Per Mertesacker rettet die Bremer Serie

Von Stefan Rommel / Robert Seiwert
Erlösung für die Bremer: Per Mertesacker gelang in der 91. Minute der Ausgleichstreffer
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat dem Bremer Siegeszug durch die Bundesliga einen Dämpfer versetzt. Der deutsche Meister holte am 14. Spieltag im Bremer Weserstadion beim 2:2 (0:1) einen verdienten Punkt und stand kurz vor dem Sieg. Werder ist durch den glücklichen Punktgewinn nunmehr seit 21 Pflichtspielen ungeschlagen und zumindest 24 Stunden Tabellenführer.

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Vor 36.000 Zuschauern erzielten Edin Dzeko vor der Pause die Führung für die Gäste (42.). Nach dem Wechsel besorgte Hugo Almeida mit einem 107-km/h-Strahl den Ausgleich (62.).

Nachdem Dzeko in der 85. Minute mit seinem zweiten Tor schon alle Bremer Hoffnungen zu begraben schien, gelang Per Mertesacker in der Nachspielzeit doch noch der Ausgleich (91.).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei den Gastgebern kehrt Kapitän Frings zurück ins Team. Für ihn muss Jensen weichen und sitzt zunächst auf der Bank. Wolfsburg muss in der Defensivzentrale auf Kapitän Josue verzichten. Für den Brasilianer rückt Gentner neben Hasebe auf die "neue" Doppel-Sechs.

Der in der Champions League gesperrte Grafite rückt wieder ins Team, dafür ist Martins raus. Madlung und Schäfer bekommen eine Denk- bzw. Verschnaufpause. Dafür beginnen Barzagli und Johnson.

5.: Frings sucht und findet Almeida im Strafraum! Die Flanke kommt gut, Almeida setzt sich gegen Costa durch und bringt den Ball aufs Tor! Benaglio klärt glänzend zur Ecke!

18.: Naldo schraubt sich im Strafraum hoch, Benaglio bleibt auf der Linie kleben! Der Kopfball des Brasilianers geht nur knapp am rechten Pfosten vorbei!

27.: Ziani raus auf Riether, der passt zurück auf den Franzosen. Feiner Hackentrick auf Grafite. Schuss aus 14 Metern, aber zu zentral platziert. Wiese hat kaum Probleme.

35.: Ecke von links, Marin macht's: Guter Ball, Naldo setzt sich im Luftkampf durch und bringt den Ball aufs Tor. Hasebe klärt auf der Linie!

42., 0:1, Dzeko: Unnachahmlich! Der Bosnier spielt und wurschtelt sich durch drei Gegenspieler durch, kein Bremer klärt resolut. Naldo und Boenisch viel zu zögerlich. Aus halbrechter Position nagelt Dzeko den Ball dann in den linken Giebel. Keine Chance für Wiese.

Halbzeit-Fazit: Bremen macht das Spiel, ohne zu glänzen. Wolfsburg steht kompakt und kontert ganz hübsch. Die Führung ist aber doch etwas schmeichelhaft.

51.: Freistoß Werder von der linken Strafraumkante. Naldos Schuss geht durch die Mauer, aber Benaglio macht sich lang und pariert.

55.: Özil treibt den Ball durchs Mittelfeld, sieht Marin auf rechts. Der flankt in den Sechszehner - da schraubt sich Almeida hoch. Er kann den Ball aber nicht richtig kontrollieren und so landet sein Kopfball knapp neben dem rechten Pfosten.

62., 1:1, Almeida: Ecke von links. Naldo gewinnt am Elfer den Kopfball. Hunt verlängert noch kurz vor dem Tor. Hasebe kratzt das Ding von der Line - aber genau auf Almeida, der den Ball aus acht Metern humorlos in die Mitte knallt.

74.: Wolfsburg kontert über Johnson. Links steckt er auf Dzeko durch, der sich im Strafraum kurz dreht und dann schießt! Der Ball rauscht in Richtung linken Pfosten, Wiese wehrt zur Ecke ab.

