1899 schießt Braunschweig in Liga zwei

Sebastian Rudy erzielte das 1:0 für Hoffenheim mit einem spektakulären Kopfball
© Getty

1899 Hoffenheim hat Eintracht Braunschweig am 34. Spieltag Spieltag mit 3:1 (1:0) geschlagen und so den direkten Abstieg der Löwen als Tabellenletzter besiegelt. Die TSG beendet die Saison 2013/14 auf dem neunten Rang.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 30.150 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena erzielte Sebastian Rudy den Führungstreffer für 1899 Hoffenheim (15.). Mit seinem 16. Saisontor erhöhte Roberto Firmino in der 64. Minute auf 2:0. Kevin Volland, der zum erweiterten Kader der Nationalmannschaft für die WM in Brasilien berufen wurde, sorgte mit seinem 3:0 für die endgültige Entscheidung.

Braunschweig, das nur mit einem Sieg noch Chancen auf den Relegationsplatz hatte und von 6.000 Auswärtsfans begleitet wurde, präsentierte sich fast über die gesamte Spielzeit ohne Ideen, ohne Kampf und ohne Glaube an das Wunder. Daran änderte auch Jan Hochscheidts Ehrentreffer in der 89. Minute nichts.

Die Reaktionen:

Markus Gisdol (Trainer 1899 Hoffenheim): "Wir haben in dieser Saison unglaubliche Unterstützung erfahren. Es ist angebracht, mal danke zu sagen. Wir haben eine großartige Mannschaft und es macht richtig Spaß, hier zu arbeiten. Wir wollten heute unbedingt die 44 Punkte voll machen und uns nach dem Spiel nichts nachsagen lassen."

Torsten Lieberknecht (Trainer Eintracht Braunschweig): "Man muss die ganze Saison sehen, wir sind sicherlich nicht heute abgestiegen. Es gab mehrere Knackpunkte in dieser Saison. Wir sind ein sehr gefestigter Verein und haben mit sehr wenigen Mitteln Großartiges erreicht. Das miterleben zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Heim-Trainer Markus Gisdol nimmt eine Veränderung im Vergleich zur 2:3-Pleite in Dortmund vor, Salihovic beginnt für Elyounoussi und kommt über die linke Seite.

Auf der anderen Seite gibt es zwei Veränderungen. Torsten Lieberknecht bringt Theuerkauf für Kratz im defensiven Mittelfeld und Oerl, der den entscheidenden Elfmeter im Hinspiel verwandelte, für Hochscheidt.

15., 1:0, Rudy: Kessel kommt viel zu spät in den Zweikampf und kann Becks Flanke von links nicht mehr verhindern. Rudy ist vollkommen ungedeckt am Elfmeterpunkt, gerät in Rücklage und köpft den Ball unhaltbar für Davari neben den rechten Pfosten.

21.: Fast das zweite Tor für die Hausherren. Süle hat nach einer Ecke von rechts zu viel Platz, nimmt Maß und verfehlt den rechten Knick nur um wenige Zentimeter.

39.: Erstes offensives Lebenszeichen der Löwen. Bellarabi setzt sich über links durch und zieht in den Strafraum. Süle lässt ihn gewähren und bleibt bei Kumbela. Bellarabis schwacher Abschluss ist aber kein Problem für Grahl.

45.: Das muss das 2:0 sein! Wieder kommt die TSG über Beck, der Firmino im perfekten Moment durch die Schnittstelle der Abwehr bedient. Gemeinsam mit Volland läuft der Brasilianer auf Davari zu, verpatzt den Querpass dann aber kläglich.

54.: Unverändertes Bild in der zweiten Halbzeit. Hoffenheim arbeitet sich in aller Ruhe vor, Braunschweig schaut zu und hinterher. Bicakcic rettet gegen Salihovic auf der Linie.

62.: Nach einem Süle-Schnitzer taucht Kumbela frei vor Grahl auf, zieht aber zurück, statt zu versuchen, den Ball am Torwart vorbei zu spitzeln. Abstiegskampf sieht anders aus.

