So funktioniert das 4-3-3

Von Stefan Rommel
Die Schlüsselfiguren im 4-3-3 der Bayern: Arjen Robben und Franck Ribery
© Getty
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Die Trainingsmethodik: Durch die klar definierten Aufgaben für jeden Spieler sind Korrekturen bei der Spielanalyse leicht, Fehler lassen sich exakt zuordnen und können behoben werden.

Van Gaal besteht auf einen 22 Spieler starken Kader, um sein System in Real-Umgebung einstudieren zu können. In den großen Trainingsspielen unterbricht van Gaal weniger - dafür sind seine Eingriffe bei den kleinen Trainingsformen umso heftiger.

Der Coach bastelt in kleinen Positionsspielen unablässig an den richtigen Laufwegen und Positionswechseln. Mit seinen niederländischen Assistenten Andries Jonker (Co-Trainer) und Jos van Dijk (Trainingssteuerung) hat er zwei Fachmänner an seiner Seite, die mit dem 4-3-3 und in dessen Umsetzung groß geworden sind.

Ein klarer Fortschritt zur Ära Klinsmann mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen an Trainern und Betreuern.

Die Personalfrage: Funktioniert das alles mit dem Personal, das die Bayern zur Verfügung haben? Ein einziger Transfer lässt es möglich erscheinen. Für Torhüter und die Viererkette ändert sich im Prinzip nicht viel im Vergleich zum 4-4-2.

Nur diese eine Sache: Der lange Ball als Waffe. Mit der Spieleröffnung durch lange Diagonalbälle aus dem Abwehrzentrum auf die Außen wird das Feld breit gemacht, der Gegner bewegt, so dass er die Ordnung verliert.

Deshalb spielen unter anderem mit Holger Badstuber auch ein Linksfuß und mit Daniel van Buyten ein Rechtsfuß (später wahlweise auch Martin Demichelis oder Breno), damit die Spieleröffnung mit dem langen Ball schwerer auszurechnen ist und eine gute Option für das gewohnte Kurzpassspiel darstellt.

Dem jungen Badstuber kommt dabei die entscheidende Rolle zu. Van Buyten spielt selten den ersten Ball des Angriffs, sondern meist quer zum Nebenmann. Der ist dafür zuständig, den Angriff einzufädeln. "Wir wissen, wie wir jedes System spielen sollen. Das 4-3-3 hat gut funktioniert, ich denke, wir werden das weiter spielen", sagt Badstuber zu SPOX.

In Anatolij Tymoschtschuk oder Mark van Bommel sind erfahrene Sechser im Team, die mit dem neuen System keine Probleme haben. Van Bommel kennt es als Holländer aus dem Eff-Eff. "Wir haben die beste Besetzung, die man dafür haben kann. Wenn man solche Spieler hat, kann man so ein System spielen", sagt der Kapitän.

Und Tymoschtschuk kann ein Spiel extrem gut lesen, er antizipiert hervorragend und stopft so mögliche Löcher. Bastian Schweinsteiger und Hamit Altintop müssen sich noch etwas umgewöhnen. Vor allem Schweinsteiger fehlen noch ein paar Prozent in der Defensivarbeit. Altintop dagegen hat auch schon rechter Verteidiger gespielt.

Franck Ribery und Arjen Robben dürften im 4-3-3 absolut sakrosankt sein. Mit ihnen hat Bayern die Flügel immer besetzt, Ausnahmen sind ab sofort nicht geduldet. Die Kontertore zum 2:0 und 3:0 gegen Wolfsburg waren Lehrbeispiele und ein Vorgeschmack darauf, was mit den beiden möglich ist. Zudem sind beide zu großen Teilen von ihren ungeliebten Defensivaufgaben entbunden.

Die Position des Mittelstürmers könnte noch für hitzige Diskussionen sorgen. In Mario Gomez, Miroslav Klose und Luca Toni steht dreimal der fast identische Spielertyp für eine einzige Position zur Verfügung.

An sich eignet sich ein kopfballstarker, wuchtiger Stürmer am besten. Da Ribery und Robben allerdings "seitenverkehrt" agieren und häufig zur Mitte ziehen, sind hohe Flanken eher selten. Um mit den quirligen Außen mitzuspielen, sind Aktionsschnelligkeit und eine gute Technik auch für den Mittelstürmer wichtige Qualitäten.

Klose wäre hierfür wohl die beste Option. Im Moment scheint Gomez allerdings gesetzt. Gegen Wolfsburg aber hatte der 24-Jährige noch sichtlich Probleme mit dem neuen System, weil er dem Tempo der Außen nicht folgen konnte. Luca Toni hat von allen Stürmern wohl den größten Killerinstinkt, dürfte allerdings ebenfalls Probleme mit Tempo und Technik haben.

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