28. Spiel ohne Niederlage für Heynckes

Von Florian Bogner / Anant Agarwala
Torwart Andre Lenz (l.) konnte bei Wolfsburg trotz Kapselbandverletzung im rechten Fuß auflaufen
© Getty

Bayer Leverkusen ist auch am 22. Spieltag der Bundesliga ungeschlagen geblieben: Im Heimspiel gegen den deutschen Meister VfL Wolfsburg feierte die Elf von Trainer Jupp Heynckes einen 2:1 (0:0)-Sieg.

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Vor 30.000 Zuschauern in der BayArena nutze Stefan Reinartz einen Fehler von Wolfsburgs Torwart Andre Lenz zur Führung für die Hausherren (48.). Nach einem Kopfball von Eren Derdiyok bugsierte der unglückliche Lenz den von der Latte zurück springenden Ball selbst ins Netz (67.).

Wolfsburgs Torjäger Edin Dzeko gelang nur noch der Anschlusstreffer (79.). Leverkusens Abwehrchef Sami Hyypiä sah die fünfte Gelbe Karte und fehlt nächste Woche beim Auswärtsspiel gegen Werder Bremen.

Trainer Heynckes blieb damit saisonübergreifend im 28. Spiel in Folge ungeschlagen und übertrumpfte damit seinen eigenen Rekord aus dem Jahr 1988. Die Wolfsburger, die weiter im grauen Mittelmaß der Tabelle liegen und seit zwölf Pflichtspielen ohne Dreier sind, werden dagegen in der Tabelle immer weiter durchgereicht.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Leverkusen ersetzt Bender den gesperrten Arturo Vidal (5. Gelbe), Castro sitzt nur auf der Bank. In guter Gesellschaft von Renato Augusto und Helmes.

Simunek ersetzt beim VfL in der Abwehr Barzagli, der kurz vor Vaterfreuden steht. Im Mittelfeld spielt Schindzielorz für Hasebe (5. Gelbe). Für Simunek ist es erst der zweite Einsatz nach dem 3. Spieltag, Schindzielorz stand in dieser Bundesliga-Saison noch gar nicht auf dem Platz. Benaglio-Ersatz Lenz kann trotz Kapselverletzung spielen.

24.: Barnetta mit Seitenwechsel auf Kroos. Der ist an der linken Seite des Strafraums, zieht gegen Riether nach innen und kommt zum Abschluss. Sein Schuss auf das rechte Eck wird von Lenz zur Seite geboxt.

26.: Schlimmer Fehlpass von Reinartz in die Beine von Dzeko. Der zieht an, geht an Friedrich vorbei und schießt links im Strafraum aufs lange Eck. Adler ist da und lenkt den Ball zur Ecke ab.

31.: Barnetta flankt von rechts an den langen Pfosten. Hyypiä hat sich von den Verteidigern abgesetzt, nimmt den Ball aus 16 Metern volley - in die Arme von Lenz.

38.: Wieder Barnetta von rechts. Kießling geht dem Ball entgegen und köpft aus elf Metern aufs Tor. Lenz holt den Ball aus der rechten Ecke.

Halbzeit-Fazit: Leverkusen überlegen, aber nicht zwingend genug (11:4 Torschüsse). Wolfsburg giftiger als zuletzt und besser in den Zweikämpfen (55 Prozent gewonnen).

48., 1:0, Reinartz: Freistoß Kroos von rechts. Lenz kommt raus, fängt unbedrängt den Ball, lässt ihn dann aber fallen. Reinartz ist da, lupft den Ball über den hinter dem Ball herstürzenden Lenz und legt ihn aus der Luft mit der Innenseite ins leere Tor. Perfekt gemacht. Sein zweites Saisontor.

67., 2:0, Lenz (Eigentor): Barnetta-Freistoß von rechts an den kurzen Pfosten. Derdiyok köpft aus elf Metern, der Ball springt von der Unterkante der Latte vor die Linie, aber genau ans Schienbein des verduzten Lenz. Von dort springt der Ball ins Tor. Unglückliches Eigentor.

