Gladbach holt Eintracht auf den Boden zurück

Von Florian Bogner / Andreas Lehner
Raul Bobadilla (l., gegen Christoph Spycher) bereitete das Gladbacher 1:0 durch Marco Reus vor
© Getty

Borussia Mönchengladbach hat die Siegesserie von Eintracht Frankfurt gestoppt. Im Freitagsspiel des 30. Spieltags besiegten die Fohlen den Europacup-Aspiranten vor 48.553 Zuschauern verdient mit 2:0 (1:0).

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Die Tore erzielten Marco Reus (6.) und Dante Bonfim (56.). Frankfurt verpasste dadurch den vierten Sieg in Folge, was der Eintracht in der Bundesliga zuletzt 1993/94 gelungen war.

Mit nunmehr 37 Punkten auf dem Konto kann es sich Gladbach in den letzten vier Spielen im Tabellen-Mittelfeld gemütlich machen. Frankfurts leise Hoffnungen auf einen Europa-League-Platz erhielten durch die zehnte Saisonniederlage einen herben Dämpfer.

Skibbe: "Europa League ist abgehakt"

"Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und Frankfurt nicht ins Spiel kommen lassen. Meine Mannschaft hat sich den Sieg hart erarbeitet, aber auch gut erspielt", sagte Gladbach-Coach Michael Frontzeck.

Dagegen hatte auch sein Gegenüber Michael Skibbe keine Einwände: "Es war eine verdiente Niederlage. Gladbach war aggressiver und zweikampfstärker, wir hingegen haben schlecht gespielt. Im Grunde können wir froh sein, dass wir nur 0:2 verloren haben. Das Thema Europa League ist abgehakt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Gladbach mit einer personellen und einer taktischen Veränderung: Bobadilla ersetzt den verletzten Friend (Muskelfaserriss) im Sturm. Reus spielt diesmal hängende Spitze, Matmour kommt über rechts.

Die Eintracht muss auf den gesperrten Franz (10. Gelbe) und auf Jung (Zerrung) verzichten. Dafür spielen die wieder fitten Chris und Spycher. Ochs rückt zurück in die Viererkette, Köhler von hinten ins linke Mittelfeld.

3.: Übler Fehlpass von Meier in der eigenen Hälfte in die Beine von Bobadilla. Der packt aus 22 Metern den Hammer aus. Gut einen Meter drüber.

6., 1:0, Reus: Bradley hebt den Ball in den Strafraum. Bobadilla ist da, lupft über den herausstürmenden Nikolov. Reus drückt den Ball aus einem Meter per Kopf über die Linie. 7. Saisontor für Reus - Bobadilla stand aber wohl einen Hauch im Abseits.

8.: Erste Chance für Frankfurt. Köhler zieht aus 18 Metern aus der Drehung ab. Bailly streckt sich und dreht die Kugel um den rechten Pfosten.

34.: Eintracht-Kapitän Spycher muss mit Knieverletzung runter, für ihn kommt Heller. Köhler rückt wieder nach hinten, Korkmaz geht nach links, Heller rechts ins Mittelfeld.

35.: Scharfer Freistoß von Bradley aus 30 Metern. Nikolov kratzt den Ball aus dem Eck.

Halbzeit-Fazit: Frankfurt in der Anfangsphase notorisch naiv, Gladbach führt verdient. Die Eintracht wachte erst nach einer halben Stunde auf.

49.: Köhler bringt den Ball von links vors Tor. Meier zieht aus elf Metern per Dropkick ab. Knapp über den linken Winkel.

56., 2:0, Dante: Arango bringt einen Freistoß von links in den Strafraum. Dante steht völlig blank und nickt aus sechs Metern per Aufsetzer ein. Drittes Saisontor.

60.: Daems entwischt Ochs, lässt Meier im Strafraum aussteigen und legt per Hacke auf Bobadilla ab. Der bringt aus zehn Metern nur einen Kullerball aufs Tor. Nikolov ist geschlagen, aber Köhler stoppt den Ball einen Meter vor der Linie und haut das Ding weg.

