Im Blickpunkt: Das System mit der Raute

Von SPOX
Andreas Ivanschitz (l.) und Tolgay Arslan sind bei ihren Klubs zentrale Bestandteile der Raute
© getty

In Hamburg wieder voll im Trend, in Mainz dagegen wohl bald ein Relikt: Die Mittelfeld-Raute polarisiert mal wieder. Stuttgarts Felipe und der Augsburger Jan Moravek wittern ihre Chance.

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Hamburger SV: Nach der Blamage ist vor der Wiedergutmachung. Und dafür soll sich der HSV in einer veränderten Ausrichtung präsentieren. "Niemand kann jetzt mehr behaupten, einen Stammplatz zu haben", meinte Sportdirektor Frank Arnesen vielsagend. Am Dienstag bekamen Jeffrey Bruma, Milan Badelj und Tomas Rincon kein Leibchen für die A-Elf. Jetzt wird trefflich darüber spekuliert, ob Fink wieder zur Formation im 4-4-2 mit der Raute zurückkehrt. Das würde zum einen bedeuten, dass nur noch ein Sechser vor der Abwehr abräumt. Trainer Thorsten Fink plant hier offenbar mit Tolgay Arslan. Der hatte an der Seite von Badelj auf der Doppel-Sechs einige vielversprechende Einsätze. Alleine vor der Abwehr hat Arslan seine Tauglichkeit aber kaum unter Beweis gestellt. Und auch seine zuletzt gezeigten Leistungen würden jetzt nicht auf Anhieb vermuten lassen, dass er dafür die erste Wahl sein wollte. Zum anderen könnte Rafael van der Vaart wieder klar im offensiven Mittelfeld auflaufen und nicht zwischen den Linien, wo der Niederländer bis auf seine ersten Partien nach der Rückkehr nie wirklich überzeugen konnte.

1. FSV Mainz 05: Etwas überraschend wurde bekannt, dass der Klub ab der kommenden Saison ohne Andreas Ivanschitz plant. Was das für den Österreicher bedeutet, steht in den Sternen. Werder und Hertha sollen bereits Interesse bekundet haben. Aber wie geht Mainz ohne seinen verkappten Spielmacher weiter vor? "Wir planen, die Aufgaben generell auf mehrere Schultern zu verteilen", sagt Trainer Thomas Tuchel und wird dann konkreter: "Wir werden jetzt keinen Spieler als Eins-zu-Eins-Ersatz für Andi präsentieren. Die logische Konsequenz ist jetzt auch nicht, dass andere Spieler aus dem Kader automatisch auf Andis Position nachrücken. Andis exponierte Rolle, die wir ihm damit zugewiesen hätten, deckt sich nicht mit unseren mittelfristigen sportlichen Planungen."

Das klingt fast so, als würde eins der vielen Mainzer Spielsysteme bald in der Art nicht mehr existieren: Im 4-4-2 mit Raute wird ein klassischer Spielmacher gebraucht, im Kader stünde derzeit lediglich Yunus Malli bereit, der diese Rolle ausfüllen könnte. Offenbar deutet einiges darauf hin, dass Tuchel das 4-4-2 mit Raute auf Dauer einstampfen will.

VfB Stuttgart: Unverhofft kommt oft. In diesem Fall war es Serdar Tascis Absage für die Partie gegen Dortmund, die Felipe nach Wochen des Reservistendaseins mal wieder in die Startformation spülte. Nach dem 1:3 von Düsseldorf erst das zweite Mal überhaupt im Trikot des VfB. Der Brasilianer zeigte dabei eine durchaus ansprechende Partie als rechter der beiden Innenverteidiger. Dass Bruno Labbadia auf Felipe und nicht etwa Antonio Rüdiger - der auf der rechten Abwehrseite gebraucht wurde - oder Nachwuchshoffnung Benedikt Röcker vertraute, ist ein kleines Signal an den 25-Jährigen. Der ist schließlich vom VfL Wolfsburg nur ausgeliehen und durfte sich bisher kaum beweisen. Jetzt eröffnet sich ihm gleich die zweite dicke Chance, wenn er am Sonntag in Hannover den gesperrten Georg Niedermeier ersetzen wird. Dann als linker der beiden Innenverteidiger, wenn Tasci wieder fit ist. So arg viele Möglichkeiten wird Felipe als Startspieler nicht bekommen, um sich für eine Weiterverpflichtung zu empfehlen. Für ihn persönlich werden die 90 Minuten in Hannover die vielleicht wichtigsten der gesamten Saison.

FC Augsburg: Der lange Ausfall von Ja-Cheol Koo trifft den FCA mindestens so hart wie die unglückliche Niederlage gegen Hannover. Der Koreaner war zuletzt zwar ein gutes Stück von seiner Bestform entfernt, ist auf Grund seiner spielerischen Möglichkeiten und seiner Abschlussstärke doch ein wichtiger Baustein im Augsburger Offensivspiel gewesen. In den Spielen ohne den Koreaner holte Augsburg nur 0,62 Punkte pro Spiel, mit Koo im Schnitt dagegen 1,0 Zähler. Allerdings ist zu beachten, dass Koo in der schlechten Phase der Mannschaft Mitte der Hinrunde fehlte und zusammen mit der Mannschaft die starke Rückrunde absolvierte. Jedenfalls fehlt Trainer Markus Weinzierl womöglich bis zum letzten Spieltag eine gefährliche Offensivoption. Aller Voraussicht nach wird Jan Moravek die Planstelle Koos bis auf weiteres einnehmen. Der Tscheche hat zwar auch auf Grund von Verletzungen erst zwei Spiele über die kompletten 90 Minuten absolviert, dürfte aber der spielstärkste Augsburger nach Koo sein und ist als Ideengeber jetzt erst Recht gefordert.

Werder Bremen: Für Tom Trybull schien es bis vor drei Wochen ein nahezu verlorenes Jahr zu werden. In der vergangenen Saison durfte die Nachwuchskraft auch angesichts einer großen Verletzungsmisere in der Rückrunde immerhin 15 Spiele absolvieren. Doch mit Beginn der laufenden Spielzeit und einem erneuten Umbruch im Kader gab es den Bruch bei Trybull. Der Knöchel, das Knie, danach Magen-Darm-Probleme: Die ersten Wochen samt Vorbereitung verliefen unbefriedigend. Danach plagte er sich lange mit einem Ödem am Sprunggelenk herum, die Vorrunde war damit passe. Als die Not in der Rückrunde dann groß wurde und Trainer Thomas Schaaf seine Formation weg von einer Sechs und hin zur Doppel-Sechs im Mittelfeld variierte, schlug Trybulls Comeback-Stunde.

In Gladbach und Mainz war er der Stabilisator einer davor unsicheren Defensive; einzig der schwächere Auftritt zu Hause gegen Fürth passte sich dem der gesamten Mannschaft an. Trotzdem ist Trybull nach Monaten in der Regionalligamannschaft wieder zurück im engeren Kaderkreis der Profis. Und vielleicht sogar mehr. Der verletzte Clemens Fritz wird auch gegen Schalke nicht zurückkehren, was Trybulls Chancen auf einen erneuten Einsatz stark erhöht und auch seine Chancen, den Routinier auf Sicht aus der ersten Elf zu verdrängen.

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