Freiburg feiert eine "sehr reife Leistung"

Von Stefan Rommel/Daniel Reimann
Kaum ein Durchkommen: Freiburgs Rosenthal (l.) und Cisse stoppen den Frankfurter Altintop
© Getty

Der SC Freiburg hat den besten Saisonstart seiner Vereinsgeschichte hingelegt. Zum Auftakt des 4. Spieltags siegte die Mannschaft von Trainer Robin Dutt bei Eintracht Frankfurt mit 1:0 (0:0) und hat nach vier Spieltagen bereits neun Punkte auf dem Konto.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Durch den dritten Sieg in Folge rückt Freiburg in der Tabelle zumindest vorübergehend auf Platz drei vor, Frankfurt dagegen steckt mit drei Punkten im Keller fest. Es war Freiburgs erster Sieg in Frankfurt nach 14 Jahren.

Nachbetrachtung

Eintracht Frankfurt hat in der Partie zwei große Chancen vertan: Zum einen hätte die Mannschaft den Sieg von Mönchengladbach versilbern müssen, das heißt gleich mit einem Dreier nachlegen. So sind die Punkte aus der Vorwoche nur noch die Hälfte wert. Und zum anderen wäre dann etwas Druck weg von der Mannschaft, die einen auf dem Papier lösbaren Auftakt in die Saison nun doch ziemlich verhauen hat.

Auch wenn die Niederlage am Ende durch ein Abseitstor zustande kam: Einmal mehr hat sich gezeigt, dass Frankfurt im Kreativbereich große Probleme hat, zumal Alex Meier weiter seiner Form hinterherläuft. Das angestrebte Ziel von 50 Punkten plus X sollte in dieser Verfassung jedenfalls bis auf weiteres in der Schublade verschwinden. In der Form ist Frankfurt allenfalls tristes Mittelmaß mit der Tendenz zum Abstiegskampf.

Freiburg dagegen hat seinen Ruf als unbequeme Auswärtsmannschaft gefestigt. Die Breisgauer gingen mit einem klaren taktischen Konzept ins Spiel und drückten dies bis auf wenige Ausnahmen auch diszipliniert durch. Was zudem auffällt: Die Neuen haben den nötigen Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft entfacht. Das Team wirkt sehr gut austrainiert und spritzig. Gepaart mit Robin Dutts vorzüglicher Taktik dürften sich auch in Zukunft noch einige Gegner am SC die Zähne ausbeißen.

Reaktionen:

Michael Skibbe (Trainer Eintracht Frankfurt): "Wir sind sehr unglücklich, dass wir in der letzten Minute verloren haben. Sehr schade, dass der Linienrichter die Abseitsstellung beim Tor nicht erkannt hat. Ein Unentschieden hätte uns gut getan. Aber wir haben fußballerisch nicht unser Optimum erreicht. Die Freiburger haben sehr laufstark agiert und die Räume sehr eng gemacht, außerdem hat der Torwart einige Male gut gehalten."

Robin Dutt (Trainer SC Freiburg): "Wir haben eine sehr reife Auswärtsleistung gebracht, deshalb ist der Sieg nicht unverdient. In der ersten Halbzeit hatten wir viele Chancen. In der zweiten Halbzeit wurde es etwas wilder, beide Mannschaften haben auf Sieg gespielt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Frankfurt wie gewohnt und ohne Änderungen im Vergleich zum Sieg in Gladbach. Chris sitzt nur auf der Bank, ihm fehlt noch die Spritzigkeit.

Freiburg mit Putsila für Reisinger, Rosenthal für Jäger und im Tor mit Baumann an Stelle des immer noch verletzten Pouplin in der Startelf.

6.: Cisse kommt auf Strafraumhöhe an die Kugel. Schneller Haken und ab dafür aus zehn Metern. Nikolov pariert mit einem tollen Reflex.

30.: Tzavellas flankt an den Fünfer, Köhler hat jede Menge Platz beim Kopfball. Überragende Parade von Baumann, im Nachfassen packt er endgültig zu.

