Club-Boss Schäfer kündigt Konsequenzen an

SID
Milivoje Novakovic behält im Schneetreiben den Durchblick und trifft zum 3:0-Endstand
© Getty

Nach der 3:0-Pleite in Köln stehen in Nürnberg turbulente Tage an. Coach Michael Oenning steht vor dem Aus, angeblich steht Dieter Hecking als Nachfolger bereit. Auch Spieler sollen gehen.

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Schon 16 Stunden nach dem Debakel beim 1. FC Köln fand sich die Führungsetage des 1. FC Nürnberg zur Analyse der katastrophalen Bundesliga-Hinrunde zusammen. Alles wurde auf den Prüfstand gestellt: Die Qualität der Spieler und die sportliche Leitung mit Sportdirektor Martin Bader und Trainer Michael Oenning.

Bereits direkt nach dem 0:3 (0:1) des Aufsteigers am Sonntag im verschneiten Kölner WM-Stadion, der vierten Niederlage in Folge ohne Torerfolg mit nun insgesamt zwölf Gegentoren, hatte sich angedeutet, dass Fußball-Lehrer Oenning das schwächste Glied in der Kette ist - und er nach 15 Monaten wohl seinen Hut nehmen muss.

"Wir haben im Januar mit dem Trainer bis 2011 verlängert. Es war meine Absicht, keinen zu entlassen. Aber Zeit und Ereignisse überholen manchmal Aussagen. Um mit Konrad Adenauer zu reden: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern", sagte Club-Präsident Franz Schäfer.

Vier Punkte Rückstand auf Nichtabstiegsplatz

Der gelernte Sportjournalist, der dem neunmaligen deutschen Meister seit dem 9. Juni in ehrenamtlicher Funktion vorsteht, traf sich nach einer kurzen Nacht um 11.00 Uhr am Montag mit allen Beteiligten. Zwölf Punkte, vorletzter Tabellenrang, vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz und vor allem das Auftreten der Mannschaft in den vergangenen vier Spielen brachten Schäfer in Rage.

"Wir haben bei einer Mannschaft verloren, die fußballerisch katastrophale Mängel hat, zuvor in 16 Spielen sieben Tore erzielt hat - und gegen uns drei. Da musst du ja verzweifeln", sagte der Vereins-Boss.

Auch diese Aussage deutete auf eine Trennung von Oenning hin. Als möglicher Nachfolger wird Dieter Hecking gehandelt, der zu Saisonbeginn bei Hannover 96 gehen musste.

Oenning apathisch

Oenning wirkte nach der Pleite durch den Treffer von Pedro Geromel (37.) und den Doppelpack von Kölns Ex-Kapitän Milivoje Novakovic (70./77.) apathisch. Wie in Trance ließ der 44-Jährige, der nicht einen einzigen Schuss seiner Spieler auf das Kölner Tor sah, die obligatorischen Interviews über sich ergehen.

"Bislang habe ich das Vertrauen immer gespürt. Fakt ist natürlich auch, dass wir vier Spiele hintereinander verloren haben", sagte er. Schäfer machte aber auch klar, dass man sich von Spielern, die er zum Teil als "Mitläufer" bezeichnete, trennen wolle.

Der Kader sei mit 30 Spielern zu groß. "Von den Spielern musst du zehn bis zwölf abgeben, denn sie beweisen immer wieder, dass sie nicht bundesliga-tauglich sind", erklärte der Boss.

Peer Kluge wohl zu S04

Einer der Besseren, Peer Kluge, steht vor einem Wechsel zu Schalke 04. Schäfer: "Schalke will Kluge und Peer will zu Schalke." Als Ablösesumme sind eine Million Euro im Gespräch, Geld das man in "zwei bis drei neue Spieler" (Schäfer) investieren könnte.

FC-Manager Michael Meier ergriff die Gelegenheit, ein Plädoyer für den 1. FC Nürnberg zu halten. "Unsere Gedanken sind bei diesem Klub. Er gehört zu den Traditionsvereinen. Deshalb ist es auch gerechtfertigt, die Daumen zu drücken", erklärte Meier.

Den Trainer schloss er in seine Wünsche nicht mit ein, der Betriebswirt kennt das Geschäft nur zu gut. Denn auch Meier hätte in Sachen Zvonimir Soldo wohl gehandelt, hätte der FC das "Sechs-Punkte-Spiel" (Soldo) nicht gewonnen. Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Novakovic vor der Minuskulisse von 44.500 Zuschauern den Sack zumachte.

Handshake zwischen Soldo und Novakovic

Der beste Kölner Torschütze der vergangenen Saison hatte mit zahlreichen Eskapaden immer wieder die Verantwortlichen auf Trab gehalten. Soldo nahm ihm dann die Kapitänsbinde ab. Eine Minute vor dem Ende wechselte der Coach "Nova" aus, reichte ihm die Hand - und der Angreifer nahm sie an.

Auch Publikumsliebling Lukas Podolski, unterstützt von Oma Zofia und Oma Helene, war guter Dinge, trotz nunmehr 1061 Minuten ohne Tor.

"Ob er ein Tor macht, ist vollkommen uninteressant. Wenn er Selbstvertrauen kriegt, dann wird er für die deutsche Mannschaft und den FC gut spielen!, sagte Kölns Präsident Wolfgang Overath.

Köln - Nürnberg: Daten zum Spiel