"Guardiola braucht die Hitzfeld-Gabe"

SID
Stefan Effenberg spielte insgesamt sechs Jahre für den FC Bayern
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Insgesamt sechs Jahre spielte Stefan Effenberg für den FC Bayern. Mit den Münchnern gewann der heute 47-Jährige drei Meisterschaften sowie je einmal den DFB-Pokal und die Champions League.

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Im Rahmen einer Sky-Medienrunde sprach der Tiger am Dienstagmorgen über die kommende Bundesliga-Saison, den Abgang von Bastian Schweinsteiger, die Zukunft von Mario Götze und erklärte, welche Probleme auf Pep Guardiola zukommen könnten.

Stefan Effenberg über...

... Bayern: Bayern wird nicht schwächeln, dafür ist der Kader in der Breite zu gut aufgestellt. Nahezu alle Spieler sind fit, es gibt ein großes Gedränge um die ersten elf Plätze. Für Pep Guardiola ist das eine Ausnahmesituation - aber auch eine schwierige. Entscheidend ist, dass er die Gabe hat, es in den Griff zu bekommen, dass keiner aufmuckt. Das hat Ottmar Hitzfeld genial hinbekommen. Guardiola muss nun zeigen, dass er es drauf hat, mit den Jungs umzugehen - wenn alle fit sind und spielen wollen.

... den Konkurrenzkampf: Grundsätzlich ist es gut, wenn sich ein Spieler wie Müller oder Lewandowski aufregt, wenn er raus muss. Das zeugt von einer positiven Einstellung.

... Pep Guardiola: Guardiola ist ein Weltklasse-Trainer. Aber er muss jetzt zeigen, dass er in der Lage ist, mit diesem Kader die Champions League zu gewinnen, das erwartet der FC Bayern. Zudem liegt der Reiz darin, vier Mal in Folge Deutscher Meister zu werden. Daraus ziehen die Bayern ihre Motivation.

... Guardiolas Vertragssituation: Das Thema beschäftigt die Bayern. Die Aussage von Guardiola, nicht zu wissen, ob er der richtige Trainer für Bayern ist, heizt die Diskussionen an. Das hat mich überrascht. Bis zum Jahresende wird eine Entscheidung getroffen, das sollte man so stehen lassen.

... Bastian Schweinsteiger: Sportlich betrachtet war es die richtige Entscheidung, er geht vom einem zum anderen Weltklasse-Klub. Auch Manchester United ist in der Lage, die Champions League zu gewinnen. Darüber hinaus wird es für Bastian eine neue Lebenserfahrung. Von daher kann ich den Schritt nachvollziehen. Beim FC Bayern ist jeder ersatzbar - man hat die Möglichkeit, Spieler zu kaufen, die 30 oder 40 Millionen Euro kosten.

... Arturo Vidal: Ich mag solche Typen - vielleicht hat so einer den Bayern gefehlt. Einer, der auch mal ein Zeichen setzt. Vidal bringt aufgrund seiner Art und Weise, seiner Aggressivität und seinem spielerischen Potenzial etwas rein, was Bayern im Zentrum des Spiels so nicht hatte.

... Mario Götze: Götze ist ein außergewöhnlicher Fußballer, der das Vertrauen vom Trainer braucht. Das war der Grund, warum er unter Klopp in Dortmund Weltklasse-Leistungen gezeigt hat. Das hat er in München vielleicht nicht, hier laufen noch 20 andere Top-Spieler rum. Das könnte der Grund sein, warum er sich hier sportlich vielleicht nicht so wohl fühlt. Er muss immer nach dem Maximum streben - wenn er das nicht tut, ist er fehl am Platz. Er sollte versuchen, sich hier durchzusetzen und seine Leistungen aus BVB-Zeiten bestätigen - dann bekommt er den Stempel Weltklasse.

... über Götzes Rolle: Er ist kein Außenspieler, weil er gar nicht das Tempo dafür hat. Er kann sich im Eins-gegen-eins durchsetzen, ist aber kein Costa, kein Ribery, kein Robben. Götze muss im Zentrum spielen, wo er Kontakte hat, wo er seine Genialität ausspielen kann. Dort ist er am wertvollsten. Er hat das Potenzial, um bei Bayern München Stammspieler zu sein.

... Douglas Costa und Franck Ribery: Costa ist Stand heute ein absoluter Top-Transfer. Er kommt gut in die Saison, bekommt von allen Seiten Lob, das macht es für Ribery nicht einfacher. Einen Ribery bei 100 Prozent braucht man aber immer. Ich drücke ihm die Daumen, weil er ein außergewöhnlicher Spieler und Mensch ist. Ich habe selten einen so respektvollen Spieler kennengelernt. Ob er es wieder zu alter Stärke schafft, kann ich nicht sagen. In seinem Alter ist es aber ein harter und steiniger Weg.

... Bayerns Nachwuchs: Wenn man heutzutage im Konzert der Großen mithalten will, muss man kaufen. Da kann man nicht warten wie Schalke, Mainz oder Hoffenheim, die eine überragende Nachwuchsschmiede haben. Bayern ist kein Ausbildungsverein, Bayern will immer Titel gewinnen. Die Bayern versuchen zwar wieder, auf ein Zwei-Säulen-Modell zu setzen, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich das durchsetzen wird. Das beißt sich mit den Ansprüchen. Zum Beispiel Gaudino hat nach der WM gespielt, gut gespielt, war ein klasse Ballverteiler. Wenn dann die anderen zurückkommen, wenn es ernst wird, ist das aber eine andere Geschichte. Einen Umweg wie ihn Höjbjerg genommen hat, würde ich jungen Spielern, die nicht auf ihre Einsatzzeiten kommen, immer ans Herz legen. Ich würde mir wünschen, dass mal wieder der ein oder andere den Sprung in die erste Mannschaft schafft, aber es ist verdammt schwierig. Da braucht man sich nur den Kader anzuschauen. Wo willst du da hin als 17-, 18-Jähriger?

... Bayerns Youngster: Man darf die Zeit von früher nicht mit der heutigen vergleichen. Zu meiner Zeit waren die Bayern nicht in der Lage, 20 oder 30 Millionen Mark für einen neuen Spieler auszugeben. Heute haben sie diese Möglichkeit. Das müssen sie auch tun, um mitzuhalten. Das geht - bei allem Respekt - nicht mit Nachwuchsspielern.

... Xabi Alonso: Für ihn wird es schwieriger. Er ist in einem Alter, in dem es schneller mal wehtut.

... Thomas Müller: Einen Müller muss man immer spielen lassen. Er ist variabel, kann auch vom Punkt treffen.

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