35.: Makiadi schickt Butscher in die Gasse. Der Innenverteidiger probiert's von links aus spitzem Winkel und jagt die Kugel am langen Eck vorbei.

61.: Freistoß Caio aus 25 Metern, Makiadi fälscht ab. Riesen-Reflex von Baumann, der zur Ecke abwehrt.

69.: Schuster schickt Cisse rechts mit einem hohen Ball. Hereingabe in den Rückraum, wo Putsila wartet. Direktabnahme aus 15 Metern - Nikolov fischt die Kugel aus dem rechten Eck.

72.: Toller Doppelpass von Putsila und Rosenthal über links. Putsila legt von der Grundlinie zurück auf den heranlaufenden Bastians. Seine Direktabnahme mit links rauscht am langen Eck vorbei.

89., 0:1, Rosenthal: Langer Ball auf Cisse. Der verlängert auf Nicu. Der Freiburger steht einen halben Meter im Abseits, die Fahne bleibt unten. Nicu geht auf Nikolov zu, legt dann am Sechzehner rüber zu Rosenthal, der aus elf Metern ins leere Tor einschiebt.

Fazit: Letztlich ein verdienter Sieg für Freiburg, das über 90 Minuten gesehen das bessere Team war.

Der Star des Spiels: Jan Rosenthal hat eine schier endlose Odyssee hinter sich, war in den letzten Monaten fast nur verletzt. Gegen Frankfurt zeigte das einstige Riesentalent aber erstmals wieder ein famose Leistung. Rosenthal ging lange Wege, stieß immer wieder gefährlich mit in die Spitze vor und war bester Freiburger Feldspieler. Als Belohnung durfte er kurz vor Schluss den Siegtreffer erzielen.

Die Gurke des Spiels: Alex Meier kommt in dieser Saison einfach nicht so recht in Tritt. Meier fehlte auch gegen Freiburg die richtige Bindung zum Spiel, viele seiner Aktionen hatten nicht das nötige Tempo. Unterm Strich stand ein Torschuss und seine folgerichtige Auswechslung nach 60 Minuten.

Die Pfeife des Spiels: Günter Perl aus München zeigte eine sachlich-nüchterne Vorstellung in einem allerdings auch leicht zu leitenden Spiel. Den bereits Gelb verwarnten Abdessadki nach dessen unabsichtlichem Handspiel nach knapp einer Stunde nicht mit Gelb-Rot vom Feld zu schicken, war die richtige Entscheidung. Allerdings ließ ihn sein Assistent bei der spielentscheidenden Szene im Stich.

Die Lehren des Spiels: Eine Woche nach dem Rausch von Mönchengladbach ist Frankfurt wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet und wartet auch nach dem zweiten Heimspiel weiter auf den ersten Heimsieg.

Es war ein Freiburger Punktgewinn mit System: Die Gäste attackierten ab der Mittellinie geschickt mit zwei Störspielern und rückten mit den restlichen Spielern so auf, dass der Raum auf ca. 30 Meter komprimiert war und Frankfurt kaum Platz hatte für ein Lauf- oder Passspiel. In der Umkehrbewegung war der Gast ebenfalls sehr diszipliniert, sowohl defensiv als auch offensiv.

Insgesamt machte Freiburg den gewitzteren Eindruck, hatte die bessere Spielanlage.

Die Eintracht konnte im Prinzip nur mit Kampf und Laufbereitschaft dagegenhalten. Spielerisch ging aber so gut wie gar nichts. Frankfurt riskierte viel zu wenig, im Mittelfeld gab es auch keinen, der Kreativität oder Ideen einstreuen konnte.

So gab es fast nur Chancen nach Standardsituationen. Die Eintracht scheint auch in dieser Saison Probleme zu haben, wenn sie selbst das Spiel gestalten soll. Letztlich ein verdienter Sieg für Freiburg, das sich für ein starkes Auswärtsspiel belohnte.

Frankfurt - Freiburg: Daten zum Spiel