Nur ein Punkt für Bayern gegen zehn Bremer

Von Stefan Rommel/Christian Günthner
Bastian Schweinsteiger (l.) lässt Ex-Bayern-Kollege Claudio Pizarro entwischen
© Getty

Werder Bremen und der FC Bayern München haben sich im Spitzenspiel des 22. Spieltags der Bundesliga 0:0 getrennt und damit wichtige Punkte im Kampf um den Titel bzw. den UEFA-Cup verloren.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 42.100 Zuschauer im ausverkauften Bremer Weserstadion entwickelte sich von der ersten bis zur letzten Minute ein packendes Spiel mit etlichen Torchancen auf beiden Seiten und einer frühen Roten Karte gegen Bremens Naldo nach einer Notbremse gegen Schweinsteiger (15.).

Durch das Remis rutschten die Bayern in der Tabelle auf Rang fünf ab, Werder bleibt Elfter.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Vander erneut für den verletzten Wiese im Tor. Links hinten beginnt Pasanen für Boenisch. Baumann wurde nicht rechtzeitig fit, dafür beginnt Tziolis im rechten Mittelfeld, Frings geht auf die Sechs.

Die Bayern im ungewohnten 4-5-1. Der erkrankte Lahm ist gar nicht im Kader, für ihn verteidigt Ze Roberto auf links hinten. Die Stelle rechts in der Viererkette nimmt Oddo ein. Schweinsteiger rückt rüber auf links und macht im rechten Mittelfeld Platz für Altintop. Ribery im zentralen offensiven Mittelfeld als hängende Spitze hinter Klose.

4.: Das muss es sein! Riesenchance von Özil! Diego umdribbelt van Bommel, und schickt Özil. Der tanzt am 5m-Raum Oddo aus und zieht ins kurze Eck ab. Von Rensings Hand springt der Ball aber aus und nicht ins Tor.

6.: Altintop ist nach einem Traumpass von Ze Roberto auf einmal alleine durch und läuft auf Vander zu. Der stürmt aus dem Tor. Altintops Schuss landet bei Ribery, der nur noch einschieben muss. Aber der Franzose will Mertesacker ausspielen und rutscht aus. Auch der Nachschuss geht nur knapp vorbei!

11.: Das war ein Pfund! Schweinsteiger haut aus 25 Meter halb-links einfach mal drauf. Der Schuss ist unhaltbar für Vander, geht aber ganz knapp rechts vorbei.

15.: Naldo sieht Rot! Mertesacker rutscht aus und Schweinsteiger stürmt aufs Tor zu. Ribery ist auch frei, aber Naldo zieht als letzter Mann Schweinsteiger zu Boden.

17.: Boenisch darf nach Umstellungen ran. Almeida ist der Leidtragende. Pasanen rückt in die Mitte, Boenisch verteidigt jetzt links.

41.: Wieder ist Ze Roberto an der Grundlinie links durch und legt flach zurück. Wieder steht Borowski bereit und zieht 14 Meter vor dem Tor wieder direkt ab. Den flachen Schuss klärt Vander aber stark per Fuß.

46.: Podolski kommt in die Partie. Schweinsteiger muss runter. Ribery rückt wieder auf links, Poldi stürmt neben Klose.

72.: Unglaublich! Was macht denn Pizarro da? Nach einer Freistoßflanke köpft Borowski direkt vor Pizarros Füße. Fünf Meter vor dem Tor muss der nur noch treffen, haut aber per Aufsetzer knapp links vorbei.

73.: Vander!!! Ribery ist wieder links durch und legt ganz kurz ab auf Ze Roberto. Der kommt aus vollem Lauf und haut acht Meter vor dem Tor ein richtiges Pfund hin. Vander reisst die Arme hoch und klärt mit einem tollen Reflex!

85.: Oddo flankt von halb-links einen Freistoß aufs lange Eck. Vander sieht den Ball spät und weiß nicht, ob noch ein Spieler abfälscht. Er taucht ab und klärt nach Außen!

