Kuranyis Leidenszeit ist vorbei

SID
Kevin Kuranyi (r.) war gegen Nemanja Pejcinovic und Hertha BSC am Ende klar obenauf
© Getty

Zur Feier des Tages ließ sich Kevin Kuranyi Zeit. Als er über eine Stunde nach dem 2:0 (0:0) von Schalke 04 gegen Hertha BSC Berlin aus der Kabine kam, waren alle anderen Spieler längst verschwunden.

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Er hatte selbst viel zu lange auf sein 100. Bundesliga-Tor warten müssen, deshalb ließ er jetzt die anderen warten.

"Es ist eine große Befreiung. Jetzt fragt wenigstens keiner mehr, wann ich denn endlich mein Hundertstes schieße", sagte der Schalker Stürmer, der nach seinem 99. Treffer vor fünf Wochen 335 Bundesliga-Minuten lang nicht getroffen hatte.

Der Druck auf den Torjäger, der bei den Königsblauen schon oft kritisch beäugt wurde, war zuletzt wieder gewachsen. "Ich habe mir gesagt: Denk gar nicht dran", sagte Kuranyi, der in der 59. Minute mit seinem Kopfballtreffer aus abseitsverdächtiger Position den Bann brach und Schalke zum achten Saisonsieg führte: "Gott sei Dank ist mir der Ball auf den Kopf gefallen."

Kuranyi: "Ein gutes Gefühl"

Dass die Berliner nach dem Tor nach Kopfballvorlage von Marcelo Bordon wütend auf Abseits reklamierten, störte Kuranyi wenig: "Mir sind auch schon Tore aberkannt worden, die eindeutig nicht abseits waren."

Mit Stolz verwies der Stürmer auf sein Alter: "100 Tore mit 27 Jahren, das ist nicht so einfach - es ist ein gutes Gefühl."

In der Tat waren nur zehn Stürmer in der Bundesliga-Geschichte jünger, als sie ihr 100. Tor erzielten - zuletzt Rudi Völler, der am 10. April 1987 als 26-Jähriger seinen Jubiläumstreffer markierte.

Dieter Müller war der Jüngste

Rekordhalter ist Dieter Müller, der 1977 mit 23 Jahren die 100er-Marke erreichte - in seinem 129. Spiel, auch das ist eine Bundesliga-Bestmarke.

Kuranyi brauchte 242 Spiele. Das 47. Mitglied im Klub der Hunderter dürfte seinen Marktwert damit wieder gesteigert haben.

Der erfolgreichste noch aktive Bundesligatorjäger nach Claudio Pizarro (123) und Miroslav Klose (117) lässt seine Zukunft noch offen. Sein Vertrag bei den Königsblauen läuft zum Saisonende aus, Gespräche über ein weiteres Engagement gab es noch nicht.

S04 fehlt das Geld

"Ich werde nach der Hinrunde erst in Urlaub gehen, und dann schauen wir mal", sagte Kuranyi. Das Problem für die Schalker: Sie würden ihren Torjäger, der in knapp viereinhalb Jahren immerhin 60 Tore für sie erzielte, gerne behalten, haben aber eigentlich nicht das Geld dafür.

Einen Torjäger wie Kuranyi, der ein typisches 0:0 doch noch zu einem Sieg macht, hätte auch Hertha dringend nötig. Die Berliner, die als schlechteste Bundesliga-Mannschaft seit 44 Jahren weiter auf den Spuren ihres einstigen Lokalrivalen Tasmania wandeln, überboten sich auch in ihrem 14. Spiel in Folge ohne Sieg an Harmlosigkeit.

Eine einzige Torchance durch Adrian Ramos sprang in 92 Minuten heraus, dennoch sahen sich die Verantwortlichen auf dem richtigen Weg.

"Wir sind ganz anders aufgetreten als beim 1:3 gegen Frankfurt. Den Unterschied in der Tabelle hat man nicht gesehen", behauptete Manager Michael Preetz, und Trainer Friedhelm Funkel sprach gar von einem "ordentlichen Spiel - so stelle ich mir das vor".

Berliner kritisieren Schiri Kircher

Als Sündenbock hatten die Berliner ohnehin Schiedsrichter Knut Kircher ausgemacht. "Die Unverhältnismäßigkeit der Strafen hat mich aufgeregt", sagte Preetz und nannte die Gelb-Rote Karte gegen Christoph Janker (86.).

Funkel ärgerte sich vor allem über Kuranyis Jubiläumstor, obwohl auch die Fernsehbilder keine eindeutige Abseitsstellung zeigten.

Und das Foul an dem eingewechselten Vicente Sanchez in der Nachspielzeit, das zum verwandelten Foulelfmeter von Rafinha führte (90.+2), gab sogar Sünder Steve von Bergen zu: "Das kann man pfeifen."

Schalke - Hertha: Daten zum Spiel