"Du kannst kein kleines Mädchen sein!"

Von Interview: Florian Regelmann
Logan Bailly kam in der vergangenen Winterpause für 2,5 Millionen Euro aus Genk zu Gladbach
© Getty

Sexy Fotos, viele Tattoos und unglaubliche Paraden für Borussia Mönchengladbach: Logan Bailly. Vor dem Spiel gegen den FC Bayern München (Fr., 20.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) spricht der Beckham Belgiens bei SPOX über seinen Drang ins Rampenlicht, die neue Borussen-Stärke und das Bayern-Gerücht.

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SPOX: Herr Bailly, der exzentrische Basketball-Star Ron Artest ist kürzlich in einer Talkshow nur in Boxer-Shorts aufgetreten. Könnten Sie sich das auch vorstellen?

Logan Bailly: (lacht) Warum sollte ich? Das ist sein Problem, wenn er das macht.

SPOX: Na ja, Sie haben sich immerhin auch schon mit nacktem Oberkörper ablichten lassen. Da wäre der Schritt nicht mehr weit.

Bailly: Das stimmt vielleicht. Aber auch wenn ich diese Mode-Fotos gemacht habe und zu ihnen stehe, bin ich nicht so der extrovertierte Typ, wie viele denken. Ich bin eigentlich ein ruhiger Vertreter.

SPOX: Aber 2007 wurden Sie zum sexiesten Fußballer Belgiens gewählt. Sie gelten als Beckham Belgiens, haben unzählige Tattoos, sind aber ein echter Familienmensch?

Bailly: Genau. Der Beckham-Vergleich stört mich auch überhaupt nicht. Ich will ja auch nicht abstreiten, dass ich das Rampenlicht mag. Aber meine Konzentration liegt dabei auf dem Fußball. Dort will ich zeigen, was ich kann.

SPOX: Das gelingt Ihnen mit der Borussia aktuell sehr gut. Seit fünf Spielen ist Gladbach unbesiegt. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Bailly: Es gibt kein Geheimnis. Dass wir jetzt so gut spielen, ist das Produkt harter Arbeit. Ein Schlüssel zum Erfolg ist sicher, dass wir eine sehr, sehr gute Defensive haben. Jeder einzelne arbeitet unglaublich hart für das Team. Auch wenn der Schritt schon wehtut, marschiert jeder noch mal für den anderen.

SPOX: Einer der Schlüsselspieler ist Dante. Was macht ihn aus?

Bailly: Sie haben Recht, Dante ist ohne Zweifel ein ganz wichtiger Mann für uns. Er ist der große Stabilisator unserer Abwehr und hält den Laden zusammen. Aber es wäre falsch, einen Spieler herauszuheben. Wir sind als Kollektiv im Moment sehr stark.

SPOX: In den letzten drei Spielen bis zur Winterpause geht es nach München und Leverkusen. Dazwischen gibt es ein Heimspiel gegen Hannover. Wie viele Punkte haben Sie anvisiert?

Bailly: Das ist im Voraus schwer zu sagen. Klar ist, dass wir das Maximum herausholen wollen, wenn möglich, also neun Punkte. Wir fahren auch nach München, um dort zu gewinnen. Wichtig ist, eine Aufgabe nach der anderen anzugehen und dann schauen wir mal, wo wir im Winter stehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir noch einige Punkte ergattern.

SPOX: Im Moment liegt die Borussia auf Rang elf der Tabelle. Geht der Blick noch nach unten oder jetzt schon nach oben?

Bailly: Auch das ist gerade schwer zu sagen, wie ich finde. Es sind noch so viele Spiele zu absolvieren. Wenn wir so weitermachen wie zuletzt, bin ich aber davon überzeugt, dass wir weiter nach oben kommen können. Aber dafür müssen wir konstant starke Leistungen bringen. Das muss unser Ziel sein.

SPOX: Was ist der größte Unterschied zwischen Michael Frontzeck und Hans Meyer?

Bailly: (lacht) Das Alter. Nein, im Ernst: Michael Frontzeck und Hans Meyer sind zwei total verschiedene Trainertypen. Jeder hat seinen eigenen Stil, jeder hat seine eigenen Methoden. Aber beide sind gute Trainer.

SPOX: Wie sind Sie mit sich selbst zufrieden in dieser Saison?

Bailly: Ich bin von Natur aus ein sehr selbstkritischer Mensch. Das musst du auch sein, wenn du im Sport nach vorne kommen willst. Ich weiß selbst am besten, dass ich in den ersten Spielen nach meinem Comeback nicht immer sicher war. Aber nach so einer langen Pause ist es auch nicht einfach, sofort wieder den Rhythmus zu finden. Ich denke, dass ich seitdem aber ganz gut zu meiner Form gefunden habe.

