Frankfurt klaut sich einen Punkt

Von Jochen Tittmar / Anant Agarwala
Tobias Weis (l.) im Doppelzweikampf mit Alexander Meier und Selim Teber (r.)
© Getty

Am 16. Spieltag der Bundesliga trennte sich 1899 Hoffenheim 1:1 (1:0) von der Eintracht aus Frankfurt.

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Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena brachte Sejad Salihovic die Hausherren per Elfmeter in Führung (9.). Pirmin Schwegler traf in der 61. Minute zum Ausgleich für die Hessen.

Hoffenheim wartet somit seit drei Spielen auf einen Sieg, während Frankfurt die selbe Zeit ohne Niederlage ist.

"Die erste Halbzeit war von uns schlecht. Im Spiel mit und ohne Ball haben wir nicht in die Partie gefunden. Unsere Halbzeitführung war mehr als schmeichelhaft. Wir haben den falschen Ball in den falschen Momenten gespielt. Es war letzlich ein verdienter Punkt für die Eintracht. Wir haben speziell in der ersten Halbzeit nicht so gespielt, wie wir uns das vorstellen", so das Urteil von 1899-Coach Ralf Rangnick.

Michael Skibbe war mit seiner Eintracht dagegen "überaus zufrieden. Wir hatten eine sehr gute Spiel- und Ballkontrolle. Wir haben es in der ersten Halbzeit versäumt, Torchancen herauszuspielen. In der zweiten Halbzeit war es ein offener Schlagabtausch. Insgesamt haben wir ein sehr gutes Spiel abgeliefert."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hoffenheim im Vergleich zur Vorwoche mit zwei Änderungen: Ibertsberger spielt für Vorsah hinten rechts, zudem rückt Ibisevic für den überraschend auf der Bank Platz nehmenden Carlos Eduardo in die Startelf.

Bei der Eintracht rückt Jung an die Stelle des gelbgesperrten Franz auf die Rechtsverteidigerposition. Der Ex-Hoffenheimer Teber spielt für den angeschlagenen Bajramovic. Kurzfristig rutscht zudem Köhler für Spycher hinten links in die Anfangsformation.

9., 1:0, Salihovic: Teber verhält sich ungeschickt gegen den einschussbereiten Ibisevic und bringt diesen zu Fall. Den fälligen Elfmeter verwandelt Salihovic sicher.

12.: Freistoß Salihovic auf den zweiten Pfosten, doch Obasi trifft den Ball nicht. Gute Gelegenheit für den Nigerianer.

14.: Freistoß Teber, 22 Meter vor dem Tor, absolut zentral. Die Kugel rauscht einen knappen Meter rechts am Tor vorbei.

21.: Wieder Freistoß, wieder Teber, wieder zentral vor dem Kasten. Diesmal drüber.

43.: Ba zieht von links in den Strafraum und knallt aus spitzem Winkel auf den Kasten. Nikolov begräbt den Ball unter sich.

Halbzeit-Fazit: Frankfurt das aktivere Team, mit deutlich mehr Ballbesitz, aber kaum Gelegenheiten in Strafraumnähe. Hoffenheim geht mit der ersten Offensivaktion in Führung und offenbart grobe Mängel im Spielaufbau - eher unverdiente Führung.

54.: Durcheinander im Hoffenheimer Strafraum. Ochs kommt aus 18 Metern halbrechter Position völlig blank zum Abschluss, verzieht aber überhastet nach rechts.

55.: Riesenmöglichkeit für Obasi! Weis schickt den Nigerianer, der von rechts durch die gesamte Hälfte der Frankfurter läuft und in den Strafraum zieht. Dort schießt er dann weit links vorbei - schwach.

61., 1:1, Schwegler: Der Schweizer spielt 30 Meter vor dem Tor einen Blauen aus, geht ein paar Schritte und zieht ab. Der abgefälschte Ball fliegt aus halbrechter Position mit viel Schnitt in den linken Winkel. Hildebrand sieht nicht gut aus.

67.: Gute Möglichkeit für Eduardo, der einen unfreiwilligen Pass von Ba halbrechts im Strafraum nicht richtig trifft und Nikolov nicht wirklich fordert.

79.: Weite Flanke von der rechten Grundlinie von Jung. Korkmaz legt im Strafraum auf Meier ab, der sich den Ball umständlich auf links legt und Hildebrand mit einem Flachschuss prüft.

90.: Da ist die Chance! Chris kommt nach einem Gewühl im Strafraum zum Abschluss, schießt aber drüber.

Fazit: Absolut verdientes Remis für die Eintracht, die mutig mitspielte und Hoffenheim wenig Platz zur Entfaltung ließ. Die spielerische Vorstellung von 1899 war dagegen enttäuschend.

Der Star des Spiels: Chris, der wohl wichtigste Spieler der Eintracht. Hielt defensiv den Laden zusammen und strahlte im Zentrum immer die nötige Ruhe auf seine neu formierten Nebenmänner aus. Fast mit dem Siegtreffer in letzter Minute. Gute Antizipation, stark im Zweikampf, wuchtig in der Luft - ein echter Kapitän.

Die Gurke des Spiels: Demba Ba. Blieb bis auf eine gute Möglichkeit im ersten Durchgang weit unter seinen Möglichkeiten und zog gegen den hellwachen Jung immer wieder den Kürzeren. Dem Senegalesen fehlte merklich die Bindung zu seinen Mitspielern. Traf zudem in etlichen Situationen einfach die falschen Entscheidungen.

Die Pfeife des Spiels: Günter Perl. Erfreulich unaufgeregte Leistung. Die Elfmeterentscheidung war hart, aber wohl vertretbar. Ansonsten gemeinsam mit seinem Gespann sehr aufmerksam bei vielen engen Abseitsentscheidungen. Großes Aber: Hätte nach einem Handspiel von Russ im Strafraum auf Elfmeter für 1899 entscheiden müssen.

Die Lehren des Spiels: Hoffenheim waren die letzten Negativerlebnisse vor heimischem Publikum anzumerken. Ohne Carlos Eduardo, der eine einstündige schöpferische Pause bekam, fehlte den Kraichgauern Frische, Mut, Kreativität, kurz: die spielerische Linie im Aufbau.

Da half es auch wenig, dass 1899 im Vorwärtsgang auf ein 4-3-3 umstellte. Dank der guten Raumaufteilung der Gäste zeigte diese Maßnahme kaum Wirkung. Die notwendige Hereinnahme des Brasilianers verhalf dessen Mitspielern zwar zu etwas mehr Mut in die eigenen Aktionen, doch vor dem Kasten wirkten die Hausherren ungewohnt planlos und verkrampft.

Frankfurt war das Selbstbewusstsein nach zwei Siegen in Folge anzumerken. Die Eintracht versteckte sich nicht, verzeichnete deutlich mehr Ballbesitz und ließ die Kugel in den eigenen Reihen gut zirkulieren.

Hoffenheim wurde ab der Mittellinie angegriffen, wo man sich geschickt verschob, so dass den Hausherren kaum Platz geboten wurde. Einziger Makel: Offensiv fehlte die Durchschlagskraft, um in Strafraumnähe für ernsthafte Gefahr zu sorgen.

Hoffenheim - Frankfurt: Daten zum Spiel