Eine fast perfekte Woche

Von SPOX
Party in Gelsenkirchen: Der BVB siegte hochverdient mit 3:1 beim FC Schalke
© Getty

Zuerst schlägt Borussia Dortmund in beeindruckender Manier den FC Arsenal, dann zeigt der BVB auch im Revier-Derby gegen Schalke sein neues, effizientes Gesicht. Eigentlich könnte man vollends zufrieden sein. Eigentlich.

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Bereits am Dienstagabend war man in Dortmund mit sich und der Welt im Reinen. Der 2:1-Sieg im Emirates gegen die Gunners zeigte, dass der BVB eine neue Stufe der Evolution erreicht hat. Abgeklärt und clever waren die Synonyme für diesen Abend. Man könnte es auch internationale Erfahrung nennen, die Dortmund in diesem Spiel an den Tag legte.

Bekanntermaßen gelten im Derby gegen Schalke andere Gesetze. Im letzten Jahr zog man ins Champions-League-Finale ein, setzte sich gegen Größen wie Real Madrid zwei Mal durch, verlor jedoch beide Spiele gegen den ungeliebten Nachbarn aus Gelsenkirchen. An diesem Samstag aber brachte der FC Schalke die Borussia höchstens zehn Minuten ins Schwitzen.

BVB nicht nur mit besserem Beginn

Viel zu abgeklärt, viel zu clever zeigte sich der BVB im 143. Revier-Derby, so dass Schalke an diesem Tag kaum eine Chance hatte. "Das war ein super-intensives Spiel mit dem besseren Beginn für uns. Wir waren gut im Spiel, haben so verteidigt, wie wir es wollten und sind mit einer tollen Aktion in Führung gegangen", sagte Jürgen Klopp nach dem Spiel.

Nach dem schön herausgespielten 1:0 durch Pierre-Emerick Aubameyang hatte Dortmund leichtes Spiel. Schalkes erste ernstzunehmende Aktion fand in der 30. Minute statt, als Kevin-Prince Boateng mit einem Strafstoß an Roman Weidenfeller scheiterte. Und auch danach kam nicht mehr viel. "Wir machen vor dem ersten Gegentor zwei Fehler, laufen dem 0:1 hinterher, hätten aber durch den Elfmeter ins Spiel zurückkommen können. Dann hätten wir wieder tiefer stehen können", analysierte Keller.

So musste Königsblau das Spiel machen, was der Keller-Truppe aber offensichtlich nicht besonders liegt. Fast 60 Prozent Ballbesitz hatte man am Ende der Partie, doch wirkliche Chancen kreierte man sich kaum. Zu wenig Kreativität, zu wenige Ideen, zu wenig Überzeugung.

Erst mit der Einwechslung von Max Meyer geriet Dortmund ein wenig in Bedrängnis, aber Draxlers Ballverlust in der 74. Minute besiegelte das Ende der königsblauen Hoffnungen. "Max Meyer hat richtig Betrieb gemacht und sich super zwischen den beiden Ketten bewegt. Es wurde hektisch, es wurde noch intensiver. Beide haben alles versucht, und wir setzen einen Sensationskonter", stellte auch Klopp am Ende fest.

"So eine Truppe wie der BVB..."

Auch der erschreckend schwache Julian Draxler wirkte bedient: "Im Spiel nach vorne haben wir zu einfache Fehler gemacht und die Dortmunder zu Kontern eingeladen. So eine Truppe wie der BVB lässt sich dann natürlich nicht zweimal bitten", erkannte der 20-Jährige: "Wir sind momentan leider nicht in der Verfassung, um solche Mannschaften zu schlagen."

Natürlich hätte das Spiel anders verlaufen können, hätte Boateng den Elfmeter verwandelt. Dennoch hatte man in diesem Derby selten das Gefühl, dass der FC Schalke dem BVB auch nur im Ansatz gefährlich werden könnte. So bewies die Borussia nach dem nächsten starken Auftritt unter Woche abermals, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt hat.

Nach der einzigen königsblauen Drangphase blieb Dortmund ruhig, verfiel nicht in Hektik und nutzte die sich bietenden Möglichkeiten. Angeführt von den überragenden Hendrikh Mkhitaryan und Nuri Sahin setzte der BVB zur richtigen Zeit die Ausrufezeichen.

Auf Schalke herrscht dagegen abermals Tristesse. Wollte man vor der Saison noch mit dem BVB auf Augenhöhe konkurrieren, so hat man nun festgestellt, dass nicht nur die Tabelle eine klare Sprache spricht. Auch die Darbietung der beiden Teams an diesem Tag spricht für sich. Elf Punkte Rückstand sind es nun. Und nach solch einer Niederlage kann von Augenhöhe keine Rede sein.

Augenhöhe? Pustekuchen

Viel zu deutlich zeigte der gelb-schwarze Konkurrent S04 die Grenzen auf. Nicht nur spielerisch. Einzig der Wille war auf Seiten der Schalker erkennbar - doch das reicht gegen den heutigen BVB nicht mehr. "Es ist keine Schande, gegen Chelsea und Dortmund zu verlieren. Das sind zwei Mannschaften, die in Europa zu den Top-Teams gehören", sagte Kapitän Benedikt Höwedes. Auch wenn es für Schalke-Fans bitter klingen mag, so ist Borussia Dortmund derzeit doch uneinholbar enteilt.

Der BVB könnte nach der Partie mit sich und der Fußball-Welt eigentlich zufrieden sein. Wäre da nicht der Vorfall gewesen, der sich vor der Partie ereignete. "Wir gewinnen mit 3:1 und müssen dennoch und zu Recht über die Aktion vor dem Spiel sprechen. Das sind unschöne Bilder, um das milde auszudrücken. In diesem Moment schämt man sich. Ich bin oft stolz auf unsere Fans, aber das waren im wahrsten Sinne des Wortes Störfeuer. Wir haben trotzdem gewonnen; nicht deswegen. Es sind vereinzelte Leute, die nicht das Gefühl bekommen dürfen, dazuzugehören. Wir müssen dagegen angehen. Das muss sanktioniert werden", ging Klopp hart mit den Unruhestiftern ins Gericht.

Auch Joachim Watzke war bedient: "Das ist einfach asoziales Verhalten, gerade wenn man Raketen in andere Blöcke schießt. Das ist total intolerabel und wir werden das auch nicht akzeptieren. Das wird nicht folgenlos bleiben. Mir tut das leid."

Am Ende bleibt nach zwei wichtigen Siegen und einer Woche ohne Pflichtspiel vor der Brust ein trotzdem merkwürdiger Beigeschmack. Sportlich hat der BVB in jedem Fall mehr als überzeugt, das wissen auch alle Beteiligten. Doch die Szenen vor dem Spiel werden in den nächsten Tagen noch zu Diskussionen führen. Und so kann man in Dortmund eben nur von einer fast perfekten Woche sprechen.

Schalke - Dortmund: Daten zum Spiel