64., 2:0, Firmino: Die Quittung gibt es postwendend. Wieder ist Kessel nicht auf der Höhe und lässt Strobl flanken. Firmino nimmt das Leder akrobatisch an der Sechzehnerkante und netzt unten rechts rein.

70.,3:0, Volland. Auch der vielleicht WM-Fahrer darf nochmal ran. Braunschweigs Defensive verliert komplett die Ordnung und die Übersicht. Volland bedankt sich und schiebt aus 14 Metern ein.

89., 3:1, Hochscheidt: Der Ehrentreffer. Süle verliert den Zweikampf gegen den eingewechselten Hochscheidt, der beim Schuss wegrutscht und Grahl so unfreiwillig überlupft.

Fazit: Völlig verdienter Sieg für Hoffenheim, das Braunschweig zu keinem Zeitpunkt ins Spiel kommen ließ. Braunschweig fehlten über 90 Minuten die Mittel und der Wille.

Der Star des Spiels: Andreas Beck. Im Zusammenspiel mit Salihovic ein ständiger Unruheherd auf der linken Seite. Leitete fast jeden 1899-Angriff ein, hatte die meisten Ballkontakte aller Feldspieler und war an der Entstehung von zwei Treffern direkt beteiligt.

Der Flop des Spiels: Benjamin Kessel. Dass Hoffenheim fast ausschließlich über die rechte Defensivseite der Löwen angriff, lag an Kessels schwacher Leistung. Bekam seine Gegenspieler nicht in den Griff und versäumte es, Bellarabi in der Vorwärtsbewegung zu unterstützen.

Der Schiedsrichter: Peter Sippel. Zog schon nach drei Minuten die erste Gelbe Karte. Die Spieler verstanden sein Zeichen und lieferten sich trotz der Brisanz eine faire Partie. Lag bei keiner Entscheidung daneben, sprach viel mit den Spielern und beruhigte die Gemüter so immer wieder.

Das fiel auf:

  • Weder 1899 noch Braunschweig mit hohem Pressing gegen den Spielaufbau. Beide Innenverteidiger-Pärchen hatten genug Zeit und Raum, die Bälle zu verteilen, angegriffen wurde erst ab der Mittellinie.
  • Großen Kampf und Willen kündigten die Löwen vor der Partie an. Auf dem Rasen war davon wenig bis gar nichts zu sehen. Braunschweig über 90 Minuten viel zu passiv in den Zweikämpfen und zu weit weg von den Gegenspielern. Hoffenheim konnte in Ruhe über die Außen aufbauen und so einige Torchancen herausspielen.
  • Schon zur Halbzeit hätte Hoffenheim mit 2:0 führen müssen und den Hoffnungen der Gäste so den Wind aus den Segeln nehmen können. Süle, Firmino und Co. gingen allerdings viel zu verschwenderisch mit besten Chancen um und hielten Braunschweig so im Spiel.
  • Vier Minuten vor den Hoffenheimern kamen die Löwen nach dem Seitenwechsel auf den Platz und bildeten einen Mannschaftskreis. An der Spielweise änderte jedoch auch das nichts. Kein Biss, kein Kampf, kein Aufbäumen. Warum 1899 den Ball teilweise über Minuten hin und herschieben konnte, ohne attackiert oder angelaufen zu werden, wird Lieberknechts Geheimnis bleiben.
  • Vor einem Jahr rettete sich Hoffenheim durch einen Sieg in Dortmund in die Relegation. Damals war auch die TSG auf fremde Hilfe angewiesen, die Hannover mit einem 3:0 gegen Düsseldorf leistete. Man merkte 1899 über 90 Minuten an, dass sie nicht bereit waren, durch eine lasche Leistung aktiv in den Abstiegskampf einzugreifen.

Hoffenheim - Braunschweig: Die Statistik zum Spiel