Bayern-Blamage gegen Bochum

Von Thomas Gaber / Martin Hoffmann
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© Getty

Nach zwei Niederlagen in Folge hat der FC Bayern München am 7. Spieltag durch das 3:3 (2:1) gegen den VfL Bochum einen sicher geglaubten Sieg verschenkt und somit den Abwärtstrend in der Bundesliga nicht stoppen können.

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Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena erzielten Daniel van Buyten (15.) und Ze Roberto (45./68.) die Tore für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann. Für den VfL waren Sinan Kaloglu (29.), Christoph Dabrowski (83.) und Dennis Grote (85.) mit einem späten Doppelschlag erfolgreich.

Der FC Bayern bliebt durch das Remis mit nunmehr neun Punkten im Mittelfeld der Tabelle hängen, die Bochumer mit jetzt sechs Punkten im Keller.

Nach dem Spiel hallte es laute "Klinsmann raus"-Rufe durch die Arena.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Bayern im Vergleich zum 1:1 in der Champions League gegen Olympique Lyon mit nur einer personellen Änderung. In der Innenverteidigung spielt Daniel van Buyten für Breno. Bei Bochum kommen Mergim Mavraj, Oliver Schröder und Mimoun Azaouagh neu in die Mannschaft.

11.: Riesenchance für Bochum. Nach einer Ecke von rechts kommt Sestak zum Kopfball. Rensing ist mit der Hand dran und Ze Roberto kann das Leder gerade noch irgendwie auf der Linie klären. Dusel für Bayern.

15., 1:0, Van Buyten: Der Belgier leitet den Treffer durch einen doppelten Doppelpass mit Ribery selbst ein. Der Franzose flankt von links, Klose legt mit der Brust für den durchgelaufenen van Buyten auf und der Verteidiger zimmert den Ball aus 14 Metern in die Maschen des Bochumer Tores.

23.: Nächste gute Gelegenheit für die Münchner: Schweinsteiger schießt aus 25 Metern von halbrechts, Klose versucht den Ball mit dem langen Bein noch zu erreichen, kommt aber nicht mehr ran und das Leder fliegt zwei Meter am langen Pfosten vorbei.

29., 1:1, Kaloglu: Maltritz auf der linken Außenbahn mit dem Pass für Azaouagh, der sich im Laufduell gegen Lucio durchsetzt und den Ball in den Rücken der Abwehr zurückspielt. Dort steht Kaloglu mutterseelenallein und schießt das Leder aus neun Metern ins kurze Eck. Ein schön herausgespielter Treffer gegen viel zu passive Bayern!

41.: Beste Tat von Fernandes. Ribery schickt Luca Toni und der Italiener kommt auf fünf Metern frei vorm Tor zum Abschluss. Aber Fernandes ist da, verkürzt den Winkel geschickt und kann den Ball so gerade noch abwehren.

45., 2:1, Ze Roberto: Flanke von der rechten Seite von Schweinsteiger an den Fünfmeterraum. Dort steht Klose und legt per Kopf auf Ze Roberto zurück. Der Brasilianer stoppt das Leder mit der Brust, nimmt kurz Maß und schießt den Ball dann aus 15 Metern trocken mit links ins lange Eck. Der Schuss wird noch leicht abgefälscht und schlägt unhaltbar hinter Fernandes ein.

56.: Den muss er doch machen! Luca Toni kommt am Fünfmeterraum nach einer Schweinsteiger-Flanke von der rechten Seite zum Kopfball. Aber der Ball fliegt genau auf Fernandes, der das Leder mit einem guten Reflex klären kann.

68., 3:1, Ze Roberto: Oddo mit dem Diagonal-Ball in den Strafraum auf Toni, der mit dem Rücken zum Tor steht. Der Italiener schaut und legt das Leder zurück auf Ze Roberto. Was der Brasilianer dann macht, ist ganz große Klasse: In aller Ruhe schaut er sich die Ecke aus und schiebt die Kugel dann aus 16 Metern ins lange Eck. Starkes Tor!

83., 3:2, Dabrowski: Nach wunderschönem Zuspiel von Kaloglu steht Dabrowski auf einmal frei vor Rensing, umkurvt den Bayern-Keeper und schiebt das Leder ins Tor.

85., 3:3, Grote: Van Buyten lässt die Flanke von der linken Seite zu, der Ball ist ewig in der Luft, aber Michael Rensing geht nur in seinem Fünfmeterraum spazieren. Am langen Pfosten steht Grote frei, bedankt sich bei Rensing und drückt das Leder aus drei Metern über die Linie.

So lief das Spiel: Bayern war von Beginn an bemüht, die Partie zu kontrollieren, traf aber auf gut eingestellte, sehr geordnete Bochumer. Van Buytens Führungstreffer (15.) fiel nicht gerade während einer Drangperiode der Münchner. Bochum war geschockt, Bayern erspielte sich Chancen im Minutentakt. Erst durch Azaouaghs Fernschuss (28.), den Michael Rensing glänzend parierte, wachten die Gäste wieder auf. Kurz darauf erzielte Sinan Kaloglu den Ausgleich.

Bayern danach fahrig im Spielaufbau, ehe Ze Roberto eine zu kurze Kopfballabwehr der Bochumer zum 2:1 nutzte.

Nach dem Wechsel drängten die Münchner auf eine frühe Entscheidung, doch vor allem Luca Toni vergab eine Vielzahl von Chancen. Bochums Widerstand schien mit dem 3:1 durch Ze Roberto (68.) gebrochen, doch dann nutzten Dabrowski (83.) und Grote (85.) einen völlig unerklärlichen 90-sekündigen Blackout der Bayern-Abwehr zum Ausgleich.

Der Star des Spiels: Ze Roberto. Schon gegen Lyon war der Brasilianer bester Bayern-Spieler und Torschütze. Gegen Bochum überzeugte der 34-Jährige erneut mit enormem Einsatz, Zweikampfstärke und klugem Passspiel. Erzielte das 2:1 Sekunden vor der Pause und legte in der 68. Minute noch einen drauf. 

Die Gurke des Spiels: Daniel Fernandes. Der Bochumer Torhüter segelte praktisch an jeder Flanke vorbei, außerdem schien Ze Robertos Führungstreffer haltbar.

Die Lehren des Spiels: Eine engagierte und spielerisch ansprechende Leistung reichte dem FC Bayern nicht, um eine erste große Krise rechtzeitig vor der Länderspielpause abzuwenden.

Im Glauben des sicheren Sieges ließ sich die Abwehr kurz vor Schluss zwei Mal düpieren und wurde gnadenlos bestraft.

Die Gastgeber präsentierten sich trotz einer spielerischen Steigerung phasenweise erneut lethargisch, anstatt nach dem 1:0 den Druck zu erhöhen und einen unterlegenen Gegner an die Wand zu spielen. Zu selten wurde im Angriffsspiel variiert, zu oft ging's durch die Mitte. Franck Ribery ist noch lange nicht bei 100 Prozent und Torjäger Luca Toni hat derzeit einfach die Seuche.

Bochum hielt eine Stunde lang gut mit, schien zehn Minuten vor Schluss aber mausetot. Bayerns stümperhaftes Defensiverhalten bescherte den tapferen Gästen allerdings einen unverhofften Punkt.

Der 7. Spieltag im Überblick