Töppi for Präsident!

Von Oliver Kucharski
Hat mal wieder einen abgebrannt und wird dafür ganz sicher auch bald preismäßig belohnt: Töppi!
© Imago

Ein Reporter parodiert Lothar Matthäus, die Bayern haben endlich verstanden, wie van Gaal geht - und Töppi holt sich schnell mal den nächsten Fernsehpreis ab: die Alternative Liste des 9. Spieltags!

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Mit der Bundesliga, da ist das ja bisschen so, wie in jeder anderen Liebesbeziehung auch. Erst wenn sie weg ist, merkt man, was da alles fehlt. Man kann sich kurzfristig natürlich mit einer Affäre trösten, der Nationalelf zum Beispiel, aber unterm Strich ist die einfach zu launisch und anstrengend und nichts für den Alltag. Das hat man beim Gerumpel gegen Finnland ja wieder gesehen. Um wie viel lieblicher ist da doch die Bundesliga. Da fühlt man sich daheim, da kann man sich beruhigt fallen lassen, da weiß man, was man hat.

1. Regelkunde: Echte Smasher wie Frankfurt gegen Hannover zum Beispiel. Das hat zwar fußballerisch niemanden so recht weiter gebracht, wohl aber: regeltechnisch! Denn dass man als sich aufwärmender Auswechselspieler GELB sehen kann, weil man einen müde Richtung Toraus rollenden Ball zurück zum Keeper spielt, damit der nicht erst blöd zur Ecke latschen muss, das weiß seit diesem Samstag nicht nur Mario Eggimann, sondern auch jeder andere Otto-Normal-Fußballfan. Toll!

2. English for runaways: Oder solche Spitzenspiele wie Hamburg gegen Leverkusen, die nur auf dem Papier ein Spitzenspiel sind, in echt aber ein einziges Gewürge und Gerumpel auf, natürlich, taktisch allerhöchstem Niveau. Wenigstens hatte einer der Fieldreporter nach dem Spiel noch eine echte Sternstunde, als er Sami Hyypiä nämlich fragte: "Why did you risk so few?" Und ehrlich: Auch our English ist not the yellow from the egg, aber we really hope, that the poor fieldreporter has a little bit lucky in the future and must never again interview somebody in English. Or so.

3. Zickenkrieg: Die pure Freude war dagegen das Tete-a-tete zwischen Rolf Töpperwien und Robin Dutt. Töppi hakte also mal kurz so bisschen nach, warum die Freiburger so few gerisked hätten, und da wurde Dutt gleich mal hitzig und faselte erregt was von Ecken und Druck und Torchancen, und dann wollte er von Töppi wissen, ob der denn überhaupt Fußball geschaut oder vielleicht doch nur Kaffee getrunken hätte. Doch Töppi, ganz hart, ganz schmerzfrei, bohrte weiter, und Dutt wurde pampig: Wenn das also so wäre, dass er, Töppi, bei seiner vorgefertigten, falschen Meinung bliebe, dann wäre das wohl besser, wenn er, Töppi, jetzt mal zackig die nächste Frage stellen würde, denn auch er, Dutt, bliebe ja bei seiner vorgefertigten und: richtigen Meinung, und vielleicht könne man dann ja wenigstens bei der nächsten Frage so etwas wie einen Konsens erzielen. Doch da witterte Töppi schon den nächsten Fernsehpreis und sprach: Noch viel besser wäre das wohl, wenn man das jetzt alles einfach abbrechen würde. Und dann brach er das alles einfach ab. Hat durchaus seine Momente, dieser Töppi.

4. Reminiszenz an Enke: Gleich mehrere große Momente hatte wieder mal die Hertha-"Abwehr". Nach den Sascha-Burchert-Festspielen des vergangenen Spieltages hatte nun also Patrick Ebert seinen großen Auftritt, als er einen schnellen Abwurf des Keepers so schnell schon wieder so ungeschickt vertändelt hatte, dass der Ball bereits zurück im Tor war, noch ehe Burchert auch nur den Elfmeterpunkt passiert hatte. Doch gräme Dich nicht, Sascha Burchert: Ist Robert Enke zu Gladbacher Zeiten auch schon passiert. Hat später trotzdem noch ne ganz okaye Karriere hingelegt, dieser Enke.

5. Hacke-Spitze-1-2-3: Beim nächsten Mal a little bit more lucky ist unbedingt den Herren Bobadilla und Martins zu wünschen, wenn diese mal wieder völlig frei mit dem Ball am Fuß vor dem Tor herumstehen und dann auf das schmale Brett kommen, jetzt irgendwelche Sperenzchen mit der Hacke zu probieren, anstatt die Pille einfach schnörkellos und bieder mit der Innenseite über die Linie zu wichsen. Always simple thinken, Jungs!

