St. Pauli stoppt Hannovers Höhenflug

Von Stefan Rommel
Oczipka, Ebbers, Bartels und Kruse feiern den Siegtreffer schon in der Anfangsphase

Der FC St. Pauli hat den Höhenflug von Hannover 96 vorerst gestoppt. Im kleinen Nord-Derby siegte die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski mit 1:0 (1:0). Vor 49.000 Zuschauern erzielte Marius Ebbers schon früh das Tor des Tages (6.).

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Durch die zweite Niederlage verpasste 96 den vorübergehenden Sprung auf Platz zwei. St. Pauli verbesserte sich mit nunmehr zehn Punkten auf Platz sechs.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hannover mit einer Änderung: Für den verletzten Ya Konan rückt Stindl ins Team. Der Ex-Karlsruher als hängende Spitze hinter Abdellaoue.

St. Pauli ohne Rothenbach, Gunesch, Takyi und Bruns von Beginn an. Dafür rücken Lechner, Zambrano, Kruse und Boll ins Team.

6., 0:1, Ebbers: Riesen-Antritt von Oczipka. Doppelpass mit Kruse. Oczipkas feine Flanke köpft Ebbers aus elf Metern an den rechten Innenpfosten, von da trudelt der Ball über die Linie.

40.: Freistoß Lehmann aus 25 Metern. Rechts um die Mauer gezirkelt. Den Aufsetzer klatscht Fromlowitz nur ab. Den abgefälschten Nachschuss von Bartels hat er im Nachfassen.

57.: Hannover kommt über links, Rausch schießt aus 15 Metern und Kessler wehrt nur in die Mitte ab. Dort kommt der nächste Hannoveraner angerauscht, wird von Lechner bedrängt, tritt ein Luftloch und geht zu Boden. Die Pfeife bleibt stumm. Wohl zurecht.

64.: Hennings Flanke von rechts legt Kruse zurück zur Mitte. Ebbers ist da, das Tor leer. Aber der Kapitän verpasst den Ball per Kopf um Zentimeter.

65.: Flanke von rechts auf Abdellaoue. Dessen Kopfball aus zehn Metern kratzt Kessler gut aus dem linken Eck. Den Nachschuss von Stoppelkamp fälscht ein eigener Mitspieler ab.

80., Rote Karte gegen Haggui: Der Tunesier holt sich die Rote Karte für eine klare Notbremse gegen Lehmann kurz vor der Strafraumgrenze.

Fazit: Verdienter Sieg für konzentriert spielende Hamburger gegen ein erschreckend einfallsloses Hannover.

Der Star des Spiels: Bastian Oczipka zeigte eine seiner besten Vorstellungen im Pauli-Trikot. Der Linksverteidiger war in der Defensive aufmerksam, gewann 69 Prozent seiner Zweikämpfe, hatte 84 Ballkontakte und sorgte mit seiner Dynamik auch für erfrischende Akzente in der Offensive. Seine Vorarbeit zum 0:1 war absolute Spitzenklasse.

Die Gurke des Spiels: Lars Stindl bekam von Beginn an seine Chance, sollte als hängende Spitze aus dem Mittelfeld heraus für Impulse sorgen und selbst den Torabschluss suchen. Die Bilanz: Nur 49 Ballkontakte, 33 Prozent gewonnene Zweikämpfe, ein Torschuss, null Ideen. Keine Bewerbung für weitere Einsätze von Beginn an.

Die Pfeife des Spiels: Markus Wingenbach fand nicht immer die klare Linie und traf einige merkwürdige Entscheidungen. Die vermeintliche Elfmeterszene nicht als Foulspiel zu ahnden, war in Ordnung. Bei den persönlichen Strafen war Wingenbach aber etwas zu schnell mit Gelben Karten zur Hand. Die Rote gegen Haggui war absolut richtig.

Die Lehren des Spiels: Hannover zeigte vor erstmals voller Hütte seine schwächste Saisonleistung und lieferte den Beweis dafür, dass die Mannschaft in den ersten Spielen über ihre Verhältnisse gepunktet hat und dass bei einem ungünstigen Spielverlauf die Qualität fehlt, darauf zu reagieren.

Hannover hatte enorme Probleme, das Spiel selbst zu gestalten und kam in der ersten Halbzeit zu keiner einzigen gefährlichen Szene im Strafraum. Aus dem Mittelfeld kamen viel zu wenige Ideen, weder aus dem Zentrum noch über die Außen baute Hannover Druck auf.

Die Folge waren immer wieder lange Bälle aus der Abwehr, die so gut wie nie einen Abnehmer im Sturm fanden. Wenn dann schon aus dem Spiel heraus nichts geht, sollten wenigstens die Standards für Gefahr sorgen - die waren aber fast durchweg unterirdisch schlecht. Nur zwei Schüsse brachte Hannover in 90 Minuten aufs Tor.

Mit einem Sieg hätte Hannover schon 16 Punkte auf dem Konto gehabt - fast schon die halbe Miete für den Klassenerhalt.

St. Pauli imponierte mit einer tollen Raumaufteilung und aggressivem Zweikampfverhalten und zog Hannover im Mittelfeld den Zahn. Boll und Lehmann hatten die Oberhand im Zentrum.

Trainer Stanislawskis Maßnahmen fruchteten: Nach dem enttäuschenden Spiel gegen Dortmund ging er ungewohnt hart mit seiner Mannschaft ins Gericht, stellte auf insgesamt vier Positionen um und lag damit goldrichtig. St. Pauli hat jetzt neun seiner zehn Punkte auswärts geholt.

Hannover - St. Pauli: Daten zum Spiel