Kein Sieger im rheinischen Derby

Von Stefan Moser / Anant Agarwala
Dante (r.) und Zoran Tosic gaben alles - wie es sich für ein Derby eben gehört

Das 76. rheinische Derby hat keinen Sieger. Zum Auftakt des 27. Spieltags der Bundesliga trennten sich der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach leistungsgerecht mit 1:1 (0:0).

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Führung für Mönchengladbach erzielte Marco Reus in der 55. Minute mit einer starken Einzelaktion. Den Ausgleich für Köln markierte Maniche (79.) mit einem Gewaltschuss aus 20 Metern.

Die 50.000 Zuschauer im Stadion in Köln sahen ein 76. rheinisches Derby, das über weite Strecken mehr von Taktik als von Emotionen geprägt war. Auch die im Vorfeld befürchteten Ausschreitungen der rivalisierenden Fan-Gruppen blieben vor und während des Spiels glücklicherweise aus.

Trotz schlechter Serien: Beide Trainer zufrieden

Trotz nun fünf Spielen in Folge ohne Sieg war Galdbachs Trainer Michael Frontzeck mit seiner Mannschat zufrieden: "Wir haben nach den zwei deftigen Niederlagen ein gutes Auswärtsspiel gemacht und zu alter Leistungsstärke zurückgefunden. Wir haben in der ersten Halbzeit kompakt gestanden und hatten Aktionen nach vorne. Da hat nur der letzte Pass gefehlt. Mit ein bisschen Glück hätten wir hier gewonnen."

Auch sein Gegenüber Zvonimir Soldo, der mit dem 1. FC Köln nun schon seit sieben Spielen auf einen Dreier wartet, konnte sich mit dem Ergebnis durchaus anfreunden: "Das war ein wichtiges Spiel für beide Mannschaften. Ein Derby ist immer etwas Besonderes. Die Partie war insgesamt ausgeglichen. Wir hatten mehr Ballbesitz, waren aber nicht so torgefährlich. Zum Schluss haben wir mit mehr Risiko gespielt und auch verdient das Tor gemacht. Die Mannschaft hat Moral gezeigt und nach dem Rückstand nicht aufgegeben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Gladbach wechselt den kompletten Sturm aus, für Colautti und Bobadilla beginnen Friend und Reus in der Spitze. Außerdem steht der junge Patrick Herrmann zum ersten Mal in der Startelf. Beim FC erhält Tosic mal wieder eine Chance von Beginn an, er soll über rechts für Torgefahr sorgen.

5.: Reus zieht aus 18 Metern ab. Mohamad fälscht zur Ecke ab. Die kommt punktgenau auf Friend, der aus neun Metern völlig unbewacht aufs Tor köpft. Schwach und zentral, direkt auf Mondragon. Den muss er deutlich besser platzieren.

12.: Maniche kommt nach einem Abpraller am rechten Strafraumeck zum Abschluss. Der Ball geht aufs Tor, aber drei Meter vor der Linie steht Novakovic im Weg. Nicht im Abseits, wenn Novakovic den ins Tor schiebt, zählt das Ding!

14.: Podolski mit einem Katastrophen-Pass Richtung eigenes Tor: In den Lauf von Arango, der mit Reus zwei gegen eins auf Wome zuläuft. Arango schießt aus 18 Metern selbst, flach aufs linke Eck. Kein Problem für Mondragon.

30.: Verwirrung im Gladbacher Strafraum. Nach einer kurzen Ecke flankt Petit von links und in der Mitte verlängert ein Kölner den Ball. Bailly stürmt am zweiten Pfosten aus dem Kasten und stürzt beim Versuch, den Ball zu fangen. Foul von Geromel, entscheidet Brych.

45.: Halbzeit-Fazit: Das Spiel begann schwungvoll, flachte dann aber schnell ab. Nach knapp 15 Minuten war den Teams der Druck - und auch die Angst vor einer Niederlage - anzumerken. Dementsprechend gab es kaum mehr Chancen.