6. Unbezwingbar: Zum Beispiel so wie Tim Wiese. Der ist ja mittlerweile unbezwingbar, und das weiß er natürlich auch, und weil er das weiß, wissen das auch die gegnerischen Stürmer, was wiederum auch Tim Wiese weiß, und deshalb kann der jetzt sogar schon in die Zukunft schauen. Befragt zum angeblichen Foul an Maicosuel sprach Tim Wiese später ganz gönnerhaft: "Kann man geben. Ich halte ihn ja dann eh." Und das: Wusste er natürlich schon, bevor er den Hoffenheimer überhaupt belangt hatte. Faszinierend!

7. Sauhaufen: Aber mal was Fachliches. Eine These: Die Stuttgarter sind ein echter Sauhaufen, und damals, als die sich so lange von ihrer sauhaufenigsten Seite gezeigt hatten, bis sie endlich von Armin Veh erlöst wurden, hätte die auch der Busfahrer übernehmen und wieder nach oben führen können, so sauhaufenig waren die damals, doch es kam ja nicht der Busfahrer sondern Markus Babbel, und als der Stuttgarter Sauhaufen fortan wieder alles überzeugend in Grund und Boden spielte, da dachten plötzlich alle "Oha! Der Babbel! Das ist mal einer!", und ja, auch Markus Babbel selbst dachte das wohl so, doch dann dauerte es nicht lange, bis der Stuttgarter Sauhaufen auch des neuen "Trainers" überdrüssig wurde und sich fortan wieder ausdauernd von seiner sauhaufenigsten Seite zeigt, und demnächst wird also ganz bestimmt auch Markus Babbel entlassen und wahrscheinlich durch den Busfahrer ersetzt, und dann wird der Stuttgarter Sauhaufen wieder alles ganz überzeugend in Grund und Boden spielen - und wenig später wieder von vorne anfangen. Aber wie gesagt: Ist nur so ne These. Kann auch alles ganz anders sein.

8. Apropos Stuttgart: "Herr Magath, der VfB hat Geld aber keine Punkte. Bei Schalke ist das umgekehrt. Würden Sie gern tauschen?", wurde Felix Magath nach dem Sieg seiner A-Junioren in Stuttgart gefragt. "Haben Sie auf der Journalistenschule eigentlich auch was Anständiges gelernt, oder haben Sie da nur Kaffee getrunken?", dachte sich da Magath unwirsch, brach das "Interview" jedoch nicht ab, sondern sprach ganz unverbindlich: "Nein, ich würde nicht gern tauschen. Aber der VfB kann uns ja ein paar Punkte abkaufen." Und auf den ersten Blick ist das a) eine echt lustige Antwort und b) ein wirklich feines Konzept. Fraglich nur, ob zum Beispiel auch die Berliner darüber lachen können. Die haben schließlich weder Geld noch Punkte.

9. Konzeptfußball: Na, Bayernfans? Schon unruhig, weil noch nichts über den FCB kam? Wir doch auch! Aber was soll man schon schreiben? Offenbar hat die Mannschaft ja nun endlich kapiert, wie van Gaal geht: Alle Bälle zum Müller (Fußballgott!!), und der schickt dann Du-Ri Cha in die Gasse, und der macht's dann ganz schnörkellos und ohne Hacke und nur mit Übersicht und Auge und schiebt das Ding ganz lässig am Keeper vorbei. So ist die Tabellenführung nur noch eine Frage der Zeit. Was soll man da schon schreiben?

10. Langer Atem: Aber eins noch. So bisschen Schleimerei, damit auch die Bayernfans paar nette Kommentare dalassen. Es geht um Luca Toni. Der spielt ja jetzt wieder, weil selbst Louis van Gaal so langsam die Gründe ausgehen, den Weltmeister weiter bei den Amateuren einzusetzen. Und so sehr Luca Toni auf dem Platz auch manchmal ein echt weinerlicher Jammerlappen ist: Abseits des Platzes scheint der ein total okayer Typ zu sein. Wann bitte hat zuletzt ein ähnlich erfolgreicher Spieler eine ähnlich bittere Situation mit ähnlich viel Klasse ertragen wie in den letzten Wochen dieser Luca Toni? Das verdient Respekt. Und wurde nun sogar belohnt. Bundesliga! Erste Mannschaft! Und irgendwie sogar ein halber Assist beim ersten Tor. We see: If you have a long breath, quality will sit herself through!

11. Tanz-Schwulette: Aber nochmal zum "Spitzenspiel". Wegen Ze Roberto. Und Franz Beckenbauer. Denn der hatte über den Brasilianer gesagt: "Für mich ist das kein Fußballer. Für mich ist das ein Tänzer." Und auch wenn das jetzt rein gar nichts mit diesem Spieltag zu tun hat: Bei den Worten "Beckenbauer" und "Tänzer" in nur einem Satz macht es nun mal "Klingelingeling" beim Fußballfan, und quasi SOFORT muss man an die Geschichte denken, die Wiglaf Droste dereinst so formschön mit "Tanz-Schwulette legt ihm Hand aufs Bein" beschrieben hatte, und die ist ein super Rausschmeißer, und am Besten ist's, der Franz erzählt sie nochmal in seinen eigenen Worten. Also: Film ab!

Der 9. Spieltag im Überblick