Wolfsburg ist deutscher Meister!

Von Stefan Rommel
Zvjezdan Misimovic erzielte die frühe Wolfsburger Führung gegen Werder Bremen
© Getty

Der VfL Wolfsburg ist zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte deutscher Fußball-Meister. Die Wölfe siegten am 34. und letzten Spieltag der Saison 2008/09 gegen Werder Bremen mit 5:1 (3:1). Überdies wurde Wolfsburgs Grafite dank seinen Saisontoren Nummer 27 und 28 auch noch Torschützenkönig der Bundesliga - vor Kumpel Edin Dzeko mit 26 Treffern. Zudem wird beim Meisterbankett auch noch der neue Trainer als Nachfolger des scheidenden Felix Magath bekanntgegeben. Armin Veh gilt als designierter Kandidat.

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Zvjezdan Misimovic (6.), Grafite (15. und 56.), Edin Dzeko (74.) und ein Eigentor von Bremens Sebastian Prödl (26.) machten die Meisterschaft für Wolfsburg perfekt.

Für die ganz schwachen Gäste traf lediglich Diego (31.) in seinem letzten Bundesligaspiel für Bremen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Wolfsburg ohne Personalsorgen und deshalb auch ohne eine einzige Umstellung in der Startelf.

Bremen dagegen mit einigen Änderungen: Diego und Almeida rücken ins Team. Dazu sind noch Pasanen für Boenisch und Hunt für Özil neu im Team. Rosenberg wurde wegen seiner unterirdischen Leistung im UEFA-Cup-Finale von Trainer Schaaf komplett aus dem Kader gestrichen.

6., 1:0, Misimovic: Erster Torschuss und gleich drin. Pasanen mit ganz bösem Fehlpass in der Vorwärtsbewegung. Hasebe flankt von rechts flach und scharf nach innen, Prödl klärt direkt vor die Füße von Misimovic, der die Kugel aus sieben Metern unter die Latte drischt.

15., 2:0, Grafite: Gentner vernascht auf der linken Seite zwei Mann. Flache Hereingabe auf den ersten Pfosten. Grafite ist schneller als Prödl am Ball und drückt das Ding aus drei Metern flach über die Linie.

18.: Dzeko bedient Grafite. Der nimmt mit der Brust an, trifft aus spitzem Winkel aber nur Wiese.

19.: Grafite lässt Naldo wie einen Schulbub stehen und hebt den Ball auf den zweiten Pfosten. Dort hat sich Dzeko gelöst und köpft gegen die Laufrichtung von Wiese. Knapp vorbei.

25.: Diego schön in die Gasse auf Baumann. Der tanzt noch eben Madlung aus und schiebt den Ball aus zehn Metern unter Bedrängnis rechts am Tor vorbei.

26., 3:0, Prödl (Eigentor): Grafite rauscht einfach durch Naldo hindurch. Querpass auf Dzeko. Prödl grätscht dazwischen und lenkt den Ball aus zehn Metern ins eigene Tor.

31., 3:1, Diego: Akkurater Angriff. Diego und Pizarro im Doppelpass. Diego läuft Josue und Madlung einfach davon und drückt den Ball mit dem rechten Außenrist aus sieben Metern ins kurze Eck.

47.: Naldo-Kracher aus 25 Metern. Gutes Ding, aber Benaglio ist im linken Eck und faustet weg.

56., 4:1, Grafite: Misimovic-Flanke von rechts. Naldo pennt, Prödl fällt einfach mal hin. Dzeko und Grafite sind im Fünfer völlig blank. Grafite ist eher am Ball und netzt per Kopf aus drei Metern ein.

70.: Grafite alleine vor Wiese, der den Schuss pariert. Den Abpraller flankt Grafite erneut vors Tor. Misimovic dreht sich schnell und zieht aus zehn Metern ab. Wieder rettet Wiese.

74., 5:1, Dzeko: Gentner darf von links in aller Ruhe flanken. Dzeko entwischt Naldo im Rücken und drückt den Ball aus fünf Metern volley über die Linie.

87.: Flanke von Schindzielorz von rechts. Dzeko springt hoch, sonst keiner. Die Kugel streift knapp am linken Pfosten vorbei.