79., 2:1, Dzeko: Dejagah schickt Misimovic rechts in die Gasse, Kadlec ist schlecht postiert. Misimovic spielt den Ball quer vors Tor, Dzeko zielt direkt aufs linke Eck. Adler ist unten, aber im Nachschuss ist Dzeko erfolgreich. Sein zehntes Saisontor.

88.: Im Strafraum schirmt Kießling den Ball ab und legt zurück zu Derdiyok, der aus 13 Metern frei zum Schuss kommt. Rechts oben vorbei.

89.: Beinahe der Ausgleich! Josue kommt nach einer Flanke von rechts sieben Meter vor dem Tor frei zum Schuss, versucht aber, den mitgelaufenen Grafite anzuspielen. Zu unpräzise, Ausgleichschance vertan.

90.: Misimovic zieht aus 20 Metern ab, Adler fliegt ins rechte Eck und boxt den Ball weg. Im Gegenzug legt Castro den Ball auf Kießling quer, der schiebt ihn aus 13 Metern am leeren Tor vorbei.

Fazit: Ingesamt verdienter Sieg für clevere Leverkusener, auch wenn Josue in der Schlussminute den Ausgleich auf dem Fuß hatte.

Der Star des Spiels: Tranquillo Barnetta. Der Schweizer war einmal mehr der Antreiber im Bayer-Mittelfeld. Fast alle Angriffe liefen über ihn. Der 24-Jährige war sowohl rechts als auch in der Zentrale zu finden und insgesamt deutlich agiler als Kroos. Lieferte insgesamt zwei Torschüsse und fünf Torschussvorlagen ab und krönte seine Leistung mit dem Assist zum 2:0.

Die Gurke des Spiels: Andre Lenz. Der 36-Jährige biss trotz einer Fußverletzung (Kapselband) auf die Zähne und stellte sich in den Kasten. Bis zur 48. Minute hielt der VfL-Ersatzkeeper auch richtig gut, dann rutschte ihm ein harmloser Ball aus den Fingern und Reinartz staubte ab. Sein Unglück perfekt machte das 0:2, als er den von der Latte zurück springenden Ball unglücklich mit der Wade ins eigene Tor ablenkte. Nicht sein Tag.

Die Pfeife des Spiels: Thorsten Kinhöfer. Ließ sich nach seiner Karten-Flut im DFB-Pokal (1x Rot und 2x Gelb-Rot gegen Köln) lange bitten, bis er erstmals Gelb zückte. Dann aber konsequent und  insgesamt souverän mit richtiger Zweikampfbewertung und gutem Gespür für die Vorteilsauslegung. Einziger Makel: Hätte den blutenden Friedrich vom Feld schicken müssen.

Die Lehren des Spiels: Bayer bewies gegen den (Noch-)Meister, dass das 1:1 in Bochum nur ein Schönheitsfehler war. Die Heynckes-Elf bestimmte unaufgeregt Ball und Gegner, auch wenn die Gäste in der ersten Halbzeit die besseren Zweikämpfer waren und energischer dagegen hielten als noch gegen Bayern.

Die Umstellung im Mittelfeld wirkte sich nicht negativ aus. Um die Wolfsburger Mittelfeldraute aufzubrechen, spielten Kroos und Barnetta weiter innen und gaben so die Korridore außen für Schwaab und Kadlec frei. So bekam Bayer in der Zone zwischen Mittelkreis und VfL-Strafraum immer wieder Überzahlsituationen hin.

Kroos war allerdings kaum ein Faktor, dafür spielte Barnetta einmal mehr überragend. Und wenn spielerisch wenig geht, hat Bayer ja immer noch die Standards - die beiden Tore waren bereits die Standardtreffer Nummer 20 und 21 in dieser Saison, auch wenn Lenz kräftig mithalf.

Interessant wird, wie Leverkusen in der nächsten Woche in Bremen den Ausfall von Abwehrchef Hyypiä (5. Gelbe) verkraftet.

Wolfsburg agierte insgesamt verbessert, steht am Ende aber wieder mit leeren Händen da. Wenn man etwas Positives herausgreifen will: Die Innenverteidigung stand mit Madlung und Simunek zumindest aus dem Spiel heraus einigermaßen sicher und ließ sich eigentlich nie überlaufen.

Leverkusen - Wolfsburg: Daten zum Spiel