Guerrero bestraft Schalker Pannen

Von Haruka Gruber / Rene Scheufen
Hamburgs Paolo Guerrero schoss Schalke mit zwei Toren ab
© Getty

Der FC Schalke 04 kommt nicht zur Ruhe. Mit einer 1:2 (0:0)-Niederlage gegen den Hamburger SV verpasste es Königsblau, angesichts der unzähligen Gerüchte bei der Suche nach einem neuen Manager endlich wieder für positive Schlagzeilen zu sorgen.

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In der mit 61.673 Zuschauern ausverkauften Veltins-Arena brachte HSV-Stürmer Paolo Guerrero mit einem Doppelpack die Gäste mit 2:0 in Front (71., 75.), Jefferson Farfan gelang nur noch der Anschluss (80.).

Schalke liegt mit 38 Punkten und Rang acht im Niemandsland der Tabelle, der Vierte Hamburg (48) hat punktemäßig zu Bayern München sowie Wolfsburg aufgeschlossen und rangiert einen Zähler hinter Spitzenreiter Berlin.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Schalke im Vergleich zum 3:4 gegen Wolfsburg nur mit einer presonellen Änderung: Der wieder genesene Neuer steht für Schober im Tor. Zudem kehrt Trainer Rutten vom 4-4-2-System zum 4-3-3 zurück.

Beim HSV fehlen fünf Stammspieler: Petric (Muskelfaserriss), Reinhardt (Mittelfußbruch) und Atouba (Achillessehnenriss), zudem Trochowski (Knie) sowie Olic (Grippe). Nach dem 3:2 bei Galatasaray rücken Tavares und Demel nach ausgestandenem Muskelfaserriss in die Startelf.

5.: Ecke für Hamburg von rechts, Neuer fliegt am Ball vorbei, sodass Pitroipa aus 14 Metern zum Schuss kommt. Seine Direktabnahme geht aber über das Tor.

14.: Nach einer Flanke von der rechten Seite hält Jones den Fuß hin und der Ball schlägt ein. Aber Jones jubelt nicht: Abseits!

27.: Farfan und Kuranyi kombinieren ungehindert an der Strafraumgrenze. Der Ball landet bei Westermann, dessen Schuss aus elf Metern wird von Aogo abgeblockt - und droht ins HSV-Tor zu kullern. Rost, schon am Boden, partiert den Ball aber mit einer Blitzreaktion.

31.: Kobiaschwili legt eine HSV-Flanke mit dem Kopf zu kurz auf Neuer ab, Pitroipa antizipiert die Szene und lupft die Pille über Neuer - aber auch über den Kasten.

71., 0:1, Guerrero: Riesenpatzer von Neuer! Guerrero eilt auf den Kasten von Neuer zu. Der Schalke-Keeper kommt raus, obwohl Höwedes eigentlich noch zur Stelle wäre, und köpft dem Peruaner den Ball vor den Fuß. Guerrero bedankt sich und schiebt locker ein.

75., 0:2, Guerrero: Pitroipa narrt die komplette Hintermannschaft und legt auf Jarolim ab. Der spielt weiter auf den linken Flügel zu Jansen. Niemand greift an und der Nationalspieler passt von links flach in den Sechzehner. Die einzige Spitze (!) Guerrero steht mutterseelenallein und schiebt aus zwei Metern ein.

80., 1:2, Farfan: Kuranyi mit einer feinen Flanke von der linken Seite, wo Farfan freisteht und den Ball artistisch volley an Rost vorbeilegt.

So lief das Spiel: Der Beginn war vielversprechend. Hamburg, angetrieben vom anfangs starken Guerrero, schnürte Schalke gleich in deren Hälfte ein und flanke einige Male gefährlich vor Neuers Tor. Nach zehn Minuten kam S04 besser in die Partie, vor allem der zunehmend stärker werdende Sanchez sorgte für Unruhe.

Was darauf jedoch folgte, war eine Zumutung. Zumindest wenn man bedenkt, dass sich beide Mannschaften als Bundesliga-Spitzenklubs verstehen. Ab der 30. Minute hießen die Hauptprotagonisten: Fehlpässe, Abseitspositionen, fehlende Laufbereitschaft und dilettantische Dribbelversuche.

In den letzten 20 Minuten jedoch wurde es plötzlich dramatisch. Erst der Neuer-Patzer, dann Guerreros zweites Tor sowie Farfans Anschlusstreffer.

Der Star des Spiels: Paolo Guerrero. Als ob er Energy-Drinks in sich gekippt hätte: Der Peruaner begann wie aufgedreht, war in den ersten Minuten überall zu finden. Als Mittelstürmer holte er sogar am eigenen 16er die Bälle und schaltete sich im Mittelfeld ins Aufbauspiel ein.

Nach einer Viertelstunde waren seine Red-Bull-Reserven aber leer. Zumindest bis in die Schlussphase, als er wie aus dem Nichts beide Treffer erzielte. Nach seiner Gala bei Galatasaray Guerreros zweiter Glanzpunkt in vier Tagen.

Die Gurke des Spiels: Manuel Neuer. Schon nach fünf Minuten mit der ersten Unsicherheit, als er an einer Ecke vorbeisegelte. Wirkte auch ansonsten wenig souverän, den Bock schoss er jedoch in der 70. Minute ab, als er beim Herauslaufen den Ball genau in Guerreros Laufweg köpfte. Der spielentscheidende Fehler.

Die Lehren des Spiels: Die Schalker bleiben im Tabellen-Mittelfeld - und besser als Mittelmaß sind sie auch nicht. Von einigen Ausnahmen wie Jones oder Westermann abgesehen, fehlt es dem Team an Substanz.

Sogar die Steilvorlage der Fans, die sich anders als zuletzt geduldiger (oder desinteressierter) gezeigt und weitgehend auf Pfiffe verzichtet hatte, konnte S04 nicht nutzen. Eklatant die erneute Minus-Leistung des angeblichen Spielmacher-Supertalents Rakitic.

Beim HSV beeindruckend: Trotz der vielen Ausfälle, unter anderem der beiden Torjäger Petric und Olic, und der Doppelbelastung im UEFA-Cup gewann Hamburg. Schön war es zwar nicht, aber am Ende zählt die Effizienz - und die hat gestimmt.

Schalke - Hamburg: Daten & Fakten