So lief das Spiel: Wolfsburg in den ersten Minuten sehr verhalten und offenkundig nervös. Misimovic' Tor löste alle Verkrampfungen und gab den Gastgebern die gewohnte Sicherheit. Wolfsburg spielte Bremen in der Folge förmlich rund. Werder bekam überhaupt keine Ruhe in die eigenen Aktionen und sah sich einem Angriff nach dem anderen ausgesetzt.

Erst nach dem überraschenden Anschlusstreffer zeigte sich Wolfsburg etwas beeindruckt und wurde in seinen Aktionen etwas vorsichtiger. Beide Mannschaften begegneten sich in der Schlussphase der ersten Halbzeit endlich auf Augenhöhe.

Die zweite Halbzeit gestaltete Wolfsburg aus einer sicheren Deckung, riskierte deutlich weniger und hatte demzufolge auch weniger Chancen. Bremen spielte jetzt ganz nett, aber auch extrem harmlos, mit. Gegen Ende ließ es Wolfsburg mit dem 5:1 gut sein und ersparte Werder die totale Schmach.

Der Star des Spiels: Grafite. Unnachahmlich, eiskalt, einfach eine Klasse für sich. Grafite sagte allen Zweiflern nochmals Bescheid, die Gomez oder Dzeko auf dem Torjägerthron sehen wollten. "Seht her, ich bin der Beste in dieser Saison!" Ist er auch. Glückwunsch zur Kanone!

Die Gurke des Spiels: Naldo hat sich irgendwie einen gebrauchten Tag andrehen lassen. Der Brasilianer wirkte gegen Landsmann Grafite teilweise wie ein Schuljunge, hatte der Energie und dem Durchsetzungsvermögen des Wolfsburgers aber auch gar nichts entgegenzusetzen. Vielleicht stand Naldo auch noch unter den negativen Eindrücken aus dem UEFA-Cup-Finale. Eine andere Erklärung ist kaum möglich.

Die Lehren des Spiels: Wolfsburg ist am Ziel seiner Träume angekommen. Seit dem Aufstieg 1997 träumte der VW-Konzern mal heimlich, mal öffentlich vom großen Triumph - mit der Installation von Felix Magath als Alleinherrscher und dem risikoreichen und sehr kostspieligen Kurs von VW-Boss Dr. Martin Winterkorn ist die Sache geritzt.

Große Teile der ersten Halbzeit zeigten, warum der VfL ein absolut würdiger Meister ist. Die Wölfe zelebrierten Fußball, wie so oft in der Saison und krönten die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte mit dem logischen Abschluss. Unfassbare 103 Scorerpunkte haben Misimovic, Grafite und Dzeko in 34 Spielen gesammelt - einfach nur phänomenal! Und quasi im Vorbeigehen haben sich Dzeko und Grafite auch noch mit zusammen 54 Toren den Uralt-Rekord von Gerd Müller und Uli Hoeneß (53) gekrallt.

Wolfsburg kam mit dem ungeheuren Druck gut zurecht und ließ im Prinzip das "heißeste Saisonfinale aller Zeiten" nie richtig heiß werden. So geht Magath mit dem größtmöglichen Erfolg von Bord und übergibt die Trainergeschicke wohl in die Hände von Armin Veh - dem nach all den Erfolgen natürlich eine Mammutaufgabe ins Haus steht.

Und Bremen? Eine ganze Zeit lang grenzte der Auftritt - bei aller Liebe - an Arbeitsverweigerung. Dass die Bremer im Hinblick auf das DFB-Pokal-Finale keine Verletzungen riskieren wollten und die Mannschaft nach den 120 Minuten von Istanbul nicht unbedingt taufrisch war, ist eine Sache.

Deshalb aber überhaupt nicht in die Zweikämpfe zu gehen oder nach Ballverlusten einfach alibimäßig nach hinten zu joggen, gibt der Bremer Vorstellung einen sehr faden Beigeschmack.

Erst als eine richtig Abreibung zu befürchten war, besannen sich die Gäste auf ihre Arbeitsbeschreibung und hielten etwas dagegen. Ansonsten wäre eine echte Abreibung fällig gewesen...

Wolfsburg - Bremen: Daten & Fakten