Erfolgreich arrogant

Von Thomas Gaber
Franck Ribery bereitet sein halbes Tor selbst vor. Lenz hat das Nachsehen
© Getty

Der FC Bayern München nahm auch die Hürde Wolfsburg souverän. Trainer van Gaal war dennoch sauer. Dabei hätte er allen Grund zur Freude. Sein Dauerpatient macht deutliche Fortschritte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Riberys Anprobe war SKY eine volle Minute wert. Die Kamera hielt jede Bewegung des Franzosen für sehenswert. Trainingshose aus, Handschuhe an, Hacken hoch beim vierten Schiedsrichter, "give me five" mit Klose. Ribery stand auch in Wolfsburg nicht in der Startelf des FC Bayern, durfte aber immerhin eine ganze Halbzeit ran.

Die Kurzeinsätze gegen Bremen und Mainz dienten nicht zur Leistungdiagnostik. 45 Minuten gegen den deutschen Meister dagegen schon. Ribery nahm sich 15 Minuten zur Eingewöhnung. Ein paar schlampige Pässe waren dabei, doch man konnte schnell erkennen, dass Ribery will.

Rummenigge: "Er hat es drauf"

Dass der 26-Jährige nichts von seiner Genialität eingebüßt hat, bewies er in der 57. Minute.

Ribery leitete einen Angriff der Bayern mit einem kurzen Sprint ein und zog das Spiel mit einem Diagonalpass auf Robben auseinander. Müller scheiterte nach einem klasse Zuspiel von Robben an Lenz, Ribery lupfte den abprallenden Ball über den Keeper und brachte ihn in "Zusammenarbeit" mit Barzagli im Tor unter.

"Man hat gesehen, was er drauf hat", sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Ribery verrichtete zudem unliebsame Defensivarbeit. Ein Ausflug in den eigenen Strafraum endete mit einem elfmeterreifen Foul an Sascha Riether. "Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Er ist weggerutscht", sagte Kapitän Mark van Bommel.

Die Bayern-Familie ist froh, dass sie mit Ribery "noch mehr Qualität" (Philipp Lahm) hat und diese jetzt auch einsetzen kann. Ribery wird demnächst wieder in der ersten Elf stehen, voraussichtlich schon am kommenden Mittwoch, wenn Greuther Fürth im DFB-Pokal in München zu Gast ist.

Olic muss bangen

Leidtragender könnte Ivica Olic werden. Der Kroate ist van Gaals erster Streichkandidat. Drei Mal musste Olic Ribery in den letzten drei Spielen weichen. Thomas Müller rückte für Ribery in die Zentrale und spielte dort hinter Gomez noch stärker als im linken Mittelfeld.

Die Bayern legen in der Offensive seit Wochen eine Dominanz an den Tag, die der Liga schwer zu schaffen macht. "Die Überlegenheit der Bayern hat meiner Mannschaft sehr weh getan", sagte VfL-Coach Lorenz-Günther Köstner.

Robben widerspricht van Gaal

Fast 60 Prozent Ballbesitz, 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 18 Torschüsse konnten van Gaal aber nicht zufrieden stellen: "Wir haben sehr gut angefangen, aber nach dem 2:0-Vorsprung zu unkonzentriert gespielt. Ich finde nicht, dass wir gut Fußball gespielt haben. Ich bin sehr böse. Wir haben arrogant gespielt."

Eine Sichtweise, mit der Arjen Robben nichts anfangen konnte: "wir waren nicht arrogant - damit bin ich nicht einverstanden. Arrogant heißt auch, dass du keinen Respekt vor dem Gegner hast. Und das ist nicht so. Wenn man am Ende 3:1 in Wolfsburg gewinnt, ist das eine gute Leistung."

Der Chef schlug sich auf die Seite des Trainers. "Ich finde es sehr gut, wenn jemand nach einem Sieg den Finger in die Wunde legt und nicht wartet, bis man irgendwann mal verliert", sagte Rummenigge.

Problem Dreifachbelastung?

Von Niederlagen sind die Bayern derzeit weit entfernt, auch wenn es in der Defensive "unnötige Ballverluste" (Daniel van Buyten) und "einige Unkonzentriertheiten" (Müller) gab. Der Fokus der Bayern verlagert sich ab Mittwoch neben der Bundesliga auf zwei Pokalwettbewerbe.

Anlass für die Konkurrenz, auf Ausrutscher der Bayern zu hoffen? "Mir ist es lieber, alle drei Tage zu spielen. Ich hoffe, dass wir noch viele englische Wochen haben werden in dieser Saison", sagte Mario Gomez zu SPOX. Davon ist im Moment auszugehen. Wenn die Bayern nicht arrogant werden, sondern konsequent bleiben.

Wolfsburg - Bayern: Daten zum Spiel