Glücklicher Bayern-Sieg in Leverkusen

Von Stefan Rommel / Cliff Schmit
Simon Rolfes (r.) erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für Leverkusen
© Getty

Bayern München hat das Topspiel des 26. Spieltags bei Bayer Leverkusen gewonnen. Der Rekordmeister setzte sich gegen die Werkself mit 2:1 (1:0) durch.

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Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer FCB): "Es war heute sehr schwer nach dem Champions-League-Abend am Mittwoch. Das hat man besonders in der zweiten Halbzeit gesehen. In der zweiten Halbzeit wurden die Beine schwer, aber die Mannschaft hat gebissen, gekämpft und ist in der Schlussphase belohnt worden."

Matthias Sammer (Sportvorstand Bayern): "Zur zweiten Halbzeit muss ich ganz klar sagen - und das müssen wir schleunigst wieder ändern und wieder in unser Spiel rein bekommen: Dass wir vorn auch die Aufmerksamkeit im Umkehrspiel haben. Und damit das, was uns die ganze Saison bisher getragen hat - was wir zuletzt aber nicht so gut gemacht haben. Das war die Grundlage dafür, dass wir einfach kompakt sind, eine gute Ausstrahlung haben und stark wirken."

Sascha Lewandowski (Trainer Leverkusen): "Um die Bayern zu schlagen hätten wir über 90 Minuten so auftreten müssen wie in der zweiten Halbzeit! Zumindest ein Unentschieden wäre aufgrund der zweiten Halbzeit verdient gewesen. Insgesamt war es sicher keine berauschende Leitung. Aber zumindest diese Leistungssteigerung innerhalb des Spiels war dann doch positiv."

Philipp Wollscheid (Leverkusen): "Wir haben uns leider nicht belohnt für die gute zweite Halbzeit. Nichtsdestotrotz haben wir erst sehr spät gemerkt, was hier eigentlich drin war - weil die Bayern heute gar nicht richtig da waren! Trotzdem stehen wir jetzt mit leeren Händen da. Die erste Halbzeit haben wir ziemlich verschlafen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Leverkusen mit der zu erwartenden Aufstellung. Boenisch wieder links in der Viererkette, Kadlec auf der Bank.

Die Bayern rotieren wie wild: Rafinha, Boateng, Schweinsteiger und Shaqiri spielen im Vergleich zum Arsenal-Spiel für Lahm, van Buyten, Kroos und Müller. Außerdem stürmt Gomez für Mandzukic. Von den Genannten sogar nur van Buyten auf der Bank, der Rest nicht im Kader. Dafür Hojbjerg und Can im Kader.

25.: Über Shaqiri kommt der Ball zu Robben, der vom rechten Strafraumeck abzieht. In der Mitte leitet Schweinsteiger per Hackentrick weiter, setzt den Ball aber knapp am linken Pfosten vorbei.

28.: Boateng setzt sich nach einer Ecke am kurzen Pfosten durch. Seinen Kopfball klärt Castro aber kurz vor der Linie.

36.: Boenisch zieht aus gut 20 Metern mit links ab. Neuer taucht ab und wehrt den Ball zur Ecke ab.

37., 0:1, Gomez: Konter Bayern. Shaqiri eigentlich mit dem gewünschten Seitenwechsel. Gomez nimmt den Ball im Mittelfeld aber mit der Brust runter, spitzelt an Carvajal vorbei und geht auf Boenisch zu. Mit einer einfachen Gegenbewegung geht Gomez an Boenisch vorbei und netzt im Fallen aus elf Metern ins linke untere Eck ein. 16. Kontertor der Bayern diese Saison.

75., 1:1, Rolfes: Ecke von der rechten Seite. Boenisch verlängert am ersten Pfosten, die Bayern dahinter pennen auf einer Linie vor sich hin. Rolfes ist völlig frei und schiebt aus fünf Metern ein.

