FCB: Lockerer Sieg und dann die Meisterschale

Von Thomas Gaber/Pasqual Jochem
Ivica Olic (l.) erzielte in Berlin sein elftes Saisontor
© Getty

Der deutsche Meister FC Bayern München hat sein letztes Bundesligaspiel bei Hertha BSC mit 3:1 (1:0) gewonnen. Ivica Olic (20.) und Arjen Robben (74./87.) erzielten die Tore für die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal, Adrian Ramos (59.) traf für die Absteiger aus Berlin.

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Nach dem Spiel nahm Bayern-Kapitän Mark van Bommel die Meisterschale in Empfang. Interessierter Beobachter in Berlin war übrigens Jose Mourinho. Der Trainer von Inter Mailand sah sich den Gegner im Champions-League-Finale samt seiner Scouts Gianfranco Bedin und Franco Fontana an.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Van Gaal zeigt der Rotation die kalte Schulter. Demichelis fehlt gelbgesperrt, ansonsten spielt die Stammelf.

Bei der Hertha verteidigt Stein wie in Leverkusen hinten rechts, Janker spielt für van Bergen in der Innenverteidigung.

12.: Schweinsteiger schlägt einen langen Diagonalball auf Ribery, Stein ist eigentlich eher am Ball, stolpert aber über seine eigenen Füße. Ribery ist frei vor Drobny, legt nochmal auf Olic ab, der allerdings aus acht Metern an Drobny scheitert.

20., 0:1, Olic: Robben nimmt einen langen Ball am Strafraum mit der Brust an und hat Zeit, den Ball zu behaupten und sich zu drehen. Er täuscht einen Schuss an, legt aber auf Olic ab, der auf links wartet. Der Kroate zieht aus spitzem Winkel direkt ab, der Ball schlägt unten rechts ein. Sein elfter Saisontreffer.

24.: Piszczek taucht nach einem schönen Pass von Ramos frei vor Butt auf. Der bleibt lange stehen und pariert den Schuss. Starke Aktion des Keepers.

34.: Kobiaschwili schlenzt den Ball aus halbrechter Position wunderschön über die Mauer, Butt greift über und lenkt die Pille über die Latte.

Halbzeit-Fazit: Sommerkick in Berlin mit Münchner Dominanz. Man tut sich nicht weh - ist auch besser so.

46.: Van Bommel bleibt mit einer Oberschenkelverhärtung in der Kabine. Pranjic ersetzt den Bayern-Kapitän.

 

59., 1:1 Ramos: Cicero vernascht über links van Buyten, drängt in den Strafraum und passt von der Grundlinie auf den am Fünfmeterraum postierten Ramos. Der lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen und schiebt locker ein. Der dritte Heimspieltreffer der Herthaner in der Rückrunde, Ramos' zehntes Saisontor.

74., 1:2, Robben: Raffael scheitert mit einem Weitschuss an Butt, den Konter spielt Bayern eiskalt aus. Müller schnappt sich die Kugel und passt auf Robben, der aus zentraler Position nicht angegriffen wird und aus 18 Metern abziehen kann. Der Ball schlägt unten rechts ein. 15. Saisontor.

87., 1:3, Robben: Contento zieht von halblinks aus 25 Metern ab, Friedrich fälscht den Ball unglücklich ab. Dadurch bekommt die Kugel eine unglaubliche Flugkurve. Im hohen Bogen klatscht der Ball an die Latte. Von dort aus genau auf den Fuß von Robben, der lässig-locker einschiebt. 16. Saisontor.

Fazit: Bayerns 20. Saisonsieg war einer der einfachsten. Berlin war bemüht - mehr nicht.

Der Star des Spiels: Jörg Butt. Der 35-Jährige fährt mit nach Südafrika. Joachim Löw hat sich noch nicht festgelegt, wer seine Nummer eins wird. Auch Butt darf sich Hoffnungen machen - nach dem Spiel in Berlin umso mehr. Der Keeper hielt als einziger Bayern-Akteur die Konzentration bis zum Schluss hoch. Butt stellte seine Klasse auf der Linie mit drei, vier klasse Paraden unter Beweis und war von Piszczek auch im Eins-gegen-eins nicht zu bezwingen.

Die Gurke des Spiels: Marc Stein. Ein halbes Jahr hatte der 24-Jährige keinen einzigen Einsatz. Vergangene Woche in Leverkusen feierte Stein sein Comeback und spielte sehr ordentlich. Wenn der Gegenspieler allerdings Franck Ribery heißt, kann's böse ausgehen. Stein sah vor allem in der ersten Halbzeit keine Sonne und wurde teilweise herumgeschubst wie ein Pennäler im Pausenhof.

Die Pfeife des Spiels: Florian Meyer hatte keinerlei Schwierigkeiten mit einer äußerst fairen Partie.

Die Lehren des Spiels: "Frauen gehen shoppen, Bayern sammeln Titel". Kreatives Mitbringsel eines Bayern-Fans in Berlin. Den ersten Titel der Saison hatten die Münchner schon vorher klargemacht, der Auftritt in der Hauptstadt war durchaus vergleichbar mit den Vorlieben der Damen: ein lockerer Stadion-Bummel.

In Bestbesetzung schickte van Gaal seine Elf auf den Platz. Es galt drei Ziele zu erreichen: den Rhythmus beibehalten, die beste Abwehr und den besten Angriff der Liga stellen. Erstes Ziel erreicht. Zweites Ziel erreicht. Drittes Ziel erreicht (Bayern 72, Bremen 71).

Seelenruhig spielten sich die Bayern die Bälle zu. Ribery sorgte mit feinen Tricks für die Aha-Erlebnisse, Butt machte Eigenwerbung im Kampf um den Platz im deutschen Tor bei der WM.

Die Bayern konnten es verschmerzen, dass Superstar Robben bis zu seinem ersten Treffer mit vielen Fehlpässen auffiel.

Die Hertha ließ die Bayern eine Stunde lang gewähren. Gegenwehr Fehlanzeige. Weil man sich so nicht aus der Bundesliga verabschieden darf, zogen die Berliner nach dem Wechsel gegen schludrig gewordene Bayern die Zügel an und hätte sich am Ende einen Punkt verdient.

Die Bayern kommen nächste Woche wieder nach Berlin. Im DFB-Pokal-Finale wird man eine weitaus konsequentere Mannschaft sehen.

Die Hertha stellte mit 16 sieglosen Heimspielen in Folge einen neuen Bundesliga-Negativrekord auf. Ab August starten die Berliner einen Neuanfang in der Zweiten Liga.

Hertha - Bayern: Daten zum Spiel