Anschläge auf Filialen von Hannover-96-Präsident

SID
Martin Kind ist zum zweitenmal Präsident von Hannover 96
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Unbekannte Täter haben Anschläge auf einige Hörgeräte-Filialen von Hannover 96-Präsident Martin Kind verübt, weil dieser sich zur Abschaffung der 50+1-Regel ausgesprochen hatte.

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Radikale Fans haben dem Präsidenten von Hannover 96 einen Denkzettel verpasst und für Fassungslosigkeit im deutschen Profifußball gesorgt.

Wegen seiner Forderung nach einer Abschaffung der 50+1-Regel in der Bundesliga haben bislang unbekannte Täter bundesweit eine Anschlagsserie auf mindestens 24 Filialen des Hörgeräte-Unternehmers Martin Kind verübt.

Die Geschäfte wurden mit der Aufschrift "50+1 bleibt!" beschmiert, nachdem sich Kind zuletzt erneut für die Öffnung für Investoren ausgesprochen und einen Antrag zur Änderung der umstrittenen Regel bei der Deutschen Fußball Liga eingereicht hatte.

Kind: "Für soetwas habe ich kein Verständnis"

"Das ganze ist natürlich unappetitlich. Für soetwas habe ich kein Verständnis. Und ich weiß auch nicht, was Hörgeräte mit der 50+1-Regel zu tun haben. Aber ich lasse mich davon nicht einschüchtern. Das Verfahren zur Abschaffung der 50+1-Regel läuft, und es wird auch weiter so durchgezogen", sagte Kind.

Der 65-Jährige äußerte die Befürchtung, dass möglicherweise noch mehr als die 24 Filialen ("Das ist der Stand am Mittwochnachmittag") von den Graffiti-Anschlägen betroffen sein könnten.

Am Donnerstag soll eine bundesweite Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet werden. Insgesamt besitzt der Selfmade-Millionär alleine in Deutschland 445 Hörgeräte-Geschäfte.

Rauball: "Diese Diskussion muss sachlich geführt werden"

Geschockt reagierte am Mittwoch die DFL auf die Schmierereien. "Egal wie man zur 50+1-Regelung steht, diese Diskussion muss sachlich geführt werden. Wir verurteilen die Übergriffe auf die Räumlichkeiten von Herrn Kind aufs Schärfste. Die Täter müssen schnell ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Ligapräsident Reinhard Rauball.

Auch DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach zeigte sich entsetzt über die Vorfälle. "Das ist unfassbar. Es ist sein legitimes Recht, eine andere Meinung zu diesem Thema zu haben als wir. Aber es kann nicht sein, dass in einer Demokratie wegen unterschiedlicher Auffassungen solche Anschläge verübt werden", sagte Niersbach.

Kind ist Befürworter der Abschaffung der 50+1-Regel

Kind hatte gemeinsam mit seinem Klub Hannover 96 in der vergangenen Woche einen Antrag zur Änderung der umstrittenen 50+1-Regel bei der DFL eingereicht. Um die Satzungsänderung zu erreichen, ist eine Zweidrittelmehrheit bei der Vollversammlung der 36 Erst- und Zweitliga-Klubs notwendig.

"Wir müssen mittel- und langfristig unsere Kapitalsituation verbessern, sonst bleiben wir im unteren Drittel der Liga", hatte Kind zu seinem Antrag erklärt. Durch die Vorschrift wird verhindert, dass Investoren mehr als 50 Prozent der Anteile an einem Klub erwerben können.

Kritiker der Öffnung für Investoren befürchten, dass die Klubs so zum Spielball von Scheichs und Oligarchen werden. "Niemand muss verkaufen. Klubs, die verkaufen, sollten den Verstand einschalten", hatte Kind erklärt. Allerdings rechnet Hannovers Präsident bei der Abstimmung am 11. November "realistisch nicht" mit der nötigen Zweidrittelmehrheit.

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