55., 0:1, Reus: Aus dem Nichts das Tor für die Borussia! Reus wird am linken Flügel von Arango bedient und nimmt Fahrt auf. Er zieht in die Mitte und wird von Geromel nicht richtig attackiert. Der Brasilianer nimmt zu spät Tempo auf und kann Reus so nicht am Schuss aus 17 Metern hindern. Links unten landet der Ball in den Maschen. Mondragon wirkte nicht ganz unschuldig.

79., 1:1, Maniche: Traumtor vom Portugiesen! Maniche legt rechts raus auf Tosic, der in den Strafraum zieht. Drei, vier Übersteiger, dann der überlegte Rückpass an die Strafraumkante. Maniche fackelt nicht lange und zimmert direkt drauf, Bradley kommt zu spät. Genau rechts oben in den Knick!

81.: Gleich die nächste Chance für Köln. Einen langen Ball verarbeitet Novakovic im Sechzehner und schießt von links aufs lange Eck. Knapp rechts unten vorbei.

86.: Reus steckt am linken Strafraumeck durch auf Colautti, der ohne Umschweife abzieht. Knapp links unten vorbei.

Fazit: Ein Spiel auf eher schwachem Niveau endet mit einem verdienten Remis. Kampf ja, Spielkultur nein. Chancen sprangen fast nur aus Zufällen heraus.

Der Star des Spiels: Marco Reus. Seine Einzelaktion vor dem 1:0 für Gladbach war das spielerische Highlight einer ansonsten eher zähen Partie. Insgesamt zeigte der Youngster mit seiner Spiel- und Lauffreude eine starke Partie.

Die Gurke des Spiels: Miso Brecko. Immerhin: Der rechte Verteidiger der Kölner versuchte immer wieder sein Glück und rückte in der Offensive mit auf. Allerdings traf er dort in der Regel die falsche Entscheidung oder schlug die Flanken wahlweise ins Tor- oder Seitenaus. Leitete mit einem Ballverlust zudem den Gegentreffer ein.

Die Pfeife des Spiels: Dr. Felix Brych. Hatte wenig Mühe mit der fairen Partie, hielt sich entsprechend im Hintergrund und leistete sich kaum Fehler. Auch als er Zoran Tosic in der 32. Minute einen Elfmeter verweigerte, lag er damit absolut richtig.

Die Lehren des Spiels: Die wichtigste Erkenntnis: Vor und während des Spiels gab es keine nennenswerten Dummheiten der Fans. Und auch auf dem Platz war das 76. rheinische Derby mehr von Taktik als von Emotionen geprägt.

Beide Teams gingen mit einer klaren Idee in der Defensive sowie der nötigen Disziplin und Laufbereitschaft zu Werke, um das Konzept auch effektiv umzusetzen. Gladbach überzeugte gegen den Ball mit einer sehr engmaschigen Grundordnung: Die zwei Viererketten hielten kompakt die Räume klein, die zwei Angreifer arbeiteten gut mit nach hinten. Im Spiel nach vorne allerdings fehlte meistens die Genauigkeit, um nach Ballgewinn, wie vorgesehen, die schnellen Reus und Herrmann gefährlich in Szene zu setzen.

Auch der FC stand hinten sicher, konnte in der Offensive das 4-3-3-System allerdings kaum mit Leben füllen, weil die Flügel dafür viel zu stumpf blieben. Wome traute sich im Rücken von Podolski kaum über die Mittellinie. Brecko rückte auf der rechten Seite zwar immer wieder nach - flankte dann aber in der Regel hinters Tor.Nur über die Mitte entstand vereinzelt Gefahr, wenn Petit das Spiel ausnahmsweise schnell machte, oder Maniche überraschend in die Spitze stieß.

Offener wurde das Spiel erst, nachdem Reus mit einer starken Einzelaktion praktisch aus dem Nichts die Führung für Gladbach erzielte. Mit deutlich mehr Risikobereitschaft erkämpfte sich Köln im Anschluss den Ausgleich. Verdient - vor allem aufgrund der Leidenschaft und des Muts, mit der die Mannschaft in einer schwierigen Situation auf die Pfiffe von den Rängen reagierte.

Köln - Gladbach: Daten zum Spiel