DFL will Fan-Randale gründlich angehen

SID
Reinhard Rauball ist seit 2007 DFL-Ligapräsident
© Getty

Der Ligaverband hat mit "großer Betroffenheit" auf die Fan-Ausschreitungen in Berlin reagiert. Die DFL will sich in Zukunft für härtere Strafen stark machen, so Präsident Rauball.

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Tatort Bundesliga: Nach den Krawallen im Berliner Olympiastadion am Samstag haben Vertreter der Bundesliga Alarm geschlagen und vor einer Zunahme der Gewalt in den Arenen gewarnt.

"Es ist sehr bedenklich, was sich in deutschen Stadien abspielt. Ich möchte nicht erleben, was passiert, wenn es den ersten Toten gibt", sagte Nürnbergs Trainer Dieter Hecking mit Blick auf die Ausschreitungen nach dem 2:1 seiner Mannschaft bei Hertha BSC Berlin.

"Bilder des Schreckens"

"Das, was da passiert ist, sind Bilder des Schreckens, die einem Angst einjagen", sagte Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Nach Meinung von Hecking sind die Vereine überfordert. "Was soll ein Sportlicher Leiter, ein Präsident denn an einem Spieltag noch unternehmen. Da hast du keine Chance. Das ist Kriminalität pur", sagte der Club-Coach und nahm die Deutsche Fußball Liga (DFL) und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in die Pflicht: "Es kann auch nicht immer nur sein, dass der DFB sagt, die Vereine müssen Strafe zahlen."

Die DFL kündigte Maßnahmen an. "Für uns steht fest: Gewalttäter dürfen keinen Platz im Fußball haben. Der Ligaverband wird daher natürlich die Arbeit des DFB-Kontrollausschusses nach allen Kräften unterstützen und für harte Strafen eintreten", teilte Liga-Präsident Reinhard Rauball in einer Stellungnahme mit.

"Keinerlei Toleranz gegenüber Gewalttätern"

Laut Rauball wird sich der Ligavorstand mit dem Thema intensiv befassen, um eine ligaweite Strategie zu beraten. "Klar ist und bleibt: DFL und Klubs werden die Thematik mit der gebotenen Sachlichkeit und Gründlichkeit angehen, aber keinerlei Toleranz gegenüber Gewalttätern dulden. Die Liga wird sich in dieser Frage zudem weiter umfassend mit dem DFB abstimmen, um mit einer einheitlichen Linie den Fußball vor gewalttätigen Chaoten zu schützen", hieß es in der Stellungnahme weiter.

Holger Hieronymus, stellvertretender Geschäftsführer der DFL, kündigte zudem Gespräche mit den Bundesliga-Vereinen an. "Wir werden in aller Deutlichkeit mit unseren Klubs die Diskussionen führen müssen", sagte Hieronymus im Gespräch mit dem "ZDF".

Dabei würden auch "Reliquien" wie Stehplätze in Stadion zur Diskussion stehen. "Ich hoffe nicht, dass wir dann eine Stadionstruktur wie in Amerika oder England haben werden. Aber die Maßnahmen, die wir uns überlegen, die müssen greifen."

Rummenigge verwies darauf, dass es in der laufenden Saison bereits in Stuttgart Ausschreitungen gegeben habe. Im Dezember hatten dort einige hundert Chaoten aus dem Lager des VfB vor dem Spiel gegen Bochum (1:1) ihrem Frust über die Leistung der Mannschaft Luft gemacht. Sie blockierten die Anfahrt des Mannschaftsbusses und randalierten auf dem Gelände rund ums Stadion.

Vom Fanblock ins Krankenhaus

Erst vor zwei Wochen war es beim Spiel des VfL Bochum gegen den 1. FC Nürnberg zu schweren Ausschreitungen gekommen. Durch das Abbrennen von Bengalischen Feuern wurden neun Personen im Block der Franken verletzt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Anfang März hatten in der 2. Liga mehrere hundert Fans von Hansa Rostock nach der 0:1-Niederlage gegen Ahlen die Türen zum VIP-Bereich aufgebrochen, um von außen ins Stadion einzudringen. Die Polizei und das Ordnungsamt mussten einschreiten.

Drittligist Dynamo Dresden wurde im Januar vom DFB zu einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt, nachdem Anhänger während eines Testspiels gegen Rapid Wien Bengalische Feuer abgebrannt und sich auf Plakaten solidarisch mit Hooligan-Gruppen erklärt hatten.

Bundesligist Eintracht Frankfurt musste 10.000 Euro für den Einsatz verbotener Pyrotechnik während des Spiels beim 1. FC Nürnberg am 23. Januar (1:1) zahlen.

Endzeitstimmung in Berlin