87., 1:2, Wollscheid (Eigentor): Freistoß Schweinsteiger, mit Zug zum Tor. Wollscheid steht wie die gesamte Mannschaft zu tief und fälscht den Ball am Fünfer mit dem Rücken ins eigene Netz ab. Das 100. Pflichtspieltor der Bayern.

Fazit: Letztlich hätte sich Leverkusen dank einer Leistungssteigerung den einen Punkt doch noch verdient. Die Bayern aber mit einem schmutzigen Sieg, der so nicht mehr zu erwarten war.

Der Star des Spiels: David Alaba machte über die linke Seite gut Dampf, hatte starke 87 Ballkontakte und eine sehr ordentliche Passquote. Vor allem trifft Alaba im letzten Angriffsdrittel fast immer die richtige Entscheidung, leistet sich kaum Ballverluste.

Der Flop des Spiels: Daniel Carvajal sah nicht nur beim 0:1 schlecht aus. Der Spanier nahm seinem Spiel durch eine frühe Gelbe Karte das gewisse Risiko, spielte zaghafter als gewohnt. Hätte kurz vor Schluss zudem eigentlich vom Platz fliegen müssen.

Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann machte ein paar kleine Fehler in der Zweikampfbewertung, hatte ansonsten aber alles gut im Griff. Hätte Carvajal aber kurz vor Schluss nach einem taktischen Foul mit Gelb-Rot vom Platz stellen müssen.

Die Trainer:

Sascha Lewandowski nahm den blassen Schürrle zur Pause runter und erhoffte sich durch Sam mehr Wirbel und auch das eine oder andere Dribbling auf dem rechten Flügel. Wurde nach einer Stunde noch offensiver, als er Zerstörer Reinartz aus der Mittelfeld-Dreierkette nahm und dafür den spielerisch stärkeren Hegeler brachte. Warum sich Leverkusens Mannschaft aber bei Defensivstandards am Fünfer aufreihte, statt rauszuschieben, bleibt unklar.

Jupp Heynckes überraschte besonders mit Rafinha in der Viererkette und Schweinsteiger im zentralen offensiven Mittelfeld. Wechselte kurz vor dem Ausgleich noch defensiv aus, stellte Schweinsteiger später noch auf die linke Seite.

Das fiel auf:

  • Leverkusen mit der Taktik, die sich in der Hinrunde noch sehr bewährt hatte: Überließ dem Gegner den Ball und suchte aus der guten Ordnung heraus die Offensive. So zumindest war das Konzept. Nur ging es in der ersten Halbzeit zu keinem Zeitpunkt auf.
  • Bayer hatte nur 32 Prozent Ballbesitz, selbst für Leverkusener Verhältnisse eine zu devote Herangehensweise. Frühe Ballgewinne gab es kaum, die Dreierkette im Mittelfeld fand selten Zugriff auf das Passspiel der Bayern.
  • Die Gastgeber bekamen dann bei ihren wenigen Vorstößen selbst keine Sicherheit ins Passspiel, hatten im letzten Drittel nur eine vernünftige Kombination in der ersten Halbzeit, die Boenisch aber auch von außerhalb des Strafraums abschloss. Im Sechzehner tat sich gar nichts.
  • Die Bayern spielten trotz etlicher Umstellungen sicher, sachlich, nüchtern und hatten den Tabellendritten in dessen eigenen Stadion eine Stunde lang voll im Griff.
  • Leverkusen traute sich nach dem Wechsel etwas mehr zu, wirklich gefährlich wurde das Spiel der Werkself aber auch nach den Wechseln nicht, eine echte Drangphase bekam Bayer nicht hin. Erst Hegelers Einwechslung und der bayerische Schlendrian ließen Leverkusen etwas besser werden. Der Ausgleichstreffer fiel dennoch überraschend.
  • Nach dem 1:1 entwickelte sich ein lebhafteres Spiel, bei dem besonders Leverkusen entschlossener auf den Sieg drängte - ohne allerdings komplettes Risiko zu gehen. Dass dann doch die Bayern den lucky punch setzten, passte irgendwie zu diesem komischen Spiel.

Leverkusen - Bayern: Daten zum Spiel