Ein kleines Meister-Stück

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Florian Bogner
Der FC Bayern München feierte seinen 110. Geburtstag mit einem symbolträchtigen Feuerwerk
© Getty

Franck Ribery schießt den FC Bayern München gegen den Hamburger SV nach einer halben Ewigkeit an die Tabellenspitze der Bundesliga zurück. Für Karl-Heinz Rummenigge war der Sieg zum 110. Vereins-Geburtstag ein guter Anlass, auf die Pauke zu hauen.

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Wie hatte Jupp Heynckes so schön gesagt? "Wenn man eine Spitzenmannschaft der Bundesliga sein will, muss man so ein Spiel mit 1:0 gewinnen." Gemeint war damit freilich der Leverkusener Auftritt im Rhein-Derby gegen Köln.

Das Zitat lässt sich aber auch trefflich auf den FC Bayern übertragen, der nur 23 Stunden nach Leverkusens Nullnummer den Hamburger SV im Stile einer Spitzenmannschaft mit 1:0 bezwang - und damit die Tabellenführung nach 652 Tagen Abstinenz wieder an sich riss.

Ein Umstand, der vor allem die Vereinsführung nach dem Spiel frohlocken ließ. "Für uns ist die Bayern-Welt in bester Ordnung", feixte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge angesichts des perfekt verlaufenen 110. Geburtstags des Klubs, der nach dem Spiel mit einer Pyro-Show und einem hell erleuchteten "Mia san mia" im Mittelkreis gefeiert wurde.

Rummenigge poetisiert wieder

Bei den Bayern wird nicht mehr gekleckert, sondern wieder geklotzt. "Wir waren 57 Spieltage nicht mehr an der Sonne. Jetzt werden wir uns nicht mehr in den Schatten drängen lassen", meinte Rummenigge aus der Abteilung Attacke und schickte einen Gruß nach Leverkusen: "Das Pfeifen im Walde der Konkurrenz kann damit eingestellt werden. Es wird kein Selbstläufer, aber es wird auch schwer, uns da runter zu holen."

Zwar hatte der FCB den HSV zwar keineswegs an die Wand gespielt, am Ende standen aber doch drei symbolträchtige Big Points auf der Habenseite der Bayern. Schuld daran war Franck Ribery, der mit einem feinen Solo und einem noch feineren Abschluss ins kurze Eck das Tor des Tages erzielt hatte (78.) und hinterher ein Lob des Trainers einheimste.

"Der Unterschied heute war ein Einzelspieler", meinte Bayern-Trainer Louis van Gaal: "Im Hinspiel hat Ze Roberto den Unterschied ausgemacht, heute hat Ribery das Spiel entschieden." Balsam auf die Seele des Franzosen, dessen Verhältnis zum Trainer mitunter schon als schwierig beschrieben wurde.

Van Gaal setzt auf die Bayern

Spielerisch werden die Bayern mit diesem Spiel niemanden in Angst und Schrecken versetzt haben, die Dynamik des Sieges war eine andere: die Mia-san-mia-Komponente. "Wir haben heute psychologische Stärke bewiesen und die Steilvorlage der Leverkusener genutzt", sagte Rummenigge zufrieden. Zudem gewannen die Bayern zum ersten Mal in der Saison ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten aus den Top vier.

Philipp Lahm meinte indes selbstbewusst: "Wir müssen weiter auf uns schauen, unsere Spiele gewinnen. Dann werden wir am Ende Meister." Nur Louis van Gaal wollte der eroberten Tabellenführung nicht zu viel Aufmerksamkeit zukommen lassen: "Das wichtigste ist, immer dominant zu spielen, attraktiv zu spielen und die Spiele auch noch zu gewinnen."

Immerhin ließ sich der Holländer dann aber doch noch zu einer Prognose hinreißen: "Wenn ich jetzt wetten müsste, würde ich auf Bayern wird Meister setzen."

Ze Roberto: Meistertraum vorbei

Auf der anderen Seite ließ das Spitzenspiel in der Allianz Arena einen Haufen bedröppelter Hamburger zurück, die sich angesichts von nun zwölf bzw. acht Punkten Rückstand auf Platz eins bzw. drei einen herben Dämpfer einfingen.

"Ich bin traurig. Wir wollten drei Punkte holen. Aus meiner Sicht ist das mit uns und der Meisterschaft nun vorbei", sagte ein geknickter Ze Roberto. Auch Klub-Chef Bernd Hoffmann schätzte die Lage realistisch ein: "Das Thema mit der Meisterschaft und den ersten zwei oder drei Plätzen hat sich erledigt."

Aus seiner Sicht habe es nur nicht sein müssen, "dass wir nach 57 Spieltagen Steigbügelhalter für die Bayern-Tabellenführung sind".

Hesl weist Schuld von sich

Vor allem die Art und Weise, wie das Gegentor fiel, war den Hamburgern ein Dorn im Auge. Erst ein unnötiger Ballverlust auf der linken Angriffsseite, dann ein zu passiver Guy Demel im Zweikampf mit Ribery und zu guter letzt sah auch Ersatzkeeper Wolfgang Hesl auf der Linie nicht gut aus. Hesl war in der Pause für den am Ellenbogen verletzten Frank Rost ins Tor gekommen.

"Wir hätten Ribery im Sechzehner doppeln sollen und nicht alleine lassen. So macht er einen Haken und drin", schilderte Hesl hinterher die entscheidenden Sekunden, wies eine Teilschuld am Gegentor aber von sich.

"Früher zu reagieren ist schwer, wenn er aus acht, neun Metern so eine Rakete loslässt", sagte Hesl. "So ein Ball ist schwer zu halten. Er kann ja auch genauso gut in die lange Ecke schießen."

Franck Ribery wollte indes nichts zu seinem kleinen Meister-Stück sagen. "Ich muss zum Flughafen!", war sein einziger Kommentar.

Bayern - Hamburg: Daten zum Spiel