Klose wittert seine Chance

Von Thomas Gaber
Miroslav Klose erzielte in 55 Bundesligaspielen 20 Tore für den FC Bayern
© Getty

Luca Toni und Mark van Bommel sind wieder fit. Miro Klose sagt Mario Gomez den Kampf an. Für den FC Bayern beginnt die Saison mit dem Spiel in Dortmund von vorne. Der Konkurrenzdruck ist enorm - selbst im Tor. Die Spieler bauen auf die Unbestechlichkeit des Trainers.

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Miroslav Klose saß da wie ein kleines Häufchen Elend. Der Bayern-Stürmer durfte nicht mitspielen gegen den VfL Wolfsburg, eine an sich schon unerträgliche Situation für den Nationalspieler, der jahrelang gesetzt war. Im Verein und bei Joachim Löw.

Die Fotografen interessierten sich für Kloses Schicksal jedoch kaum. Ein Bild mit Klose auf der Bayern-Bank ist eben nicht so viel Wert wie eins mit dem erneut zur Nummer zwei degradierten Torhüter Michael Rensing. Oder eins mit dem Nacht-und-Nebel-Transferobjekt aus Holland, Arjen Robben.

Klose nennt seine Leistungen "unterirdisch"

Klose spielte nur eine Statistenrolle bei Bayerns vermeintlicher Wende zum Guten, dem 3:0-Spektakel gegen den amtierenden deutschen Meister. Klose wurde Opfer des Systems von Louis van Gaal. Im 4-3-3 hat nur ein Mittelstürmer Platz und Mario Gomez ist derzeit deutlich besser drauf. Das hat selbst Klose eingesehen.

"Meine Leistungen in dieser Saison waren bislang unterirdisch", sagte Klose der "Süddeutschen Zeitung". Die miesen Noten in den Zeitungen kamen ihm noch nicht schlecht genug vor. "Ich kann froh sein, dass es nur bis Sechs geht."

Die Pause gegen Wolfsburg sei allerdings mit van Gaal abgesprochen gewesen. "Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht bei 100 Prozent bin", sagte Klose dem "Kicker".

"Habe bei Weitem nicht die nötige Fitness"

Ungewohnt deutliche und bemerkenswert ehrliche Worte. Klose ist nicht mehr erste Wahl in München und nimmt diese Herausfordererrolle höchst professionell an. Er schießt nicht gegen den Trainer, sondern beschäftigt sich mit sich selbst und seiner körperlichen Verfassung.

"Es macht einen Riesenunterschied aus, ob du beim Torschuss und beim Kopfball einen hohen Puls hast oder ob du richtig frisch bist. Ich bin ja nicht im Tief, was das Toreschießen angeht, sondern was die Fitness betrifft. Und die habe ich bei Weitem nicht ", sagt Klose.

Am Samstag gegen Südafrika war ein ganz anderer Klose zu sehen. Präsent, spielfreudig, spritzig. Mit Beginn der zweiten Halbzeit ersetzte Klose Gomez und hatte einige gute Aktionen, wie die Vorarbeit zum 2:0 durch Mesut Özil.

"Es tut mir natürlich gut, dass ich wieder gespielt habe und vor allem ganz gut gespielt habe", meinte der 31-Jährige.

Gomez und Klose auf den Flügeln?

Klose hat sich zurückgemeldet im Kampf mit Mario Gomez um den Platz im Angriff. In der Nationalmannschaft und beim FC Bayern. Gomez hat sich im Training der Nationalmannschaft am Knie verletzt, sein Einsatz im WM-Quali-Spiel gegen Aserbaidschan am kommenden Mittwoch und im Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund ist aber wohl nicht gefährdet.

Doch Klose wittert seine Chance. Er glaubt an die Unbestechlichkeit von Bayern-Trainer Louis van Gaal. "Bei ihm zählt das Leistungsprinzip und das rechne ich ihm hoch an. Wenn ich fit bin, werde ich mich durchsetzen", sagt Klose.

Den Konkurrenzkampf mit Gomez und Luca Toni scheut Klose keineswegs. "Im 4-3-3 kann Luca nur vorne in der Mitte spielen. Bei Mario kann ich mir allerdings vorstellen, dass er auch außen spielen kann. Für mich gilt das genauso", sagt er.

Van Bommel voll im Plan

Mit dem Spiel bei Borussia Dortmund beginnt die Saison für Klose quasi von vorn. Wie für den gesamten FC Bayern. Ein Rechtsverteidiger wurde nicht mehr verpflichtet, die Ladenhüter Jose Ernesto Sosa, Christian Lell und Andreas Görlitz werden zumindest bis Jahresende weiter auf der Gehaltsliste der Bayern stehen.

Mit Toni kehrt eine weitere Option im Angriff zurück und  Kapitän Mark van Bommel ist auf bestem Genesungsweg nach seinem Zehenbruch. "Ich bin voll im Plan", sagte der Niederländer. Der Plan sieht einen Einsatz in Dortmund vor.

Über 20 Spieler bewerben sich in der kommenden Woche für einen Platz in der Startelf in Dortmund. Die meisten bis Donnerstag im Kreise ihrer Nationalmannschaften, ein überschaubarer Rest an der Säbener Straße.

Müller verzichtet auf U-21-Nationalelf

Mit dabei ist Thomas Müller, der auf die Spiele der deutschen U-21-Nationalmannschaft verzichtet hat. Er trainiert lieber in München und lauert auf seine Chance. "Für mich zählt momentan nur der Verein", sagte Müller.

Müller kann im 4-3-3 auf dem rechten Flügel oder im halbrechten Mittelfeld spielen. Die Konkurrenz ist mit Robben vorne und Anatolij Tymoschtschuk, Hamit Altintop und Bastian Schweinsteiger auf halbrechts immens.

Van Gaal hat die Qual der Wahl. Im 4-3-3 ist jede Position doppelt besetzt, die Sturmmitte mit Gomez, Klose und Toni sogar dreifach. Der Coach plant vorerst mit Franck Ribery und Robben auf den Flügeln. Doch dahinter lauern Müller und Altintop.

Rensing gibt nicht auf, Butt grübelt

"Kein Spieler des FC Bayern kann sich sicher sein, regelmäßig zu spielen", sagt Philipp Lahm, der durch den Verzicht auf den Kauf eines Rechtsverteidigers auf längere Sicht diese Position beibehalten wird wie Danijel Pranjic die linke Abwehrseite. Der Kroate wird im 4-3-3 nicht mehr im Mittelfeld gebraucht und Vertreter Edson Braafheid hinterließ in den ersten Spielen einen schwachen Eindruck.

Im Tor hat Michael Rensing seine erneute Degradierung zur Nummer zwei gefasst zur Kenntnis genommen und ging zuletzt im Training mit gutem Beispiel voran. Beim Trainingsspiel der Profis gegen Amateure am letzten Donnerstag gab der Keeper die Marschrichtung vor: "Kein Respekt haben! Sowas gibt es nicht", schrie Rensing über den Platz. Mit Erfolg: die Amateure gewannen mit 5:3.

Jörg Butt, augenblicklich erste Wahl, glaubt nicht so recht daran, auf Dauer Nummer eins zu sein. "Der Trainer wird sicher nicht nach jedem Patzer wechseln, aber wir sind hier beim FC Bayern. Da musst du dich jeden Tag beweisen. Der Trainer kannte mich nicht so gut. Ich muss mir sein Vertrauen erst erarbeiten", sagt Butt.

Am Donnerstag hat van Gaal seinen Kader wieder komplett. Er kann davon ausgehen, dass dann im Training die Fetzen fliegen.

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