Petric schießt den HSV zum Sieg gegen Bayern

Von Thomas Gaber/Christian Günthner
Hamburgs Mladen Petric (M.) erzielte sein 3. Saisontor. Hier wird er von Arjen Robben bedrängt
© Getty

Der Hamburger SV hat die Tabellenführung in der Bundesliga durch einen 1:0 (0:0)-Sieg gegen den FC Bayern München am 7. Spieltag verteidigt und die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal bis auf sechs Punkte distanziert. Mladen Petric erzielte vor 57.000 Zuschauern in Hamburg in der 72. Minute das Tor des Abends.

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der HSV beginnt im klassischen 4-4-2 mit Aogo im linken Mittelfeld, Elia und Petric im Sturm.

Bayern-Trainer Louis van Gaal hatte sich Besonderes überlegt: Van Buyten, Badstuber und Breno bewegten sich in einer Dreier-Abwehrreihe. Ivica Olic ist einzige Spitze vor einem Sechser-Mittelfeld. Lahm, Tymoschtschuk und Schweinsteiger spielten auf einer Linie, Ribery und Robben auf den Flügeln davor und Müller auf der Zehner-Position.

So diskutierten die SPOX-User über das Spitzenspiel

2.: Petric feuert mal einen ersten Warnschuss aus 25 Metern aufs Tor von Butt. Der Ball geht aber drei Meter drüber.

7.: Außennetz! Elia flankt über den Strafraum auf Trochowski. Der kontrolliert den Ball und zieht vom Strafraumeck ab. Der Ball streift knapp über das Tor und zieht zu spät runter!

11.: Robben schickt Ribery auf links. Der spielt per Doppelpass wieder auf Robben, der fast von der Grundlinie in die Mitte spielt bzw. schießt. Ein Querpass wäre besser gewesen, der Ball geht Zentimeter vorbei.

16.: Ribery vernascht Demel regelrecht im Strafraum. Dann der Rückpass, aber Robben kommt nicht zum Schuss. Rozehnal schlägt den Ball sechs Meter vor dem Tor weg.

26.: Aogo flankt aus dem linken Halbfeld Richtung Elfmeter-Punkt. Dort schraubt sich Petric in die Luft und kommt zum Kopfball. In Bedrängnis geht der Ball aber drei Meter drüber.

29.: Van Buyten ist hellwach, fängt einen Ball früh ab und marschiert in die Hamburger Hälfte. Olic startet in den Strafraum und bekommt den Ball genau in die Gasse. Der Winkel wird aber zu spitz, Rost klärt.

31.: Unglaublich! Wahnsinn! Weltklasse! Boateng schlenzt aus 16 Metern einen Ball genau in den Winkel! Butt fliegt und holt die Kugel irgendwie raus!

31.: Nach der folgenden Ecke ist Bayern unsortiert. Mathijsen kommt zum Schuss, Butt liegt schon am Boden aber klärt mit einem sehr starken Fuß-Reflex.

Halbzeit-Fazit: Die Bayern waren fußballerisch besser und hatte mehr Ballbesitz, der HSV hatte die besseren Torchancen. Ein gerechtes 0:0 zur Pause.

48.: Ecke Trochowski und Mathijsen überspringt Müller locker. Der Kopfball aus sechs Metern geht aber knapp drüber!

64.: Ze Roberto mit zehn Übersteigern gegen Lahm. Dann kommt Müller gerade so noch vor Elia an den Ball. Das Publikum gibt zum HSV-Powerplay richtig Gas!

72., 1:0, Petric: Ze Roberto zieht ganz links an Gomez und van Buyten vorbei. Die Bayern-Abwehr pennt etwas und beim Querpass auf den langen Pfosten kommt Petric vor Lahm an den Ball.

84.: Tor von Klose!! Nein! Abseits. Richtige Entscheidung, nachdem zwei Bayernspieler zu spät rausrücken.

Fazit: Ein nicht unverdienter Sieg des HSV in einem temporeichen Spiel auf hohem Niveau.

Der Star des Spiels: Jerome Boateng. In der ersten Halbzeit Links- in der zweiten Halbzeit Rechtsverteidiger. Egal, wo der Hamburger hingestellt wurde - er spielte fehlerlos. Stark im Zweikampf gegen Robben und Ribery, mit glänzender Übersicht und einem enormen Laufpensum.

Die Gurke des Spiels: Bastian Schweinsteiger. Der Bayern-Spieler hatte viele Ballkontakte und brachte über 80 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler. Aber Schweini gelang es zum wiederholten Male nicht, ein Spiel, das auf der Kippe steht, an sich zu reißen. Wirkte in der ersten Halbzeit zudem teilweise geistig abwesend im Zweikampf und hatte Probleme, das hohe Tempo mitzugehen. Kurz vor seiner Auswechslung in der 80. Minute sah er für ein heftiges Foul an Ze Roberto die Gelbe Karte.

Die Pfeife des Spiels: Michael Weiner hatte mit der intensiven Partie keine Schwierigkeiten. Lag bei der Zweikampfbeurteilung meist richtig und regelte knifflige Situationen mit Gelassenheit und viel Kommunikation mit den Spielern.

Die Lehren des Spiels: Der HSV hatte mit der höchst ungewohnten taktischen Formation der Bayern anfangs große Probleme. Die Gäste spielten ihre Überzahl im Mittelfeld clever aus und behielten den Ball mit teilweise endlosen Stafetten in den eigenen Reihen. Die Hamburger standen sehr tief und eskortierten ihre Gegenspieler, ließen den Bayern dennoch Räume.

Zwei, drei Mal kombinierten sich die Bayern bis zur Grundlinie durch, der letzte Pass kam aber nicht an. Nach 20 Minuten stellten sich die Hamburger besser auf die Bayern ein und erspielten sich gute Torchancen. Die meisten Angriffe wurden über links eingeleitet, wo sich Elia ein packendes Duell mit Breno lieferte. Der Brasilianer gewann viele Zweikämpfe, hat aber noch Defizite im Spielverständnis und erkennt mögliche Gefahren zu spät.

In der Halbzeit stellte van Gaal auf 4-3-3 um mit Lahm als Rechts- und Breno als Linksverteidiger. Weil Demel verletzt in der Kabine blieb, wechselte Boateng die Seiten, Aogo spielte links hinten und Elia rückte ins linke Mittelfeld, wo er deutlich weniger Akzente setzen konnte als vor der Pause im Sturm. Berg kam als zweite Spitze, blieb aber erneut hinter den Erwartungen zurück.

Beide Mannschaften hielten ihr spieltaktisch hohes Niveau, Torchancen blieben dadurch Mangelware, ehe Ze Roberto mit einer überragenden Vorarbeit Petric' Führungstor ermöglichte.

Trotz der angespannten Personalsituation bleibt der HSV derzeit das Maß der Dinge in der Bundesliga und entschied ein hochklassiges Duell zweier Spitzenmannschaften mit einem Geniestreich für sich. Eine neue Qualität, die den HSV zu einem Meisterschaftsanwärter macht.

Die Bayern versäumten es in der ersten Halbzeit, Kapital aus ihrer spielerischen Überlegenheit zu schlagen. Nach dem Gegentor ging die Ordnung verloren, eine Schlussoffensive blieb aus.

Hamburg - Bayern: Daten zum Spiel