Doch wenn wir auf sie treffen, wollen wir sie schlagen."

Pep Guardiola (Trainer Bayern München): "Ich bin mit der Leistung insgesamt zufrieden. Wir haben gut gespielt und gut gestanden. Was passiert ist, entstand aus punktuellen Situationen. Und auch wenn wir verloren haben, habe ich nicht das Gefühl, dass Dortmund besser ist als wir."

Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund): "Das war ein toller Abend! Meine Mannschaft hat hervorragenden Fußball gespielt, sich in alles rein geschmissen und verdient gewonnen. Wenn wir unseren Plan durchziehen, haben wir gegen jede Mannschaft Möglichkeiten. Wir sind glücklich, dass wir gegen eine große Mannschaft den Supercup gewonnen haben. Wir waren schon im Champions-League-Finale nah dran."

Philipp Lahm (Bayern München): "Klar, hätten wir heute gerne gewonnen und den Cup mitgenommen. Die Chancen dazu waren auch da. Aber wir sind immer noch in der Vorbereitung. Heute haben wir nicht zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht und zum schlechtesten Zeitpunkt die Tore bekommen. Jetzt werden wir analysieren, dann geht's weiter!"

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dortmund setzt auf Altbewährtes: keiner der Neuzugänge in der Startelf. Mkhitaryan ist verletzt, Aubameyang und Sokratis auf der Bank. Gündogan spielt auf der Zehn. Den Bayern fehlen die verletzten Neuer, Ribery, Götze und Badstuber. Die Spieler mit Trainingsrückstand (Schweinsteiger, Gustavo, Dante) sitzen auf der Bank, Martinez nur auf der Tribüne.

6., 1:0, Reus: Die Bayern mit einem Einwurf am eigenen Strafraum. Starke bringt den Ball nicht richtig weg und der BVB kommt in Ballbesitz. Flanke von rechts von Lewandowski. Bender köpft den Ball als Aufsetzer harmlos durch den Strafraum, aber Starke lässt die Kugel fallen und Reus drückt das Ding aus fünf Metern mit dem Kopf über die Linie.

10.: Gute Kombination der Bayern über links. Shaqiri kommt schließlich aus 20 Metern zentral zum Abschluss. Weidenfeller wehrt den Schuss ab.

14.: Müller legt im Strafraum mit der Brust auf Shaqiri ab. Der schiebt den Ball ohne die letzte Konsequenz aus zehn Metern aufs Tor, Weidenfeller pariert mit dem Fuß.

19.: Ballgewinn des BVB tief in der Bayern-Hälfte. Gündogan bedient Reus rechts im Strafraum. Querpass auf Lewandowski, der aus sechs Metern Starke anschießt.

35.: Alaba mit einer scharfen Hereingabe von der linken Seite. Mandzukic grätscht am Fünfer ganz knapp am Ball vorbei.

54., 1:1, Robben: Thiago mit dem Seitenwechsel auf rechts zu Lahm. Der zirkelt eine Flanke an den Fünfer. Robben kommt an und nickt zum Ausgleich ein.

56, 2:1, van Buyten (ET): Lewandowski checkt Boateng im Mittelfeld weg und beschert Gündogan ganz viel Platz. Der mit der Flanke aus dem rechten Halbfeld. Van Buyten hechtet in den Ball und köpft das Ding ins kurze Eck.

57., 3:1, Gündogan: Nach starkem Solo aus dem tiefen Mittelfeld geht er in den Straraum, dreht sich und schlenzt das Leder unhaltbar an den langen Innenpfosten zum 3:1.

64., 3:2, Robben: Lahm mit dem Rückpass von der rechten Grundlinie. Robben nimmt den Ball an, dreht sich um die eigene Achse, schließt gegen die Laufrichtung ab und erwischt Weidenfeller auf dem falschen Fuß.

80.: Thiago hebt den Ball über die Abwehr in den Lauf von Müller. Der nimmt den Ball volley mit links, legt ihn aber auf die Latte.

86., 4:2, Reus: Thiago mit einem Fehlpass am Mittelkreis. Lewandowski schickt Aubameyang, der legt im Strafraum auf Reus quer und der schiebt den Ball ins leere Tor.

Fazit: Dortmund nutzte die Fehler der Bayern eiskalt und siegte verdient. Die Münchner offensiv gefällig, aber in der Rückwärtsbewegung schlampig.

Der Star des Spiels: Ilkay Gündogan. Wurde eine Position nach vorne geschoben und war auf dieser Position der entscheidene Mann, als der BVB das Spiel entschied. Bereitete das 2:1 vor und traf herrlich zum 3:1. Lief in der Defensive enorm viel und spielte sehr gute Pässe.

Der Flop des Spiels: Thiago. Der Spanier ist aktuell Guardiolas Mann für die Position vor der Abwehr. Offensiv auch durchaus ansprechend, aber defensiv mit viel Luft nach oben. Leistete sich viele Fehler im Passspiel und schenkte dem BVB so Möglichkeiten zum Konter. Tödlich gegen diese Mannschaft wie das 4:2 zeigte.

Der Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees. Hatte mit seinem Team einige knifflige Abseitsentscheidungen zu treffen und lag dabei nicht immer richtig (wie vor dem 4:2). Hätte vor dem 2:1 aufgrund seiner vorherigen Linie den Körpereinsatz von Lewandowski abpfeifen müssen.

Das fiel auf:

  • Beide Teams gingen von der ersten Minute an hohes Tempo. Im Passspiel leisteten sich sowohl Bayern als auch Dortmund einige Schwächen.
  • Die Bayern im Ballbesitz sehr variabel. Die Offensivspieler rotierten ständig, auch die Sechs wurde abwechselnd von Thiago und Kroos besetzt. Der BVB musste viel laufen, um Druck auf den Ballführenden zu bekommen. Das gelang auch nicht immer.
  • Der BVB arbeitete diszipliniert und geduldig in der Defensive. Nach Ballgewinnen fehlte anfangs im Spiel nach vorne aber oft die Präzision, sonst hätte es das eine oder andere Mal gefährlich werden können für Bayern. Dafür war die Chancenverwertung besser als in vielen Spielen der letzten Saison.
  • Die defensive Absicherung der Münchner funktionierte nur unzureichend, das Pressing ging oft ins Leere. Das Mittelfeld konnte relativ einfach überspielt werden, die Viererkette musste dann im Zurückweichen verteidigen. Die Balance und Kompaktheit - die Stärke der Vorsaison - war nicht zu spüren. So entwickelte sich in Halbzeit zwei ein Spiel wie im DFB-Pokalfinale 2012.
  • Guardiola probierte Mandzukic in der ersten Hälfte als eine Art Linksaußen und Shaqiri als hängende Spitze. Nach derm Wechsel ging der Kroate ins Sturmzentrum, der Schweizer auf rechts und Robben auf links.

Borussia Dortmund - Bayern München: Daten zum Spiel