Joachim Löw: Kießling ja, Kuranyi nein

SID
Die Leverkusener Stefan Kießling (M.) und Rene Adler erwarten Kevin Kuranyis Seitfallzieher
© Getty

Bei ihrer zweiten spektakulären Aufholjagd innerhalb einer Woche spürten die Comeback-Könige von Schalke 04 die Kraft der Medizinbälle - und beeindruckten selbst den Tabellenführer.

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"Wir sind hintenraus eingebrochen und waren kaputt. Die Schalker hatten mehr Luft", erklärte Nationaltorwart Rene Adler treffend das 2:2 (2:0) von Bayer Leverkusen bei Königsblau.

Der fulminante Schlussspurt mit den späten Toren von Kevin Kuranyi (83.) und Vicente Sanchez (88.) gegen den spielerisch deutlich überlegenen Spitzenreiter war wie schon sechs Tage zuvor beim 3:3 gegen den Hamburger SV der Lohn der Quälix-Mühen im Sommer. "Diese Leidenschaft und Kampfkraft hat Magath Schalke eingeimpft", stellte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler anerkennend fest.

Und Kuranyi, der mit vier Toren in den letzten drei Bundesliga-Spielen und insgesamt sechs Saisontreffern unter dem neuen Trainer aufblüht, meinte: "Gott sei Dank haben wir die Kraft und die Kondition, um noch zurückzukommen."

Löw holt Kießling

In der turbulenten Schlussphase hatte der umstrittene Schalker Starstürmer mit einem Tor und einer Vorlage sogar noch dem vermeintlichen Hauptdarsteller des Topspiels die Schau gestohlen.

Stefan Kießling, der mit seinem siebten Saisontor (44.) nach dem Volleyschuss von Toni Kroos (29.) den noch ungeschlagenen Tabellenführer auf Siegkurs gebracht hatte, erhielt die Belohnung für seine starke Leistung sofort.

Bundestrainer Joachim Löw bestätigte, dass der Leverkusener zu den Länderspielen gegen Chile und die Elfenbeinküste am 14. bzw. 18. November eingeladen wird, und lobte ihn: "Viel gelaufen ist er schon immer. Aber er hat auch viel daran gearbeitet, sich technisch zu verbessern."

Doch am Ende herrschte bei Kießling Frust, und Kuranyi jubelte - obwohl auch er einen Tiefschlag einstecken musste. Denn Löw kannte auch über ein Jahr nach der Flucht des Schalkers aus dem DFB-Team noch immer kein Pardon. "In meiner Zeit wird Kuranyi nicht in die Nationalmannschaft zurückkehren", sagte der Bundestrainer.

Magaths Extra-Lob für Kuranyi

Der Verbannte nahm es mit Fassung: "Ich versuche, keinen Gedanken daran zu verlieren." Von Magath bekam Kuranyi ein Extra-Lob. Sein Anschlusstreffer nach wildem Gestocher in Adlers Fünfmeterraum sei "Wille und Durchsetzungsvermögen, einfach klasse" gewesen, lobte Magath.

Doch der Wolfsburger Meistermacher mahnte auch, dass Kraftakte wie gegen den HSV und Bayer nicht allwöchentlich zu wiederholen seien - trotz bester Physis. "Mit unserem Tabellenplatz und den Punkten sind wir sehr zufrieden. Das haben wir so nicht erwartet", sagte Magath. "Aber wir machen sehr viel mit Kampf, Kraft und Moral. Über die gesamte Saison wird das schwer."

Die spielerische Linie fehlte dem Schalker Trainer, Leverkusen sei da wie eine Woche zuvor der HSV noch weit voraus. "Sie haben uns gezeigt, wie eine Spitzenmannschaft agiert", sagte Magath: "Wir sind noch nicht ganz so weit, um da oben mitzumachen. Dafür haben wir auch zu viele junge Spieler, die sich noch entwickeln müssen."

Adler: Mit Hyypiä hätten nicht gewonnen

Mit einem Durchschnittsalter von 23,5 Jahren waren Magaths neue junge Wilde aber nur unwesentlich jünger als die Mannschaft von Trainer-Oldie Jupp Heynckes (23,9), die allerdings deutlich reifer wirkte.

Doch am Ende fehlte ausgerechnet der Älteste: Nachdem Abwehrchef Sami Hyypiä (36) mit einer Sprunggelenkverletzung 16 Minuten vor Schluss ausgewechselt worden war, knackte Schalke doch noch die beste Defensive der Liga.

"Wenn er drin geblieben wäre, hätten wir gewonnen. Da wette ich alles drauf", sagte Torwart Adler. Doch statt den Verfolgern drei Punkte zu enteilen, bleibt der Tabellenführer im Gedränge an der Spitze. Und nicht nur für Völler fühlte sich das Unentschieden am Ende wie eine Niederlage an: "Wir haben 2:2 verloren, das ist einfach so."

Schalke - Leverkusen: Daten zum Spiel