Aller Anfang ist gut

Von Thomas Gaber
Bayerns Arjen Robben erzielte gegen den HSV seine Saisontore sechs bis acht
© Getty

Der FC Bayern hat sich von seiner schweren Krise gut erholt. Der erste Schritt zur Rettung der Saison ist nach einer kurzen Phase der Neuorientierung gelungen. Und zwischen Trainer und Mannschaft passt scheinbar kein Papier.

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Als Michael Tarnat noch beim FC Bayern spielte, vermeldeten die Münchner regelmäßig neue Rekordwerte, wenn es um die Ballgeschwindigkeit seiner Schüsse ging. Tarnat verließ den FC Bayern 2003 und seitdem haben die 100km/h-plus-x-Schüsse Seltenheitswert.

Im Spiel gegen den Hamburger SV am Samstag war der Mann mit dem linken Hammer allgegenwärtig. Arjen Robben schickte den Ball in der 40. Minute ins Tor. Mit links und mit voller Wucht. Das Messgerät gab 107,7 km/h an.

Der Knotenlöser für den FC Bayern, die mit drei Niederlagen am Stück und einem Trainerrauswurf auf Zeit schlimme zwei Wochen hinter sich haben.

Ein bisschen Wut

"Da war schon ein bisschen Wut dabei", gab Robben anschließend zu. "Dieses Tor war extrem wichtig, weil man gesehen hat, dass wir am Anfang ein bisschen verunsichert waren. Wir konnten nicht mehr machen, als den Fans etwas zu bieten und uns als Mannschaft Selbstvertrauen zurückzuholen", so Robben.

Die Verunsicherung wich spätestens nach seinem zweiten Tor kurz nach der Pause einer enormen Befreiung und im weiteren Verlauf auch der lange vermissten Spielfreude.

"Die Art und Weise war sehr gut und am Schluss es hat sehr viel Spaß gemacht. Wir hätten sogar noch höher gewinnen können", sagte Bastian Schweinsteiger.

Stimmungswandel unter der Woche

Der höchste Saisonsieg ist aber nicht mehr als das erste Puzzleteil beim Versuch, die Saison noch zu retten. "Wir haben die schlechten Ergebnisse ein wenig korrigiert. Das war aber nur der Anfang. Eine Basis, auf der wir jetzt aufbauen müssen", stellte Robben klar.

Der Ton wird leiser beim FC Bayern, dafür ist zu viel passiert in den letzten zwei Wochen. Der ganze Verein hat nach den Turbulenzen versucht, sich neu zu sortieren. "Als ich die Spieler am Mittwoch wiedergesehen habe, war die Stimmung am Boden", meinte Louis van Gaal auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Es sei aber jeden Tag ein bisschen besser geworden und schon am Freitag hatte van Gaal ein gutes Gefühl: "Meine Frau Truus ruft mich vor jedem Spiel an. Ich habe ihr gesagt: 'Wir sind gut drauf.'"

Keine Differenzen zwischen Mannschaft und Trainer

Van Gaal ist davon überzeugt, dass die Mannschaft ihm nach wir vor gehorcht: "Ich weiß nicht, ob es für jeden Spieler gilt - aber sicher für viele Spieler."

Auch Schweinsteiger versicherte, dass zwischen Trainer und Spieler kein Blatt Papier passt. "Alles, was von außen reingetragen wird, die Gerüchte, es gebe Differenzen zwischen Mannschaft und Trainer - das ist alles nicht wahr. Wir arbeiten gerne mit dem Trainer zusammen und wollen ihm einen schönen Abschied bereiten."

Für die Mannschaft geht es in dieser Saison aber noch um weit mehr als der herzerweichenden Beziehung zum scheidenden Coach. Die Strafrunde Europa League muss vermieden werden und am kommenden Dienstag gastiert Titelverteidiger Inter Mailand in der Champions League in München.

"Das wird ein komplett anderes Spiel gegen einen sicher besseren Gegner. Aber wir haben Selbstvertrauen getankt und unsere Ausgangslage ist auch ja auch nicht so schlecht", sagte Schweinsteiger.

Robben und Ribery variabler

Robben wehrte sich trotz des 1:0-Vorspungs aus dem Hinspiel gegen die Favoritenrolle. "Wir sind jetzt sicher nicht wieder eine Supermannschaft, nur weil wir ein Spiel gewonnen haben. Und Inter ist sehr gefährlich."

Das war Robben am Samstag auch. Er und Pendant Ribery interpretierten ihre Rollen auf den Außenbahnen weitaus variabler als zuletzt. Einer der beiden tauchte immer wieder im Zentrum vor dem Tor auf. So entstanden auch die Tore eins, drei und vier.

"Wir haben unsere Spielweise deutlich besser umgesetzt als in den Heimspielen gegen Dortmund und Schalke. Wir waren aber auch deutlich beweglicher", sagte Schweinsteiger.

Gegen Inter muss am Dienstag der nächste Schritt erfolgen. Es geht um viel Geld und viel Renommee. Und ganz nebenbei ja auch noch um einen Titel.

Bayern - Hamburg: Daten zum Spiel