Lucien Favre (Trainer Gladbach): "In der ersten Halbzeit waren wir zu passiv, weil Dortmund sehr stark war bei Ballbesitz. Es war schwer für uns, deshalb haben wir sehr tief verteidigt. Das Gegentor kam nicht unlogisch nach einem taktischen Fehler im Mittelfeld. Wir sind immer optimistisch geblieben und haben daran geglaubt, dass wir zurückkommen können, haben dann auch aggressiver und besser gespielt. Die zweite Halbzeit war sehr gut. Beide Mannschaften hätten am Ende das 2:1 machen können. Wir haben Charakter gezeigt. Das 1:1 ist gut für den Kopf."
Jürgen Klopp (Trainer Dortmund): "Wir haben über 60 Minuten ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht, und dies trotz unserer personellen Besonderheiten. Das hat sich in der Halbzeitpause verschärft, als Mats Hummels nicht mehr weitermachen konnte. Die Gladbacher tun uns jedes Jahr aufs Neue weh mit ihrer Spielweise, sie sind unangenehm zu verteidigen. Wir haben das zunächst ordentlich gemacht, wurden mit unseren eigenen Aktionen im Laufe des Spiels immer weniger klar. Gladbach ist dann aufgekommen. Es gibt schlimmere Dinge, als hier unentschieden zu spielen. Aber glücklich sind wir auch nicht.
Sebastian Kehl (Kapitän Dortmund): "Wir sind absolut nicht zufrieden mit dem Ergebnis, wir haben uns das aber auch selbst zuzuschreiben. Ich hatte am Ende auch noch eine riesige Chance, das Spiel für uns zu entscheiden, von daher nehme ich das zum Teil auf meine Kappe. Natürlich ist es sehr bitter, nur mit einem Unentschieden nach Dortmund zurückfahren zu müssen. Aber die Gründe dafür liegen ganz allein bei uns."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Gladbach mit vier Änderungen - Daems, Rupp, Younes und Hanke spielen für Arango (Knöchel), Cigerci, de Jong und den gelbgesperrten Herrmann.
Dortmund wechselt dreimal: Kehl, Leitner und Großkreutz ersetzen Bender, Blaszczykowski (Zerrung im Hüftbeugeansatz) und Schieber (Gelb-Rot).
8.: Toller Diagonalball von Hummels zum rechten Pfosten. Dort köpft Piszczek die Kugel in die Mitte. Dominguez blockt Großkreutz' Schuss am Fünfmeterraum in letzter Sekunde.
28.: Reus passt rechts raus zu Piszczek. Der flankt in die Mitte zu Leitner, der tatsächlich einen Kopfball ansetzen darf und diesen in ter Stegens Arme platziert.
31., 0:1, Götze (Elfmeter): Reus steckt wunderbar durch auf Götze, der im Strafraum von ter Stegen klar von den Beinen geholt wird. Der Gefoulte verlädt Gladbachs Keeper vom Punkt und schießt links oben ein.
62.: Erster Eckball Gladbach: Wendt mit der Hereingabe von links, über Umwege landet der Ball am rechten Pfosten bei Stranzl, der Weidenfeller unbedrängt in die Arme köpft.
67., 1:1, Younes: Langer Ball links raus zu Wendt. Dessen Hereingabe wird von Subotic vor die Füße von Younes abgefälscht, der aus 15 Metern abzieht. Santana fälscht noch entscheidend ab, der Ball schlägt rechts im Kasten ein.
74.: Götze mit dem Eckball von rechts. Subotic legt per Kopf für Großkreutz auf. Der zieht aus zwölf Metern ab - drüber.
90.: Mlapa vergibt den Matchball! De Jong steckt stark auf den gestarteten Mlapa durch. Frei vor Weidenfeller umkurvt er den Keeper und schießt aus spitzem Winkel ans rechte Außennetz.
90.: Auf der Gegenseite verpasst Kehl den Matchball! Götze setzt sich an der linken Grundlinie gegen Jantschke durch und passt nach innen. Am langen Pfosten schiebt Kehl den Ball über das leere Tor.
Fazit: Aufgrund der unterschiedlichen Halbzeiten ein unter dem Strich verdientes Remis, über das sich Dortmund allerdings ärgern muss.
