Bomber und Lehrmeister in einer Person

SID
München, 7. Juli 1974: Gerd Müller macht das entscheidende 2:1 gegen die Niederlande im WM-Finale
© Imago

Für Karl-Heinz Rummenigge ist er der "größte Lehrmeister", für die meisten ist er einfach der Bomber der Nation. Gerd Müller hat so viele Tore geschossen wie kein anderer deutscher Fußballer. Am Mittwoch wird er 65 Jahre alt.

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Wenn Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach dem Champions-League-Spiel des FC Bayern München in Cluj seine Bankettrede hält, dann wird er einen Mann würdigen, den er seinen "größten Lehrmeister" nennt.

Den Mann, dem der FC Bayern "alles zu verdanken hat", wie Ehrenpräsident Franz Beckenbauer findet. Den Mann, der für die Münchner und die deutsche Nationalmannschaft so viele Tore geschossen hat wie kein anderer: Gerd Müller.

Beckenbauer: "Ohne ihn wäre der Verein nicht das, was er heute ist"

Der "Bomber der Nation" wird am Mittwoch 65 Jahre alt - und bleibt trotz Erreichens des Rentenalters weiterhin Co-Trainer von Bayerns Drittliga-Mannschaft.

Ein pompöses Geburtstagsfest wird es nicht geben, dafür ist der ehemalige Mittelstürmer zu bescheiden und bodenständig. Müller hat auf die Reise mit dem Bayern-Tross nach Cluj verzichtet und feiert stattdessen im engsten Familienkreis. Die Mannschaft will ihn mit einem Sieg beschenken: "Wir werden alles dafür tun, dass er einen schönen Geburtstag hat", versprach Kapitän Lahm vor dem Abflug nach Rumänien.

Dass Müller jede Ehre verdient, steht für den FC Bayern außer Frage. "Ohne ihn wäre der Verein nicht das, was er heute ist", sagt Beckenbauer - und die eindrucksvolle Bilanz des "Bombers" liest sich wie ein Beleg für diese Behauptung: 365 Bundesligatore hat er für den deutschen Rekordmeister erzielt, 40 davon allein in der Rekordsaison 1971/72 - beide Werte sind bis heute genauso unerreicht wie die 78 Tore im DFB-Pokal.

Müller hat in seiner Karriere so viele Treffer erzielt, dass das Toreschießen nach ihm benannt wurde: "Es hat gemüllert!", jubelten Fans und Reporter in den 70ern.

Wichtigster Treffer im WM-Finale 1974

Sein, wie er selbst sagt, wichtigstes Tor machte Müller 1974 für die Nationalelf: Im WM-Finale in München gegen die Niederlande kam er mit dem Rücken zum Tor an den Ball, drehte sich um die eigene Achse und schob die Kugel flach ins linke Eck.

Es war der 2:1-Siegtreffer für Deutschland - ein typisches Müller-Tor. Insgesamt traf der gebürtige Nördlinger in 62 Spielen 68 Mal für die DFB-Auswahl und hält damit den Rekord vor Miroslav Klose (58 Tore). Die sensationelle Torquote von 1,097 Treffern pro Länderspiel ist kaum zu übertreffen.

Dabei sah Müller auf den ersten Blick gar nicht aus wie ein Weltklasse-Fußballer: kurze Beine, untersetzter Oberkörper, 64 Zentimeter dicke Oberschenkel.

"Was soll ich mit einem Gewichtheber?", spottete Bayern-Trainer Zlatko Cajkovski 1964 über den Neuzugang vom TSV Nördlingen und ließ ihn in der Regionalliga zehn Spiele auf der Bank schmoren. Bei seinem Debüt erzielte Müller dann gleich einen Doppelpack und hatte mit 33 Saisontoren großen Anteil am Bundesliga-Aufstieg.

"Kleines, dickes Müller"

Cajkovski versah seinen besten Stürmer fortan mit dem Spitznamen "Kleines, dickes Müller". Seine unnachahmlich Art, ein Tor nach dem anderen zu schießen, versetzt Rummenigge noch heute in Staunen: "Wie er sich bewegt hat, wie er auch im Training um jedes Tor gefightet hat, er war einfach geil aufs Toreschießen, er sah seinen Sinn im Toremachen."

Je viermal wurde Müller Deutscher Meister und Pokalsieger. Zwischen 1974 und 1976 gewann er dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister, dazu 1967 den Europapokal der Pokalsieger.

Neben dem WM-Titel 1974 wurde er 1972 in Belgien Europameister. Bei der WM 1970 in Mexiko erzielte er zehn Treffer - auch das ist bis heute deutscher Rekord.

Nach dem WM-Triumph von 1974 trat Müller mit 28 Jahren aus der Nationalmannschaft zurück. Fünf Jahre später wechselte er von München in die USA, wo er seine Spielerkarriere 1982 beendete. Anschließend versuchte sich Müller erfolglos als Restaurantbetreiber in den USA und hatte mit Alkoholproblemen zu kämpfen. Seit 1992 arbeitet er als Amateur- und Jugendcoach beim FC Bayern.

Gerd Müller im Steckbrief