Wiesinger orientiert sich an Hitzfeld

Von Susanne Schranner
Michael Wiesinger sprach in einem Interview über seine Trainingsmethoden
© getty

Für Nürnbergs Coach Michael Wiesinger liegt der Schlüssel zum Erfolg eines Trainers vor allem in dessen Authentizität und der Kommunikation mit den Spielern. Bestes Beispiel ist für ihn Ottmar Hitzfeld.

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Seit der Winterpause besetzt Michael Wiesinger den Trainerposten beim 1. FC Nürnberg, unter ihm spielt die Mannschaft bislang eine überzeugende Rückrunde. In seiner täglichen Arbeit mit dem Team hat der 40-Jährige genaue Vorgaben - an die Mannschaft und an sich selbst. "Am wichtigsten ist mir aber dabei, immer authentisch zu bleiben. Das zeichnet für mich einen guten Trainer aus", erklärt Wiesinger im Interview mit "11 Freunde".

Bestes Beispiel für solch einen guten Trainer ist für Wiesinger Ottmar Hitzfeld. Ihm attestiert er "enorme Qualitäten in der Mannschaftsführung. Wie er mit gestandenen Spielern, Nationalspielern und Stars umgegangen ist, das war schon beeindruckend."

"Muss wissen, was in meinen Spielern vorgeht"

Von 1999 bis 2001 kam der heutige Club-Coach selbst in den Genuss, beim FC Bayern unter Hitzfelds Regie zu trainieren. Viele Einsatzzeiten konnte er in seinen zwei Jahren beim Rekordmeister zwar nicht sammeln, sieht aber auch an dieser Erfahrung positive Seiten. Denn gerade die damalige Zeit auf der Bank helfe ihm heute, sich besser in die Ersatzspieler hineinzuversetzen.

Auch insgesamt legt Wiesinger viel Wert auf einen guten Umgang mit den Spielern. "Kommunikation ist für mich sehr wichtig. Ich muss als Trainer wissen, was in meinen Spielern vorgeht." Beim 1. FC Nürnberg funktioniere das sehr gut: "Wir reden immer viel, ob in Einzelgesprächen oder in der Gruppe."

Einzelgespräche mit Kiyotake vor dem Training

Etwas schwieriger sei die Kommunikation natürlich mit ausländischen Spielern wie beispielsweise dem Japaner Hiroshi Kiyotake. "Aber grundsätzlich gibt es im Fußball eigentlich keine Verständigungsprobleme, gerade bei einem solch spielintelligenten Typen wie Kiyo."

Um auf dem Platz keine Zeit mit langen Übersetzungen zu verschwenden, hat das Trainergespann aber auch dafür eine Lösung gefunden. "Wir versuchen ihm deshalb manche taktische Inhalte schon vor dem Training zu vermitteln, damit er sich darauf besser einstellen kann."

Zu schnelles Lob von außen eine Gefahr für junge Spieler

Besonders wichtig sind für den Wiesinger die Gespräche mit den jungen Spielern. Diese seien ja noch keine Profis und noch in der Entwicklung. "Unsere Aufgabe ist es deshalb, sie auf diesem Weg zu begleiten und ihnen gewisse Dinge zu vermitteln." Manchmal sei es einfach notwendig, "den ein oder anderen Hinweis" zu geben.

Dennoch fordert der Coach auch von den Spielern selbst eine gewisse Eigenverantwortung: "Es gehört einfach dazu, eine gewisse Charakterstärke zu zeigen und zu begreifen, was notwendig ist, um sein Potential am Wochenende abrufen zu können."

Eine Gefahr für die Talente sieht er in der verzerrten Wahrnehmung ihrer Leistung von außen. Bereits nach einem guten Spiel würden die Fußballer in den Himmel gelobt. "Für junge Menschen ist es schwerer geworden, sich selbst einzuschätzen."

Klare Hierarchie beim Trainer-Duo

Obwohl Michael Wiesinger die Einheiten in Nürnberg gemeinsam mit Kollege Armin Reutershahn leitet, herrscht beim Trainer-Duo eine klare Hierarchie. Im Zweifelsfall besitzt Wiesinger die letzte Entscheidungskompetenz. Diese Rangordnung sei enorm wichtig, "um schon von vornherein klar zu stellen, wie wir nach außen und vor der Mannschaft auftreten".

Dadurch könne verhindert werden, dass die Spieler die Konstellation ausnutzen. "Wir dürfen ihnen nicht die Möglichkeit geben, mal zu einem Trainer zu gehen und wenn es da nicht funktioniert, es bei dem anderen zu versuchen." Gerade in dieser Einheit sieht Wiesinger auch den Grund für den Erfolg seines Teams.

Michael Wiesinger im Steckbrief