So lief das Spiel: Beide Mannschaften von der ersten Minute an mit offenem Visier. Die ersten 15 Minuten schon ein offener Schlagabtausch, es hätte locker 2:2 stehen können. Nach der Roten Karte gegen Naldo nahm sich das Spiel eine kleine Verschnaufpause, natürlich vor allem deshalb, weil Werder mit der neuen Situation klar kommen musste.

Die Bayern danach klar bestimmend und teilweise mit Dauerdruck, die wirklich großen Chancen blieben aber aus. Werder war darauf bedacht, die Lücken im Mittelfeld zu schließen und verlegte sich nur noch aufs Kontern. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kamen die Bayern wieder zu guten Gelegenheiten. Allerdings hielt der starke Vander alles.

Die zweite Halbzeit begann deutlich langsamer. Bremen stand tief in der Defensive, die Bayern rannten an. Durch den Wechsel von Podolski für Schweinsteiger rückte Ribery wieder auf seine Position im linken Mittelfeld - von da an lief bei den Bayern eigentlich wie immer fast alles über links.

20 Minuten vor dem Ende traute sich Bremen plötzlich selbst wieder etwas zu und gestaltete das Spiel völlig offen. Erst in den letzten Minuten machten die Bayern wieder mächtig Druck, Werder schien stehend k.o. und wollte sich nur noch bis zum Schlusspfiff retten.

Der Star des Spiel: Christian Vander hatte in Bremen in den letzten Jahren einen schweren Stand. An Tim Wiese kommt Vander nicht vorbei und wenn er denn mal zum Einsatz kam, zeigte Vander nur selten die erhoffte Leistung. Gegen die Bayern aber wuchs Vander quasi über hinaus und hielt einfach alles. Vander wurde für die anrennenden Bayern zur Wand, Klose, Podolski, Ribery und Ze Roberto verzweifelten förmlich am 28-Jährigen, der das beste Spiel seiner Karriere ablieferte.

Die Gurke des Spiels: Alexandros Tziolis. Der Grieche erwischte einen rabenschwarzen Tag. Teilwiese wirkte Tziolis wie angewurzelt und agierte nur in einem (langsamen) Tempo. Tziolis hatte enorme Probleme in der Ballverarbeitung und war zudem ganz und gar nicht gedankenschnell. Die Folge waren eine Menge fahrlässiger Ballverluste und kaum Stabilität im Mittelfeld. Frings musste die Unzulänglichkeiten des Griechen einige Male ausbessern. Völlig zu Recht musste Tziolis in der 70. Minute für Jensen runter.

Die Lehren des Spiels: Werder hatte enorme Probleme mit den nach- und einrückenden Mittelfeldspielern der Bayern. Borowski, Schweinsteiger oder Alltintop konnten immer wieder mehr oder weniger ungehindert in die Spitze vorrücken und standen dabei allzu oft völlig blank.

Zudem rückte Mertesacker mit seiner Viererkette nicht entschlossen genug aus der kritischen Zone und lud die Bayern somit immer wieder zu einer Art Powerplay rund um den Sechzehner ein. Das Spielgeschehen spielte sich somit zu tief in der Bremer Hälfte ab, teilwiese konnte sich Werder kaum befreien.

Die Bayern starteten mit veränderter Aufstellung und Ausrichtung - an den alten Stärken und Schwächen änderte dies aber nichts. Nach vorne ging zeitweise die Post ab, hinten waren die Münchener erneut viel zu offen. Sehr gut war allerdings das Rezept, die Mittelfeldspieler immer wieder in den Sechzehner nachrücken zu lassen, womit Werder in der Übergabe der Gegenspieler überhaupt nicht klar kam.

Trotz eindeutig besserer Leistung als in den letzten Ligaspielen blieben die Bayern aber selbst gegen nur zehn Bremer erneut ohne dreifachen Punktgewinn - im Titelkampf waren drei Punkte aber Pflicht. Ein großes Problem aber bleibt: Nachdem sich Werder zurückgezogen hatte, fiel den Bayern nicht mehr viel ein. Alles mussten Ribery und Ze Roberto stemmen und waren dabei glücklos.

Bremen - Bayern: Daten & Fakten