63.: Matmour mit einer Flanke von rechts. Ochs spielt den Ball einfach mal quer durch den eigenen Strafraum auf Reus. Der legt Richtung Elfer ab, aber da steht kein Gladbacher.

76.: Köhler mit dem langen Diagonalball von links in den Strafraum, Russ legt per Brust auf Altintop ab. Aber der wuchtet das Ding aus sieben Metern über die Latte.

77.: Langer Ball von Levels die Linie entlang. Reus läuft von rechts ein, geht an Russ vorbei und scheitert aus elf Metern an Nikolov.

80.: Arango mit einem starken Ball von links in den Strafraum. Reus steht völlig blank, nimmt den Ball direkt. Raus kommt aber nur ein Schüsschen in die Hände von Nikolov.

84.: Gladbach läuft einen Konter mit drei Mann gegen einen. Bobadilla macht's aber selbst und zieht den Ball aus neun Metern am linken Pfosten vorbei.

Fazit: Hochverdienter Sieg der Hausherren gegen kraft- und planlose Frankfurter.

Der Star des Spiels: Juan Arango. Nicht auffällig, aber ungemein wichtig. Ackerte auf seiner Seite rauf und runter, war sich für keinen Defensivzweikampf zu schade und setzte die Kollegen immer wieder mustergültig in Szene. Das 2:0 bereitete er vor - und wäre Reus vor dem Tor noch kaltschnäuziger, wären es noch zwei Torvorlagen mehr gewesen.

Die Gurke des Spiels: Selim Teber. Der Ex-Hoffenheimer konnte Schwegler diesmal nicht ansatzweise ersetzen. Der 29-Jährige agierte wie seine gesamten Mittelfeldkollegen fahrig, verlor viele Bälle und spielte viele Fehlpässe. Teber kam zudem kaum in die Zweikämpfe und verlor vor dem 0:1 leichtfertig den Ball. War Skibbes erster Streichkandidat, als er nach einer Stunde einen zweiten Stürmer brachte.

Die Pfeife des Spiels: Thorsten Kinhöfer. Hatte Pech, dass seine Assistenten bei der ein oder anderen Abseitsposition daneben lagen. Pfiff selbst seinen Stiefel durch, war dabei aber manchmal ein bisschen zu großzügig.

Die Lehren des Spiels: Frankfurt kassierte bereits das zwölfte Gegentor in der Anfangsviertelstunde - ein abenteuerlicher Wert. Insgesamt geriet die Skibbe-Elf in dieser Spielzeit schon 20-mal in Rückstand. Unglaublich eigentlich, dass die SGE trotz dieser chronischen Konzentrationsschwäche so weit oben steht.

Ohne den Strategen Schwegler auf der Sechs war die Eintracht nicht so ballsicher wie in den letzten Wochen. Caio versuchte sich viele Bälle tief zu holen, hatte aber wenige Anspielmöglichkeiten. Die Außen, zuletzt immer ein Faustpfand, fanden gar nicht statt.

Gladbach hingegen machte den Raum im Mittelfeld geschickt eng und ließ so gar nicht erst ein Kombinationsspiel der Gäste aufkommen. Wenn die Borussia umschaltete, dann meist schnörkellos.

Oft wurden dabei Reus oder Bobadilla mit vertikalen Zuspielen in den Fuß gesucht, die bedienten dann die schnell nachrückenden Matmour, Bradley oder Arango.

Gladbach entledigte sich durch den Sieg, der fast ein Tor zu niedrig ausfiel, aller Abstiegssorgen. Frankfurt muss sich hingegen eingestehen, dass man in der Bundesliga zwar jedes Team schlagen, genauso gut aber auch gegen jede Mannschaft verlieren kann. Immerhin birgt das Restprogramm noch seichte Hoffnungen auf Platz sechs.

Gladbach - Frankfurt: Daten zum Spiel