Schalkes Balance und Rauls Treueschwur

Von Stefan Rommel
Raul schoss gegen Werder drei Tore und möchte auf Schalke bleiben
© Getty

Huub Stevens und Schalke 04 haben alle Skeptiker Lügen gestraft, das deutliche 5:0 gegen Werder Bremen ist ein neuerlicher Beweis dafür. Ganz vorn dabei: ein überragender Raul, der auch einer Verlängerung auf Schalke nicht abgeneigt ist. Werder dagegen ist im Auf und Ab gefangen. Vor allem gegen die Spitzenteams sieht die Mannschaft von Thomas Schaaf kein Land.

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Reaktionen:

Huub Stevens (Trainer Schalke 04): "Das war über 90 Minuten ein super Spiel von unserer Seite. Wenn man kritisch sein will - und das muss man immer als Trainer - muss man die ersten fünf Minuten in der zweiten Halbzeit ansprechen, wo wir den Bremern zu viel Raum gelassen haben. Wir hatten uns vorgenommen, ein gutes Spiel zu spielen und versuchen ein Tor mehr zu schießen als der Gegner. Am Ende waren es fünf mehr."

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Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen): "Wir haben nichts von dem aufgeboten, was wir zeigen können. Das was man da gesehen hat, muss man nicht nur über ein paar Minuten aufbieten, sondern über die gesamten 90 Minuten. Man muss richtig nachsetzen, aber im Moment ist das nicht möglich. Auswärts kriegen wir das einfach nicht gebacken und so eine Leistung darf man nicht abliefern."

Raul (Schalke 04): " Ich wollte mich damit bei unseren Fans bedanken, weil ich hier so gut aufgenommen wurde und ich mich hier sehr wohl fühle. Ich möchte in den nächsten fünf Monaten genau so weiterspielen. Was danach passiert, wird man sehen. Meine Entscheidung wird erst im Januar gefällt. Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft momentan so einen tollen Lauf hat und wenn der Verein in einer so privilegierten Situation ist - mit Meisterschaft, Europa League und DFB-Pokal - ist es am Ende egal, ob ich hier weiterspiele oder nicht."

Klaus Allofs (Geschäftsführer Werder Bremen): "Gegen die guten Mannschaften fehlt uns noch eine Menge! [...] Wir hatten uns heute eine Menge vorgenommen und haben gar nichts davon umgesetzt. [...] Bei uns wurde es von Minute zu Minute schlechter."

Clemens Fritz (Werder Bremen): "Wir haben heute völlig versagt! [...] Wir können uns nur bei unseren Fans entschuldigen. Sie fahren wirklich jede zweite Woche quer durch Deutschland - und wir enttäuschen sie. Das darf nicht passieren!"

Nachbetrachtung:

Schalke hat mal wieder eine turbulente Hinrunde hinter sich. Die Neuer-Nachfolge galt es zu regeln - bis sich der Neuer-Nachfolger schwer verletzte und jetzt ein 21-jähriges Eigengewächs den Job ausfüllt, als wäre nichts leichter als das.

Nach Ralf Rangnicks überraschendem Rücktritt als Cheftrainer war nicht unbedingt klar, wohin die Reise mit der Rückholaktion von Huub Stevens gehen sollte. Der Niederländer aber hat sich in den letzten Jahren verändert und die Skeptiker bis jetzt Lügen gestraft.

Holtby und Farfan werden nicht vermisst

Die alten Dogmen sind in der Schublade verschwunden, vielmehr lässt Stevens einen freien, kreativen Fußball spielen. Das funktioniert nicht immer, aber die generelle Ausrichtung passt zu den Spielerpersönlichkeiten im Kader und tut der Mannschaft und den Fans gut.

Die Partie gegen Bremen war ein neuerlicher Beweis, dass Schalke im Laufe der letzten Wochen die nötige Balance gefunden hat zwischen schwungvoller Offensive und einer geordneten Defensive. Dass gegen Werder mit Lewis Holtby und Jefferson Farfan zwei entscheidende Figuren verletzt fehlten, fiel nicht weiter auf.

Raul: "Ich würde gerne bleiben"

Ein entfesselter Raul reißt die Mannschaft mit zu ihrer besten Saisonleistung. Nach seiner Drei-Tore-Gala ging der spanische Weltstar erst auf Tuchfühlung mit den Fans in der Nordkurve, dann legte er ein Bekenntnis zu Schalke 04 ab: "Ich bin sehr glücklich hier und würde gerne bleiben." Keine Frage: Der Königliche will auch noch in der nächsten Saison in Königsblau spielen.

Die Schalker indes tun sich noch schwer, die so erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem 34-Jährigen über das Vertragsende 2012 hinaus fortzusetzen. "Ich möchte mit ganz vielen Spielern verlängern, auch mit Raul", sagte Sportdirektor Horst Heldt. Schnell fügte er einschränkend hinzu: "Ich möchte aber auch Messi oder Cristiano Ronaldo verpflichten. Es ist kein Wunschkonzert. Man muss vieles abwägen."

Schalke ist zumindest ganz oben mit dran, auch wenn sich die Verantwortlichen beharrlich weigern, sich auf einer Stufe mit Meister Dortmund und Rekordmeister Bayern zu sehen. Schalke gefällt sich in der Position im Windschatten. Eigentlich schade, dass jetzt nach dem Pokalspiel in Mönchengladbach schon Winterpause ist.

Die Bremer Sinuskurve

Werder Bremen dagegen dürfte ganz froh sein, dass jetzt erstmal eine kleine Pause ansteht. Bremens Saison verläuft wie eine Sinuskurve, mit guten Leistungen in den Heimspielen und teilweise desolaten Auftritten auswärts.

In den letzten drei Auswärtsspielen setzte es 14 Gegentore - so viele wie zuletzt vor 30 Jahren. Tim Wiese war in Gelsenkirchen noch bester Bremer, verhinderte eine noch höhere Abfuhr. Trotzdem schlug es an seinem 30. Geburtstag fünfmal hinter ihm ein.

"Wir kriegen es nicht gebacken, diese Leistung und diese Präsenz, die wir zuhause aufbieten können, überzeugend in unser Spiel einzubringen. Ich glaube, dass wir die Fähigkeiten haben, gegen jeden Gegner bestehen zu können. Dann muss man das auch alles abrufen", sagte Trainer Schaaf nach dem Spiel.

Werder kann an einem guten Tag auf dem Papier vielleicht mit jedem Gegner mithalten. Gegen die vier vor Bremen platzierten Mannschaften setzte es in vier Spielen aber vier klare Niederlagen mit 1:16 Toren. Wunsch und Wirklichkeit liegen noch sehr weit auseinander.

Schalke - Bremen: Daten zum Spiel

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