Soldo auf gepackten Koffern

SID
Lukas Podolski schien seine Beine gegen Hannover um ein Tor anzuflehen
© Getty

Zvonimir Soldo leitete am Sonntagmorgen das Training des 1. FC Köln. Ob er am Dienstag im DFB-Pokal-Spiel gegen 1860 München noch auf der FC-Bank sitzen wird, wusste der Kroate jedoch nicht.

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Zvonimir Soldo war ahnungslos. Vielleicht nicht bei der Suche nach einem Weg aus der Krise. Vielleicht auch nicht bei der Analyse der 1:2 (0:2)-Niederlage am Vortag bei Hannover 96.

Ganz sicher aber bei der Frage, ob er am Dienstag während des DFB-Pokal-Spiels gegen 1860 München noch auf der Bank des 1. FC Köln sitzen wird. Am Sonntagmorgen leitete Soldo jedenfalls das Training am Geißbockheim. Noch? Wie immer? Der Kroate konnte nur mit den Schultern zucken.

"Als Trainer müssen deine Koffer immer gepackt sein"

"In diesem Geschäft musst du auf alles vorbereitet sein. Als Trainer müssen deine Koffer immer gepackt sein", sagte Soldo nach dem rund 45-minütigen Auslaufen: "Der Ablauf war ganz normal. Ich habe mit den Spielern gesprochen. Dann haben wir leicht trainiert. Mehr weiß ich nicht."

Ein Gespräch mit den FC-Verantwortlichen um Klub-Präsident Wolfgang Overath hatte es bis zum frühen Nachmittag nicht gegeben. Soldo wurde hingehalten. Möglicherweise, um am Ende doch als Sündenbock herhalten zu müssen.

Schon nach dem Spiel war bei Overath und Co. das große Schweigen ausgebrochen. "Es ist absolut enttäuschend, was die Mannschaft 80 Minuten lang abgeliefert hat. Das ist weder für mich noch für uns erklärbar. Wir werden uns Gedanken machen und eine Nacht darüber schlafen", hatte der Klubchef erst spät am Samstagabend mitgeteilt. Der ebenfalls stark in die Kritik geratene Manager Michael Meier wollte gar nichts sagen.

Druck auf die Beteiligten wächst

Fans, Öffentlichkeit und vor allem Soldo hängen in der Luft. Nach dem Trainingsende am Sonntag waren es nur noch rund 56 Stunden bis zum Spiel gegen 1860. Eine konzentrierte Vorbereitung sieht wohl anders aus. Der Druck auf alle Beteiligten im Verein wächst, die Explosionsgefahr steigt. Ob Overath seiner sportlichen Führung wie vor der Pleite in Hannover noch einmal das "vollste Vertrauen" ausspricht, scheint mehr als fraglich.

Seit sechs Spielen warten die Kölner in der Bundesliga auf einen Sieg. Fünf Punkte hat das Team auf dem Konto. Die Volksseele kocht. "Wir haben die Schnauze voll", riefen die Fans nach dem frühen 0:2, für das Didier Ya Konan mit einem Doppelschlag gesorgt hatte. Auf einem Transparent war zu lesen: "Soldo raus und Meier auch!!!"

"Ich konzentriere mich auf das Wesentliche. Mehr kann ich nicht machen", sagte Soldo: "Ich habe immer gesagt, dass wir die Qualität haben, da unten rauszukommen." Bisher blieb sein Team den Nachweis jedoch konsequent schuldig.

"Wir brauchen endlich mal ein Erfolgserlebnis"

"Es liegt nicht daran, dass der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht. Wir kommen nur zusammen aus dieser Situation heraus", sagte Mittelfeldspieler Adam Matuschyk, der als einer der wenigen Kölner noch Worte fand: "Es bringt doch nichts, jetzt einen Schuldigen zu suchen. Jeder Einzelne muss seine Leistung bringen. Wir brauchen endlich mal ein Erfolgserlebnis."

Um die Blockade zu lösen, war Overath entgegen seiner sonstigen Gewohnheit gemeinsam mit den Spielern nach Hannover gereist. Im Bord-Bistro der Bahn tauschte er sich mit Soldo aus, beim Mittagessen schwor der FC-Chef die Mannschaft höchstpersönlich auf die Partie ein.

Doch es half alles nichts. Nach Ya Konans Treffern war das Spiel fast schon gelaufen. Köln ergab sich zwar nicht in sein Schicksal, brachte aber kaum Erfolgversprechendes zu Stande.

"Außendarstellung zum Weglaufen"

Zuletzt waren es jedoch nicht nur die Ergebnisse, die nicht stimmten. Der kolumbianische Torhüter Faryd Mondrago liegt mit den FC-Verantwortlichen wegen seiner Länderspielreisen über Kreuz und stand in Hannover erneut auf eigenen Wunsch nicht im Kader.

Der als Integrationsfigur eingeplante Lukas Podolski machte vor allem durch Generalkritik am Klub auf sich aufmerksam, und selbst Meier attestierte seinem Arbeitgeber in der Gesamtheit eine "Außendarstellung zum Weglaufen". Auch am Sonntag mochte man ihm kaum wiedersprechen.

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