Zeiten ändern sich...

Von Marco Nehmer
Beim 2:0 im Hinspiel erzielte Franck Ribery beide Treffer gegen 1899 Hoffenheim
© getty

"Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, müssen Sie nach München fahren. Wenn sie flotten Fußball sehen wollen, sind Sie in Hoffenheim richtig", stichelte einst Ralf Rangnick, damals 1899-Coach, im Dezember 2008 im Vorfeld des Duells gegen den FC Bayern München.

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Der freche Aufsteiger spielte damals einen atemberaubenden Fußball und kaufte dem Rekordmeister im Spitzenspiel phasenweise den Schneid ab. Luca Tonis Siegtor in der Nachspielzeit inklusive Maschinengewehr-Jubelpose gehört mittlerweile zur jüngeren Bundesliga-Folklore.

Aufstellungen: Bayern ohne Robben

Seitdem ist viel passiert. In München gibt es zwar immer noch flotte Sprüche zu hören, doch auch den flotten Fußball zelebriert mittlerweile wieder der deutsche Rekordmeister. Trauriger Höhepunkt der Hoffenheimer Katastrophensaison war die Niederlage am vergangenen Spieltag im Abstiegsduell in Augsburg (1:2). "Die Mannschaft liegt am Boden. Das sieht nach Abstieg aus", lautete das ernüchternde Resümee von Manager Andreas Müller.

"Haben drei Punkte zu verlieren"

Wenn der FC Bayern am Sonntagnachmittag in der Rhein-Neckar-Arena gastiert, könnten die Vorzeichen nicht gegensätzlicher sein. Die Bayern ziehen einsam ihre Kreise und liegen 44 Punkte vor Hoffenheim, mit einem um 76 Tore besseren Torverhältnis. Ein Klassenunterschied. Hat die TSG also nichts zu verlieren? Müller will davon nichts wissen: "Wenn viele sagen, man hat gegen die Bayern nichts zu verlieren, dann muss ich widersprechen. Man hat drei Punkte zu verlieren."

"Bayern ist der klare Favorit, aber wir sind in einer schlechten Situation und in jedem Spiel gibt es drei Punkte zu holen. Deshalb ist es ein Spiel wie jedes andere auch. Der Druck, den wir haben, ist nicht davon abhängig, wer unser Gegner ist", lässt auch der gebürtige Münchner Fabian Johnson verlauten. Ein Alibi will er nicht gelten lassen. Zu ernst ist die Lage im Kraichgau bei Platz 17 und 11 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.

Der Ligaalltag hat die Bayern wieder

"Auch aus einem Spiel gegen die beste Mannschaft Europas kann man etwas ziehen. Wenn die Mannschaft da gut aussieht, kann es sie auch beflügeln", hofft Müller auf eine Überraschung gegen die Bayern. Igor de Camargo, der nach seinem Treffer gegen Augsburg wohl wieder ran darf, sagt: "Sie sind zwar sehr stark, aber auch das ist ein Spiel elf gegen elf, und wir müssen zu Hause drei Punkte wollen." Verzichten muss 1899 dabei auf Andreas Beck und Eugen Polanski, die beide aufgrund von Gelsperren fehlen.

In München herrscht derweil Hochstimmung nach dem überzeugenden Prestigeerfolg gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal. Nach dem Halbfinaleinzug lebt der Traum vom Triple als Abschiedsgeschenk für den scheidenden Jupp Heynckes weiter. Ein lockerer Aufgalopp für die kommenden großen Aufgaben? Heynckes widerspricht dem deutlich: "So weit denken wir gar nicht."

Müller: "Vielleicht genau das richtige Spiel"

"Auch wenn das vielleicht platt klingen mag: Wichtig ist nun erst einmal Hoffenheim", will der 67-Jährige die Konzentration hochhalten und keine Geschenke an den Abstiegskandidaten verteilen. Vermutlich wird Heynckes die Rotation im Vergleich zum Heimspiel gegen Werder wieder zurückdrehen. Franck Ribery, der gesperrt im Pokal fehlte, ist heiß auf einen Einsatz: "Ich bin gesund und fit. Ich hoffe, dass ich von Beginn an spielen werde."

Die Statistik gegen die Kraichgauer in der Bundesliga: Sechs Siege, drei Remis, null Niederlagen. Trotz der unübersehbaren Vorzeichen gibt sich Andreas Müller trotzig: "Vielleicht ist es für unsere Mannschaft zu diesem Zeitpunkt genau das richtige Spiel."

 

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Hoffenheim: Gomes - Ochs, Abraham, Vestergaard, Johnson - Williams, Weis, Schröck, Volland, Usami - de Camargo

München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Martinez, Schweinsteiger - Müller, Kroos, Ribery - Mandzukic

Der 24. Spieltag in der Übersicht