SPOX: Welchen Anteil hat Torwarttrainer Uwe Kamps an der Rückkehr zu alter Stärke?

Bailly: Uwe Kamps hat einen großen Anteil. Er spricht sehr viel mit mir und gibt mir wertvolle Tipps. Uwe an meiner Seite zu haben, ist sehr wichtig für mich, weil er selbst ein großer Torhüter war und lange in der Bundesliga gespielt hat.

SPOX: An was arbeiten Sie denn speziell?

Bailly: Eigentlich an gar nichts Speziellem. Einige sagen vielleicht, dass ich mich in der Strafraumbeherrschung verbessern müsste, aber das sehe ich nicht so. Das ist alles eine Sache der Erfahrung. Was mir noch fehlt, ist Erfahrung - ich bin erst 23 Jahre alt.

SPOX: Sie sprechen es an: Sie werden Ende Dezember erst 24 Jahre alt, wirken aber trotzdem schon unglaublich reif. Woher kommt das?

Bailly: Das kann ich Ihnen genau sagen. Ich habe schon sehr früh auf hohem Niveau Fußball gespielt - und dann logischerweise als Jungspund mit älteren Spielern zusammen gespielt. Da wirst du schnell erwachsen, weil du kein kleines Mädchen sein kannst, wenn du dich durchsetzen willst.

SPOX: Bevor Sie nach Gladbach kamen, haben Sie für Genk gespielt. Von der belgischen Liga in die deutsche zu wechseln, muss eine große Umstellung gewesen sein, oder?

Bailly: Eine sehr große. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das Niveau ist viel höher, es wird viel physischer gespielt und die Stadien sind natürlich auch eine ganze Ecke schöner und größer als bei uns. Mir gefällt es super. Ich liebe und verehre den deutschen Fußball.

SPOX: Wenn Sie ihn so lieben, können Sie ja noch eine lange Zeit in der Bundesliga bleiben. Es stand zu lesen, dass Bayern München sich für Sie interessiert. Stimmt das?

Bailly: Ich weiß es nicht. Ich habe dieses Gerücht auch nur gehört, ich habe nie mit einem Vertreter aus München gesprochen. Ich habe noch vier Jahre Vertrag in Gladbach und fühle mich richtig wohl. Außerdem spiele ich in einer guten Mannschaft, die Potenzial hat. Ich denke überhaupt nicht an einen Wechsel.

SPOX: Dennoch: Irgendwann werden Sie den nächsten Schritt in Ihrer Karriere machen wollen. Können Sie sich dann einen Wechsel zu den Bayern vorstellen?

Bailly: Natürlich kann ich mir das prinzipiell vorstellen. Aber ich kann mich nur wiederholen. Ich bin erst 23 Jahre alt, das hat alles noch Zeit. Ich habe nicht mal einen Lieblingsklub oder ein Lieblingsland, in das ich mal gerne wechseln würde. Aktuell zählt für mich nur die Borussia.

SPOX: Und die Nationalmannschaft: Gegen die Türkei haben Sie Ihr Debüt gefeiert und gleich zu Null gehalten. Wann ist Belgien mal wieder bei einem großen Turnier dabei?

Bailly: Am besten schon bei der nächsten EM. Seit Dick Advocaat Trainer ist, hat sich einiges verändert. Advocaat ist ein großer Trainer mit großer Erfahrung - genau der richtige Mann für uns. Wir haben viel Talent in der Mannschaft, ich denke, dass Belgien wieder nach vorne kommen kann in Europa.

SPOX: Wer an große belgische Teams denkt, denkt sofort an die großen Torhüter: Jean-Marie Pfaff oder Michel Preud'homme. Sind Sie der nächste in der Reihe?

Bailly: Das hoffe ich. Ich hoffe, dass ich der nächste belgische Torwart-Star sein kann und dafür werde ich alles geben. Ich wollte schließlich schon immer Torhüter werden, ich stand als kleiner Junge sofort im Tor. Aber ich weiß auch, dass eine Menge Arbeit vor mir liegt, wenn ich einen ähnlichen Status erreichen will.

SPOX: Jean-Marie Pfaff hat inzwischen eine Karriere als TV-Star gemacht. Wäre das etwas für Sie?

Bailly: Jean-Marie Pfaff war ein ganz großer Torhüter, für den ich sehr viel Respekt empfinde. Aber ob ich auch im Bereich Fernsehen in seine Fußstapfen treten will, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Um jetzt schon zu sagen, was ich nach der Fußball-Karriere machen will, bin ich einfach noch zu jung.

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