Der Freigeist als Sprachrohr

Von Für SPOX im Trentino: Andreas Lehner
Claudio Pizarro (l.) dient Pep Guardiola als wichtiger Bezugspunkt im noch ungewohnten Umfeld
© getty

Während Mario Gomez auf einen Abschied vom FC Bayern hofft, hat Claudio Pizarro seinen Vertrag um ein Jahr verlängert. Der Peruaner rückt in der Hierarchie nach oben. Sein Draht zu Trainer Pep Guardiola ist gut, der lobt ihn auffällig deutlich.

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Viel Traditionelles ist in Bayern der Zeit zum Opfer gefallen. Auch beim FC Bayern haben sich einige Bräuche überholt. Das Schafkopfspielen ist aber sowohl in der Gesellschaft als auch beim wichtigsten Klub des Freistaats noch immer fester Bestandteil.

Nur tragen die Kartenspieler heute nicht mehr so bayerisch-klangvolle Namen wie Hans Pflüger oder Roland Grahammer, sie heißen Hasan Salihamidzic oder auch Claudio Pizarro. Der Peruaner ist fester Bestandteil einer Schafkopfrunde, die die beiden Bayern Philipp Lahm und Thomas Müller sowie den Peruaner und den Ruhrpottler Manuel Neuer an einen Tisch bringt.

"Ich habe immer gesagt, sie können mich nicht so einfach gehen lassen", meinte Pizarro am Freitagmittag gut gelaunt auf die Frage nach seiner Vertragsverlängerung. Das Spiel, in dem bekanntlich der Ober den Unter sticht, wird keinen entscheidenden Einfluss auf die Vertragsverlängerung Pizarros gehabt haben. Für seine Mitspieler war es aber ein weiterer Grund, um sich über ein weiteres Jahr mit ihm zu freuen.

Scholls bester Mitspieler

34 Jahre ist Pizarro mittlerweile alt, sein schelmisches Lachen hat er aber deshalb nicht verloren. Mehmet Scholl nannte Pizarro den besten Fußballer, mit dem er je zusammengespielt habe. Und Scholl hat beispielsweise mit Lothar Matthäus, Stefan Effenberg und Giovane Elber gespielt.

Nur ist Talent im Fußball nicht immer gleich Erfolg. Pizarro hat in seiner langen Karriere fast alles gewonnen: den Weltpokal 2001, vier deutsche Meisterschaften, fünf DFB-Pokale und in der vergangenen Saison die Champions League und das Triple.

Bei den großen Klubs FC Chelsea und FC Bayern stand er aber immer im Schatten anderer Stürmer. Nur bei Werder Bremen war er der Superstar. "Ich hätte noch mehr aus meiner Karriere machen können", sagte Pizarro einst. Sein nicht immer ganz professioneller Lebensstil hinderte ihn daran.

Pep: "Ich mag Claudio Pizarro"

Seine Anlagen sind nach wie vor herausragend. "Ich mag Claudio Pizarro. Er ist ein sehr, sehr, sehr guter Spieler. Ein super, super, super Spieler", sagte Pep Guardiola in seinem schon fast zum Markenzeichen gewordenen Duktus.

Auch im Training ist Guardiolas Vorliebe für Pizarro zu sehen und zu hören. "Sehr gut, Claudio", "Bravo, Claudio", schallt es dann über den Platz. In den Übungen teilt er sich die Aufgaben mit Toni Kroos, Thomas Müller oder Franck Ribery, aber nicht mit Mario Mandzukic oder Mario Gomez.

Ein erstes Zeichen, dass auch Guardiola mit Pizarro in einer hängenden Rolle plant. So wurde der Peruaner auch meistens von Jupp Heynckes eingesetzt. In der letzten Saison brachte es Pizarro auf 13 Scorerpunkte in der Liga (6 Tore/7 Vorlagen) und vier in der Champions League (4/0) und fünf im Pokal (2/3).

Außergewöhnliche Symbiose

In der neuen Saison könnte Pizarro sogar noch mehr Einsatzzeit bekommen, unabhängig davon ob Mario Gomez den Verein verlässt oder bleibt. "Dass Guardiola auf mich setzt, ist für mich eine besondere Sache."

Erst seit Mittwoch arbeitet Pizarro wieder mit der Mannschaft, er hatte aufgrund eines Länderspiels nach der Saison verlängerten Urlaub. Trotzdem ist er schon eine wichtige Bezugsperson für den Trainer, was in erster Linie an der Tatsache liegt, dass beide dieselbe Sprache sprechen.

"Er ist wichtig für mich, weil er Spanisch spricht", sagt Guardiola. "Er kann für mich meine Ideen übersetzen." Der Perfektionist Guardiola und der Freigeist Pizarro, eine Symbiose, die vor einigen Jahren vielleicht noch nicht so funktioniert hätte.

Pizarro fordert Konzentration

Pizarro weiß aber jetzt, dass das Ende seiner Karriere absehbar ist und ihm nichts Besseres hätte passieren können als mit 34 "nochmal einen Vertrag bei Bayern München zu unterschreiben". Auch wenn er noch so lange spielen will, "bis mein Körper sagt: Stopp".

Guardiola lobte er am Freitag als "einen der besten Trainer der Welt". Seine extrovertierte, aktive Art auf dem Platz finde er super. "Die Spieler brauchen das."

Ziel sei es jetzt, die Philosophie des Trainers so schnell wie möglich zu verinnerlichen. Dazu "müssen wir aufpassen und sehr konzentriert sein".

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