Keine Alternative zu Kloni

Von Thomas Gaber
Feiert seine Treffer gerne mit einer feinen Turneinlage: Bayern-Stürmer Miroslav Klose
© Imago

Dank des Doppelpacks von Miroslav Klose kurz vor Schluss beim 3:1 (1:1)-Sieg gegen Borussia Dortmund hat der FC Bayern München den Rückstand auf Tabellenführer 1899 Hoffenheim bis auf einen Punkt verkürzt. Zuvor hatten sich Klose und Sturmpartner Luca Toni im Auslassen bester Torchancen gegenseitig überboten. Eine Stürmerdiskussion ist dennoch überflüssig.

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Franck Ribery sah irgendwie geschafft aus, als er die Interview-Zone der Münchner Arena entlang schlich. Es war schließlich auch ein hartes Stück Arbeit, dieses 3:1 gegen Borussia Dortmund. Plötzlich erhöhte Ribery die Frequenz seiner Schritte.

Er hatte Töchterchen Hiziya erspäht, die sehnsüchtig mit den Armen wedelte, in der Hoffnung, der Papa möge sie doch mal eben knuddeln. Selbstverständlich kam Ribery dieser Aufforderung nach. Erst gab's Küsschen für Hiziya und dann auch noch eins für Ehefrau Wahiba.

Und es wurde nach bestem Münchner Brauch kräftig weitergebusselt. Landon Donovan hatte es auf seine frisch aus den USA eingeflogene Lebensgefährtin Bianca Kajlich abgesehen.

Schwacher Auftritt von Toni

Nur Luca Toni sah keinen Anlass zum Knutschen. Erstens war Freundin Marta gerade nicht zugegen und zweitens war ihm kurz vorher etwas wiederfahren, was ein stolzer Italiener gemeinhin als Blasphemie bezeichnet. Toni war in der 70. Minute von Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann ausgewechselt worden.

Mit gutem Grund. Tonis Auftritt gegen den BVB war einer seiner schlechteren, seine Chancenverwertung katastrophal. Sturmkollege Miroslav Klose machte es lange Zeit nicht besser, trotzdem entschied sich Klinsmann für Toni als Opfer. "Miro hat sehr frisch gewirkt und war zweikampfstark. Da vertraut man einfach seinem Bauchgefühl", sagte der Coach.

Tonis Enttäuschung über die Auswechslung könne er nachvollziehen, so Klinsmann: "Wenn er nicht mehr auf dem Platz steht, kann er auch nicht das nächste Tor schießen - und das will ein Stürmer immer."

Genau darin sah Premiere-Experte Franz Beckenbauer das Problem. "Luca Toni nimmt sehr viel Raum weg. Er ist ein typischer italienischer Stürmer, der nur sich und das Tor sieht. Da ist es für Klose schwer, seinen Platz zu finden", sagte der Kaiser und legitimierte somit Klinsmanns Entscheidung.

Hoeneß nie nervös

Tonis Auswechslung mit Kloses Doppelpack in der Endphase in Zusammenhang zu setzen, ist allerdings zu billig.

Klose überbot Toni bis zu seinen Sieg bringenden Treffern gar im Auslassen bester Torchancen, Bayern-Manager Uli Hoeneß zählte leicht rechenschwach 100.000 nennenswerte Möglichkeiten.

Und dass die beiden gut harmonieren, haben sie in der Vergangenheit oft bewiesen. 84 Tore haben Toni und Klose in den letzten 18 Monaten für den FC Bayern in Pflichtspielen geschossen und meistens standen sie gemeinsam auf dem Platz.

Gegen Dortmund ging aber vieles schief. Mal schlossen Klose und Toni brillant herausgespielte Möglichkeiten überhastet ab, mal reagierte BVB-Torhüter Roman Weidenfeller erstklassig. Klinsmann meinte, seine Mannschaft habe es zu sehr erzwingen wollen.

Mathe-Freak Hoeneß konnte der teilweise wilden Ballerei dennoch Positives abgewinnen. "Wenn man die Torchancen von Bayern durch die von Dortmund dividiert, kommt für uns ein Superergebnis raus", errechnete der Manager.

Nervös sei er nie gewesen, berichtete Hoeneß. "So lange wir uns so viele Chancen erarbeiten, wird mir nicht bange. Klose hat diesmal die einfachen Tore nicht gemacht, aber er hat getroffen und das zählt unterm Strich."

Donovan und Podolski keine Alternative

Der Matchwinner selbst war hinterher sehr selbstbewusst. "Mich zeichnet aus, dass ich immer an meine Chancen glaube und irgendwann das Tor mache. Es gibt Wochen oder Jahre, in denen nichts reingeht. Bei mir ist das Gott sei Dank nicht so", sagte Klose.

Zum Sturmduo Klose/Toni gibt es beim FC Bayern keine Alternative. Der eingewechselte Donovan hatte wie schon bei anderen Kurzeinsätzen keine erwähnenswerte Szene und die Genesung von "Flüchtling" Lukas Podolski macht nicht wirklich bahnbrechende Fortschritte.

Podolski spielt in Klinsmanns Planungen aber ohnehin nur noch eine Statistenrolle. Von daher erübrigt sich eine Stürmerdiskussion beim FC Bayern.

Diskussionen um Boateng

Auf eine in diese Richtung gehende Frage eines Journalisten antwortete Klose dann auch mit Kopfschütteln. Er hatte auch andere Sorgen. Sorgen um seinen Oberschenkel. Unmittelbar vor Ze Robertos Ausgleichstor hatte nämlich Dortmunds Kevin-Prince Boateng seinen Stollen auf Kloses Oberschenkel verewigt. "Das war klare Absicht", sagte Klose. Beckenbauer wertete Boatengs Aktion gar als "Schweinerei". Aussagen, die BVB-Trainer Jürgen Klopp auf die Palme brachten.

"Das war sicherlich eine sehr schmerzhafte Geschichte für Miro Klose, aber wer ein bisschen genauer hinguckt, der sieht, dass da überhaut keine Aggression dabei ist. Er will drüber steigen, es ist niemals eine Tätlichkeit. Das ist unglaublich, wenn man in so einer Situation den Jungs etwas unterstellt. Da kann es nur darum gehen, dass man Kevin irgendetwas anhängen will, weil er etwas wilder aussieht", polterte Klopp.

Boateng verließ die Arena kommentarlos. Vielleicht gibt's ja zu Hause Trost. In Form eines Küsschens.

Bayern - Dortmund: Daten & Fakten