FC-Fans gehen auf die Barrikaden

SID
Milivoje Novakovic (l.) und Lukas Podolski waren nach der Pleite gegen Hannover bedient
© Getty

Ideenlos, leblos, harmlos: Nach dem 0:1 (0:1) gegen Angstgegner Hannover 96, der vierten Heimpleite der Saison und der bislang schlechtesten Leistung, hatte die geplagte Fangemeinde des 1. FC Köln endgültig genug. Die treuesten der Treuen unter den 45.000 Zuschauern pfiffen sich aus Verärgerung die Seele aus dem Leib, als die Versager um Klub-Ikone Lukas Podolski und Stürmerstar Milivoje Novakovic vor der Südtribüne in Richtung Zuschauer applaudierten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Ich kann die Fans verstehen, dass sie gepfiffen haben", sagte Prinz Poldi mit fester Stimme und legte mit scharfem Tonfall eine niederschmetternde Analyse nach: "Wir waren schwach, sehr schwach. Wir haben das Spiel verdient verloren. Das war nichts. Das war ein Gegner auf Augenhöhe und dieser Gegner auf Augenhöhe hat uns beherrscht." Das saß.

0:10 Torschüsse in der ersten Halbzeit standen laut Statistik zu Buche, unter dem Strich wurde Hannovers Nationaltorhüter Robert Enke bei seinem Comeback 63 Tage nach seinem letzten Einsatz in 90 Minuten zweimal mit Distanzschüssen von Youssef Mohamad und Maniche geprüft.

"Da bleiben wir lieber zu Hause"

So spielt ein Absteiger, und am kommenden Sonntag tritt man beim abgeschlagenen Tabellenschlusslicht Hertha BSC Berlin an. "Wir kamen nie in die Zweikämpfe und sind nicht als Team aufgetreten. So können wir nicht nach Berlin fahren, da bleiben wir lieber zu Hause", sagte Podolski in einem Anflug von Sarkasmus.

FC-Trainer Zvonimir Soldo, stets ein wortkarger und ruhiger Mensch, platzte zwar auch diesmal nicht der Kragen. Aber es arbeitete in dem Kroaten. "Mit so einer Leistung kann man kein Spiel gewinnen. Engagement und Leidenschaft haben gefehlt. Dass die Zuschauer unzufrieden sind, ist normal. Sie haben ja schon ein paar Niederlagen hier erlebt, aber da war wenigstens die Einstellung okay", sagte Soldo.

Jetzt gibt's "gewaltigen Druck"

Die Einstellung und Sorglosigkeit gibt dem Trainer-Novizen und Disziplin-Freund zu denken. "Vielleicht haben schon einige gedacht, dass wir aus dieser Situation heraus sind. Aber wir müssen noch viel arbeiten, um da rauszukommen", sagte der ehemalige Stuttgarter Bundesliga-Profi, der seinen 42. Geburtstag am Montag auf dem Trainingsplatz und mit der Aufarbeitung des Erlebten verbringen wird.

Mit neun Punkten ist man mitten im Abstiegskampf. Eigentlich hatte man in Köln nach dem schweren Auftaktprogramm mit Gegnern wie Bayern München, Schalke 04, Hamburger SV oder VfB Stuttgart und zum Teil guten Leistungen nun den Endspurt aus dem Tabellenkeller erwartet, aber Manager Michael Meier sieht nun "mit dem nächsten Gegner gewaltigen Druck auf uns zukommen. Und der nächste Heimgegner ist auch nicht von Pappe", sagte der 59-Jährige mit Blick auf 1899 Hoffenheim und fügte an: "Mit dem Druck kann die Mannschaft vielleicht besser umgehen."

Vom Druck hat man sich in Hannover mit dem neuen Trainer Andreas Bergmann längst befreit. Nach dem zweiten Sieg in der
Fremde hat das schlechteste Auswärtsteam des vergangenen Jahres mit nunmehr 15 Punkten eine solide Basis - und wieder Nationalkeeper Robert Enke zwischen den Pfosten, der wegen eines Virus-Infekts sechs Spiele hatte aussetzen müssen.

Enke hat noch keinen Kontakt zu Löw

"Es war ganz okay, aber es fehlt noch ein bisschen was. Es gibt andere Spiele, in denen man berühmt geschossen wird. Aber ich brauche nicht fünf oder sechs spektakuläre Paraden, um mich über einen 1:0-Sieg zu freuen", meinte der 32-Jährige. Seinen Platz als Nummer 1 hatte Enke in den wichtigen WM-Qualifikationsspielen gegen Aserbaidschan, in Russland und gegen Finnland nicht verteidigen können.

"Es gab noch keinen Kontakt zu Löw Köpke hat gesagt, dass er sich bald melden wird", sagte Enke und fügte mit Blick auf die Länderspiele im November gegen Chile und die Elfenbeinküste an: "Die Spiele sind vergeben. Wer nominiert
wird, muss der Bundestrainer entscheiden."

Köln - Hannover: Daten zum Spiel