Van Nistelrooy: Ein Tor zum Abschied?

SID
Ruud van Nistelrooy (u.) erzielte sein 6. Saisontor gegen Schalke 04
© Getty

Ruud van Nistelrooy hat den Hamburger SV wieder auf Europapokalkurs gebracht - und verabschiedet sich wohl wieder zu Real Madrid. Nach dem 1:0 bei Schalke 04 suchte der Niederländer nach den passenden Abschiedsworten.

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Erst brachte er den Hamburger SV wieder auf Europapokalkurs, dann suchte Ruud van Nistelrooy nach den passenden Abschiedsworten.

"Eigentlich kann ich die Jungs nicht im Stich lassen. Aber es ist nicht irgendein Verein, es ist Real Madrid. Das ist der einzige Klub, der in meinem Kopf etwas ändern kann", sagte der Niederländer nach dem 1:0 (0:0) beim Vizemeister Schalke 04.

"Dieser Verein löst etwas in mir aus"

Mit einem kuriosen Tor, halb mit dem Arm, halb mit der Schulter erzielt, hatte der 34-Jährige noch einmal seinen Wert für den HSV demonstriert - und gezeigt, warum ihn der spanische Rekordmeister unbedingt zurückholen will. "Es ist klar, was ich spüre", sagte der Stürmerstar, der fast genau vor einem Jahr zum HSV gewechselt war, und machte seinem Ex-Klub eine Liebeserklärung: "Dieser Verein löst etwas in mir aus."

Real erwidert die Liebe. "Wenn es letztendlich Ruud wird, wäre ich sehr glücklich", sagte Startrainer Jose Mourinho am Samstag: "Wir waren zeitgleich in England, ich kenne ihn als Spieler und als Menschen."

Die Königlichen haben van Nistelrooy als kurzfristigen Ersatz für den verletzten Gonzalo Higuain vorgesehen - seine 46 Tore in 68 Spielen für Real sind die beste Empfehlung.

Während der Stürmer selbst seine Entscheidung für Madrid wohl schon getroffen hat, sperrt sich der HSV noch gegen den Wechsel. "Das wäre ein herber Verlust, den wir uns im Prinzip nicht leisten können", sagte Trainer Armin Veh und appellierte an den angeschlagenen Vorstandschef Bernd Hoffmann.

"Bei aller Liebe und allem Respekt vor Ruuds Gefühlen, die ich nachvollziehen kann, kann der Präsident ihn nicht einfach so gehen lassen."

Van Nistelrooy nicht zu kompensieren

Vehs Hoffnung: Hoffmann, der nach der Wahl dreier seiner Kritiker in den Aufsichtsrat enorm unter Druck geraten ist, kann sich nicht erlauben, den Publikumsliebling ziehen zu lassen. Sollte van Nistelrooy dennoch nach Madrid zurückkehren, hätte Veh trotz des gelungenen Rückrundenstarts ein großes Problem: Er hätte praktisch keinen Sturm mehr, denn Mladen Petric und Paolo Guerrero sind derzeit verletzt. "Das könnten wir nicht kompensieren. In der Kürze der Zeit würden wir keinen finden", sagte der HSV-Coach.

Rein sportlich hätte Veh eigentlich allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Dank des sechsten Saisontores van Nistelrooys (53.) rückte der HSV bis auf drei Punkte an den Tabellenfünften Bayern München heran, bis zu einem Champions-League-Platz sind es auch nur noch sechs Zähler. Und endlich funktionierte auch die Defensive. Lediglich eine einzige klare Torchance durch Lukas Schmitz (88.) ließ die HSV-Abwehr zu. "Wir haben sehr kompakt gestanden, was wir in der Hinrunde nicht hinbekommen haben", sagte Veh: "Wir haben jetzt auch mehr Qualität auf dem Platz."

Doch nicht nur der drohende Weggang van Nistelrooys bereitet dem Trainer Sorgen, auch die Unruhe um Hoffmann und Gerüchte um eine Verpflichtung von Matthias Sammer als Sportdirektor erschweren ihm die Arbeit. "Ich bin es mittlerweile gewohnt, es ist hier anscheinend normal so", sagte Veh: "Wenn ich mich davon beeinflussen lassen würde, hätten wir das Chaos."

Schalke ergibt sich kampflos

Größere sportliche Sorgen hat dagegen Schalke-Trainer Felix Magath. Die Aufholjagd Richtung Europapokalplätze ist nach zuvor vier Bundesliga-Heimsiegen mit 12:0 Toren gestoppt. Vom Selbstbewusstsein der letzten Hinrundenspiele war nichts übrig geblieben. Nach dem 0:1, dem ersten Pflichtspiel-Gegentor zu Hause nach 527 Minuten, leistete Schalke praktisch keine Gegenwehr mehr. "Im Grunde haben wir uns kampflos ergeben", sagte Magath.

Die Starstürmer Raul und Klaas-Jan Huntelaar hingen völlig in der Luft, das Mittelfeld produzierte nach starkem Beginn wenig Konstruktives, die Außenverteidiger stolperten von einem Fehler zum nächsten. Einiges erinnerte an den katastrophalen Saisonstart im Sommer, als die Königsblauen mit vier Niederlagen Vereinsgeschichte schrieben. "Wir dürfen nun nicht den Fehler machen, den Kopf in den Sand zu stecken wie zu Beginn der Hinrunde", mahnte Verteidiger Benedikt Höwedes.

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