Schlaudraffs Traumtor rettet 96

Von Thomas Gaber / Sebastian Schramm
Verbissener Kampf um den Ball: Hannovers Christian Pander (l.) und Hamburgs Dennis Diekmeier
© Getty

Der Hamburger SV bleibt unter Trainer Thorsten Fink ungeschlagen. Im Nordderby bei Hannover 96 kam der HSV am 14. Bundesliga-Spieltag zu einem 1:1 (0:0). Jeffrey Bruma brachte die Gäste in Führung (63.), Jan Schlaudraff glich mit einem Traumtor aus (79.) und beendete seine Torflaute von 1014 Minuten.

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Hannover hat seit nunmehr vier Spielen nicht mehr gewonnen und den Anschluss an die vorderen Plätze verloren.

Brumas Tor war bereits das fünfte der Hamburger nach einer Ecke (Ligaspitze) und das neunte nach einer Standardsituation.

Die Reaktionen:

Jan Schlaudraff (Hannover 96): "Der Ball war perfekt gespielt von Sergio Pinto, da blieb mir nicht mehr viel anderes übrig. Ich versuche ihn volley aufs Tor zu schießen und treffe ihn voll ... Ich freue mich darüber, dass wir noch einen Punkt geholt haben. Wir ärgern uns aber auch über die erste Halbzeit, als ich zwei etwas einfachere Chancen hatte, um das Spiel frühzeitig zu entscheiden."

Thorsten Fink (Trainer Hamburger SV): "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, viele Chancen heraus gespielt, hatten viel Ballbesitz. Da ärgert man sich, dass man durch so einen Eckball noch den Ausgleich bekommt. Man muss aber auch sagen, Hannover ist eine Heimmacht. Wir haben sie am Rande einer Niederlage gehabt. Das 1:1 war ein Riesentor. Wir müssen uns vorwerfen, das 2:0 nicht gemacht zu haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Hannover sind Stindl (5. Gelbe) und Ya Konan (Gelb-Rot) gesperrt. Zudem fliegt Chahed wieder aus der Mannschaft. Stoppelkamp kommt über rechts.

Eine Änderung beim HSV nach dem 2:0 gegen Hoffenheim: für den verletzten Berg (muskuläre Probleme) stürmt Son.

2.: Übler Fehlpass Cherundolo in die Beine von Guerrero. Der spielt Doppelpass mit Kacar und zieht aus 20 Metern mit rechts ab - knapp rechts am Tor vorbei.

14.: Zucker-Ball von Abdealloue in die Tiefe und den Lauf von Schlaudraff. Der rast auf Drobny zu, scheitert aber an dessen rechtem Fuß. Stark vom HSV-Keeper.

19.: Freistoß Pinto von der linken Eckfahne. Haggui köpft aus sieben Metern mit Schmackes aufs Tor, Drobny holt die Kugel aus dem rechten Eck.

29.: Rincon spielt kurz auf Son. Der zieht kurz vor dem Strafraum einfach mal mit einem tückischen Aufsetzer ab. Zieler macht sich ganz lang und faustet den Ball zur Seite weg.

33.: Wieder zieht Töre mehrere Spieler auf sich, Guerrero ist der Nutznießer und zieht aus 12 Metern mit der Pieke ab. Der Ball klatscht ans Außennetz.

63., 0:1, Bruma: Cherundolo schenkt dem HSV eine Ecke. Der Ball kommt von links scharf in den 5er, Bruma rutscht im Zweikampf mit Abdellaoue mit der Sohle rein - unten links schlägt's ein. 5. Saisontor nach einer Ecke für den HSV.

66.: Ecke von Töre, Westermann steigt am Elferpunkt höchsten, Zieler lenkt den Ball über die Latte.

79., 1:1, Schlaudraff: Ecke Pinto von links, weit vom Tor weg. 20 Meter vor dem Kasten lauert Schlaudraff und nagelt den Ball mit rechts volley ins linke Kreuzeck. Wahnsinns-Tor!

Fazit: Der HSV war in einem guten Nordderby die bessere Mannschaft, Schlaudraff bewahrt 96 mit seinem Traumtor vor der ersten Heimpleite der Saison.

Der Star des Spiels: Jeffrey Bruma. Hamburgs Innenverteidiger gewann 68 Prozent seiner Zweikämpfe und erzielte das Führungstor dank seiner Entschlossenheit auch im Offensiv-Zweikampf. Hatte mit Nebenmann Westermann (79 Prozent gewonnene Zweikämpfe) die 96-Stürmer gut im Griff, Abdellaoue gab nur einen Torschuss ab.

Der Flop des Spiels: Heung-Min Son. Als zweite Spitze neben dem eifrigen Guerrero komplett abgemeldet. Gewann nur fünf von 20 Zweikämpfen und lief sechs Mal ins Abseits. Konnte sich als zweiter Angreifer in Finks 4-4-2 nicht empfehlen.

Der Schiedsrichter: Kurz vor der Pause ließ Felix Zwayer Gnade vor Recht ergehen. Der schon gelb-verwarnte Haggui langte Kacar im Zweikampf ohne Not ins Gesicht. Gelb-Rot wäre in diesem Fall aber vertretbar gewesen. Auch sonst mit einigen Fehlern bei der Zweikampfbewertung.

Analyse: Der HSV kopierte anfangs den Stil von 96: starkes Spiel gegen den Ball und der schnelle Pass in die Spitze, wo sich Guerrero sehr gut bewegte, die Bälle tropfen ließ oder selbst abschloss (5 Torschüsse in Hälfte eins). Hannover kam nur langsam in die Gänge und machte sich das Leben mit vielen Fehlpässen selbst schwer.

Mit der Großchance von Schlaudraff (14.) begann eine kurze Drangphase von Hannover. Die Gastgeber gewannen die Zweikämpfe im Mittelfeld und waren vor dem Tor gefährlich, doch Drobny hielt den HSV im Spiel.

Die aktivere Mannschaft blieb jedoch der HSV. Töre gab einen verkappten Spielmacher, Aogo und Diekmeier rückten auf den Außenbahnen immer wieder nach. Doch zwingend waren die Gäste im letzten Drittel nicht.

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Der HSV hatte auch nach dem Wechsel die bessere Spielanlage und erarbeitete sich über 60 Prozent Ballbesitz. Obwohl sich 96 wie üblich zurückzog und auf schnelle Konter lauerte, kamen sie nicht richtig in die Zweikämpfe. Immerhin funktionierte die Abseitsfalle - elf Mal wurden die Hamburger gestellt.

Die Gäste hatten das Spiel im Griff, Schlaudraffs Tor fiel aus heiterem Himmel. In einer hektischen Schlussphase spielten beide Teams auf Sieg, Chancen gab es aber keine mehr.

Hannover - Hamburg: Daten zum Spiel