Der Star des Spiels: Amin Younes. In seinem ersten Bundesligaeinsatz von Anfang an enorm umtriebig und spielfreudig. Wenn Gladbach gefährlich nach vorne spielte, war er daran beteiligt. Bestritt bis zu seiner Auswechslung die meisten Zweikämpfe aller Gladbacher. Krönte sein starkes Debüt mit dem Ausgleichstreffer.
Der Flop des Spiels: Mike Hanke. Arbeitete zwar viel mit nach hinten, war dort aber nicht die Hilfe, die man sich von ihm erwartete - er gewann nicht einmal ein Viertel seiner Zweikämpfe. Auch offensiv ohne Szene und mit einer schwachen Passquote von lediglich 50 Prozent.
Der Schiedsrichter: Günter Perl. Lag bei der Elfmeterentscheidung richtig. Ebenso korrekt war es, ter Stegen nicht vom Platz zu stellen, da Götze den Ball weit weg spitzelte und somit keine klare Torchance verhindert wurde. Vor dem Ausgleich geht der im Abseits stehende De Jong zum Ball - das hätte man auch als aktive Bewegung zum Ball auslegen können. Zog ansonsten eine eher großzügige Linie durch, die persönlichen Strafen passten aber allesamt.
Die Trainer:
Lucien Favre musste ohne seine zwei besten Scorer Arango (10 Punkte) und Herrmann (9 Punkte) auskommen und ließ dafür Younes nach seinen ersten 24 Minuten in der Bundesliga am vergangenen Wochenende gleich von Beginn an von der Leine. Favre mahnte immer wieder an, weiter raus zu schieben und sich nicht zu sehr nach hinten drängen zu lassen. Tauschte nach einer Stunde positionsgetreu Stürmer für Stürmer.
Jürgen Klopp ließ wie erwartet U-23-Stürmer Bajner auf der Bank und stattdessen erstmals von Beginn an Götze in vorderster Front auflaufen. Reagierte sofort nach dem Ausgleich und brachte den Ungarn dann doch. Mit Sahins Einwechslung rückte Großkreutz nach rechts hinten und Gündogan auf die Zehn.
Das fiel auf:
- Gladbach empfing den Gegner wie gewohnt recht tief stehend, die heutige Ausrichtung war jedoch noch einen Tick defensiver. Die Fohlen liefen die Viererkette des BVB bei Ballbesitz zwar früh an, zogen sich dann aber weit zurück, wenn Dortmund im Mittelfeld aufbaute.
- Die Gäste sahen sich so zwei eng gestaffelten Viererketten gegenüber, die Gladbach rund um den eigenen Strafraum positionierte. Auch Younes und Hanke rückten weit zurück, so dass meist alle elf Gladbacher tief in der eigenen Hälfte verteidigten. Das Umschaltspiel bei Ballgewinn bedeutete damit einen ziemlich weiten Weg, um vor den Kasten des BVB zu kommen. Den ersten Torabschluss verzeichneten die Fohlen in der 56. Minute.
- Der BVB spulte so geduldig seine Passstafetten herunter, auch weil der klassische Stoßstürmer nicht dabei war. Dadurch fehlte die Möglichkeit, auch einmal einen langen Ball einzustreuen, das Mittelfeld hatte somit weniger Zeit zum Nachrücken. Dortmund kam nur selten zum Auflösen seiner Angriffe, da man vorne oft in Unterzahl die Bälle verlor.
- Götze hatte in vorderster Front beim Versuch, die Anspiele fest zu machen, einen schweren Stand. Er wurde sehr früh attackiert, hin und wieder auch an der Grenze des Erlaubten. Reus und Großkreutz halfen bisweilen im Zentrum aus, die offensive Dreierreihe agierte inklusive Götze sehr variabel.
- Nach der Pause schob Gladbach wie zu erwarten war deutlich nach vorne. Gefährlich wurde es mit dieser Maßnahme zunächst nicht, Dortmunds Aufbauspiel geriet jedoch immer fehlerbehafteter, die ideenlosen Angriffe versandeten regelrecht. Das bot den Hausherren Möglichkeiten für Konter, an denen meist der wendige Younes seine Füße im Spiel hatte.
- Der BVB muss sich ankreiden lassen, sich selbst eingeschläfert und mal wieder eine Führung unnötig aus der Hand gegeben zu haben, anstatt einen verunsicherten Gegner weiter zielstrebig attackiert zu haben.
Gladbach - Dortmund: Daten zum Spiel