85., 1:2, Dzeko: Ziani ist frei im Mittelfeld - sucht und findet Dzeko, der mit viel Tempo in den Strafraum eindringt. Der Bosnier schüttelt Naldo ab und lässt Wiese aus elf Metern keine Chance.

91., 2:2, Mertesacker: Ecke von rechts, Özil macht's. Und da schraubt sich Merteacker hoch und köpft den Ball aus sechs Metern links ins Tor!

Fazit: Insgesamt verdientes Remis, wobei Werder deutlich mehr Spielanteile und auch Chancen hatte, der VfL im Großen und Ganzen aber konzentriert verteidigte.

Der Star des Spiels: Edin Dzeko. Der Bosnier war nominell die einzige Wolfsburger Spitze, beschäftigte aber Mertesacker und Naldo mehr als denen lieb sein konnte. Die Entschlossenheit und der Wille Dzekos gepaart mit seiner überragenden Technik beim 0:1 standen sinnbildlich für das Spiel. Beim 2:1 war der Bosnier von Mertesacker und Naldo einen Moment unbewacht und schloss eiskalt zur Wolfsburger Führung ab.

Die Gurke des Spiels: Grafite musste auf der für ihn ungewohnten rechten Seite ran, als eine Art Halbstürmer. Fast schon überraschend, dass er seine Defensivaufgaben dabei noch recht vernünftig erledigte. Nur war der Brasilianer im Offensivspiel eine ziemliche Fehlbesetzung. Grafite fehlte schlicht der Platz, um mit Zug in die Tiefe einlaufen zu können. Dazu verlor er noch viele Bälle leichtfertig und musste in der 80. Minute auch vom Platz.

Die Pfeife des Spiels: Günter Perl aus München war ein weitgehend souveräner Leiter einer nicht immer einfach zu führenden Partie. Allerdings hatten seine Assistenten einige knifflige Abseitsentscheidungen zu treffen und lagen dabei nicht immer richtig. Perl unterlief ein grober Fehler, als er Özils offensichtliches Handspiel im Mittelfeld nicht abpfiff. Die darauffolgende Ecke führte zum 2:2-Ausgleich für Werder.

Die Lehren des Spiels: Bremen hatte ganz offensichtlich große Probleme, sich nach der Gala von Freiburg vor allem in der ersten Halbzeit wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: Lauf- und Kampfbereitschaft. Denn so stark die Bremer in einigen Phasen auch kombinierten, so unentschlossen waren sie in den entscheidenden Zweikämpfen und Szenen.

Özil und Hunt kamen kaum in den kritischen Raum zwischen Wolfsburgs Viererkette und dem defensiven Mittelfeld und konnten so das Spiel auch nur schleppend aufziehen. Erst in der zweiten Halbzeit wurde es phasenweise besser - allerdings konnte Werder in den letzten 15 Minuten nicht mehr zulegen, weil mehr und mehr die Kräfte schwanden.

VfL-Coach Armin Veh reagierte auf die Defensivprobleme seiner Mannschaft sowohl personell als auch taktisch. Der zuletzt indisponierte Madlung bekam eine Denkpause, Barzagli nach etlichen Wochen wieder eine Chance. Und der Italiener machte seine Sache ordentlich.

Noch wichtiger war aber Vehs taktischer Schachzug, die Mittelfeld-Zentrale mit zwei Spielern zu besetzen. Durch Josues Ausfall verzichtete Veh auf die gewohnte Raute und stellte durch Hasebe und Gentner die Bremer Lauf- und Passwege erfolgreich zu.

Werder blieb dadurch oft nur der lange Ball aus der Abwehr heraus, der aber bei Barzagli und Costa für keinerlei Gefahr sorgte. Allerdings hatte der VfL enorme Probleme beim Defensivstandard. Fast jede Ecke oder Freistoß fand im Gäste-Strafraum einen Bremer Abnehmer - was dem Meister letztlich zwei Punkte kostete.

Bremen - Wolfsburg: Daten zum Spiel